Spezialisten in der kalten Jahreszeit Winterreifen für die Lkw-Antriebsachse

Winterreifen Foto: continental

Im Spätsommer denken Fuhrparkmanager bereits an den Winter. Was haben die größten Reifenhersteller aktuell im Programm und worauf kommt es bei einem Winterreifen an?

Lkw-Reifen bestehen aus Gummi-Mischungen mit hohem Naturkautschukanteil. Wegen des hohen Reifendrucks und der starken Belastung können die Hersteller nur bedingt weichere Mischungen verwenden. Bei Lkw-Winterreifen ist daher fast ausschließlich die Lauffläche mit dem Profil für die Performance verantwortlich. So setzt Goodyear bei seinem neuen Winterreifen auf ein spezielles Laufflächendesign: Die Schneetraktion des Antriebsachsreifens der neuen Serie Ultra Grip Max ist selbst bei 50-prozentiger Abnutzung der Lauffläche um 40 Prozent besser als beim Vorgängermodell. Möglich macht dies die neue Rillenkontur in Kombination mit tiefen Lamellen, sagt Michael Locher von Goodyear Dunlop.

Jeder Hersteller setzt auf spezielle Lamellenkonstruktionen, bei Michelin stehen je nach Anforderung vier verschiedene Lamellentechnologien zur Verfügung. Darunter die patentierte Wassertropfenlamelle. Sie bewirkt, dass sich nach etwa zwei Dritteln des Abriebs neue Profilrillen und -kanten öffnen, die vorher in der Mitte des Profilstollens verborgen waren. So soll während der gesamten Lebensdauer für Haftung und Profil gesorgt werden. Für die Antriebsachse eignet sich der Michelin XDW Ice Grip für Lkw im Nah- und Fernverkehr, er ist in sechs Dimensionen erhältlich.

Optimiertes Blockdesign bei Continental

Bei Continental trägt die aktuelle Winterreifenserie für extreme Bedingungen den Namen Scandinavia. Zur bewährten Reifengröße 22,5 Zoll für den Langstrecken- und Verteilerverkehr erweiterte Continental sein Portfolio um die Größen 17,5 und 19,5 Zoll. Laut Continental soll sich beim Einsatz von Conti-Winterreifen an allen Achsen die Traktion im Vergleich zu Standardreifen um bis zu 40 Prozent erhöhen und der Bremsweg aus Tempo 50 um fast zehn Meter verkürzen. Möglich machen soll es ein optimiertes Blockdesign; zusätzlich sorgen bis zu 22 Millimeter Profiltiefe für lange Lebensdauer.

Hankook: Neue Laufflächenmischung und Profildesign

Für die kommende Wintersaison hat auch Hankook einen neuen Winterspezialisten im Programm. Der Fern- und Verteilerverkehrsreifen Smart Control DW07 ist derzeit in drei Größen erhältlich und soll gegenüber den Vorgängermodellen bis zu 25 Prozent mehr Traktion auf Schnee bieten. Gleichzeitig soll sich die Laufleistung auf winterlichen Straßen um bis zu 13 Prozent erhöhen. Verantwortlich dafür ist eine neue Laufflächenmischung sowie ein neues Profildesign, die Lauffläche ist acht Prozent breiter als bei Vorgängermodellen. Pirellis Antwort auf den Winter lautet TW01. Ein laufrichtungsgebundener Profilaufbau soll für optimalen Grip auf nassen und trockenen Fahrbahnen sorgen, eine verbesserte Anordnung der Lamellenstruktur und Laufrillen bietet mehr Grip auf Schnee. Der TW01 ist aktuell in sieben Dimensionen erhältlich.

Je nach Einsatzgebiet haben Lkw in Mitteleuropa nur selten mit extremen Winterverhältnissen zu tun. Die Schwierigkeit für Hersteller besteht darin, Reifen zu entwickeln, die bei Schnee ein hohes Maß an Sicherheit bieten, auf trockener Fahrbahn aber hohe Kilometerleistungen und einen niedrigen Kraftstoffverbrauch ermöglichen. Der hohe Entwicklungsaufwand und modernste Technologie kosten viel Geld, hochwertige Reifen sind entsprechend teuer. Expertenwissen, das im Rahmen der kontinuierlichen Forschung und Weiterentwicklung generiert wird, fließt umgehend in die Produktion von Premium-Reifen ein, erklärt Timo Roebbel von Continental.

Chinesische Budget-Reifen überschwemmen den Markt

So mancher Spediteur sieht sich dennoch nach günstigeren Alternativen um. Derzeit überschwemmen chinesische Budget-Reifen den Markt, die gegenüber Markenreifen in der Anschaffung zunächst günstiger sind. Auf Dauer lohne jedoch der Griff zum Markenprodukt: "Reifen von Michelin sind von vornherein auf mehrere Leben ausgelegt. Sie lassen sich nachschneiden und mehrfach runderneuern", sagt Simone Looseman von Michelin. In der Tat lassen sich viele Reifen aus chinesischer Produktion nicht nachschneiden oder runderneuern – für Fahrzeuge mit hoher Laufleistungen ein Ausschlusskriterium. Zudem sind bestimmte Größen bei günstigeren Pneus nicht verfügbar. Die meisten Premium-Hersteller bieten auch eigene Reifen im mittleren Preissegment an, im Goodyear Dunlop-Konzern etwa die deutsche Marke Fulda. Kunden, die sich für das mittlere Preissegment interessieren, achten auf traditionelle Reifeneigenschaften wie Haltbarkeit, Robustheit und den Ganzjahreseinsatz. "Für sie kommt es im Unterschied zum Bereich Premium weniger darauf an, über die Laufzeit hinweg die Gesamtbetriebskosten zu senken", sagt Locher von Goodyear Dunlop.

Ob Premium oder mittleres Preissegment – woran erkennt man einen guten Winterreifen? Das M+S-Symbol sagt wenig über die Eigenschaften eines Reifens aus. Zwar suggeriert es eine gewisse Wintertauglichkeit, jedoch kann jeder Hersteller seine Reifen ohne jeglichen Test mit dem Symbol versehen. Ein besserer Indikator ist das 3PMSF-Symbol (Three Peak Mountain Snow Flake). Das Schneeflocken-Symbol garantiert, dass der Reifen einen normierten Praxistest nach ECE-Regelung 117.02 absolviert hat. Dabei muss der Reifen unter anderem einen Traktionsvergleichstest mit einem Referenzpneu bestehen: Auf schneebedeckter Fahrbahn muss der Testreifen in sechs von zehn Durchgängen um mindestens 25 Prozent besser abschneiden als der Referenzreifen.

Nasshaftung hat wenig mit Schneetauglichkeit zu tun

Je nach Dimension und Einsatzzweck verfügen alle oben genannten Premium-Reifen sowohl über das M+S- als auch das 3PMSF-Symbol. Einen ersten Anhaltspunkt in Sachen Betriebskosten bietet das EU-Reifenlabel. Doch während das Label mit den Kriterien Nasshaftung, Rollwiderstand und Abrollgeräusch für Pkw-Fahrer zunehmend an Bedeutung gewinnt, spielt es bei Nutzfahrzeugreifen eine eher untergeordnete Rolle. "Logistiker kennen sich in der Regel ziemlich gut mit Reifen aus", sagt Locher von Goodyear Dunlop und ergänzt: "Für zwei Gruppen ist das Label jedoch besonders interessant: für verbrauchsorientierte Transportunternehmen, die meist im Fernverkehr unterwegs sind sowie für sicherheitsorientierte Kunden aus dem Bereich City-Busse oder ÖPNV." Nasshaftung habe aber nur wenig mit der Schneetauglichkeit zu tun. Für viele Transporteure ist das Label somit von eher eingeschränkter Bedeutung, denn trotz der höheren Transparenz informiert es eben nicht über alle für sie relevanten Produkteigenschaften, sagt Locher.

Ähnlich sieht das Roebbel von Continental: Wir stellen fest, dass beim Kauf dem Reifenlabel nicht die höchste Priorität zukommt. Andererseits fällt vor allem dem Kraftstoffeffizienz-Label bei Ausschreibungen durchaus Bedeutung zu. Auch für Loosemann von Michelin ist das Label nicht aussagekräftig genug: "Das Reifen- label schafft Transparenz bei drei Kriterien – das gibt eine erste Orientierung für den Kunden. Aber gerade für Lkw sind noch eine Menge weitere Faktoren wichtig, wie Wirtschaftlichkeit, Laufleistung, Nachschneid- und Runderneuerbarkeit. Das kann das Label nicht abbilden."

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Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
Lao 10 2015 Titel
lastauto omnibus 11 / 2015
12. Oktober 2015
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