Spedition Weigand in Sittensen Willkommen im Achterdeck

spedition, weigand Foto: Jan Bergrath 11 Bilder

Weil das alte Büro zu klein wurde, hat Weigand-Transporte für alle Mitarbeiter ein neues Gebäude bauen lassen, bei dem nichts dem Zufall überlassen wurde. Ein Zentrum für die offene Unternehmenskultur.

Dietmar Winden ist am frühen Montagmorgen in Essen mit seinem Actros 1843 losgefahren. Seinen Tankzug hatte er am Freitag in den Niederlanden mit altem Frittenfett vorgeladen. Das geht nun zur Weiterverarbeitung als Biodiesel nach Brunsbüttel. Von dort fährt Dieter wieder zurück nach Sittensen in die eigene Spülanlage.

Mit Dennis Everding, der hier ab 2009 seine dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer absolviert hatte und nun seit 2015 als Fuhrparkleiter selbst für die Ausbildung der BKF-Nachwuchskräfte verantwortlich ist, bespricht er noch den Werkstatttermin für den einzigen Mercedes-Benz in der Flotte. Dann ist auch schon Zeit für das Mittagessen mit den Kollegen. Es gibt Bauernfrühstück.

Offenes Kommunikationszentrum für alle Mitarbeiter

"Auf Dauer konnten wir mit zwölf Mitarbeitern nicht auf 100 Quadratmetern bleiben, wenn wir wachsen wollen", erzählt Stefan Weigand (51), der zusammen mit seinem Bruder Karsten (49) Geschäftsführer des Familienunternehmens ist. Seine Frau Ina ist für Personalwesen und Lohnbuchhaltung verantwortlich, die beiden Kinder Lea (20) und Luca (18) arbeiten auch im Unternehmen mit. "Um vor allem gute junge Mitarbeiter für den kaufmännischen Bereich nach Sittensen zu locken, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Und so entstand die Idee eines neuen Bürogebäudes als offenes Kommunikationszentrum für alle unsere Mitarbeiter."

spedition, weigand Foto: Jan Bergrath
Mit dem eigenen Schulungsraum ist Weigand nun auch bei der kontinuierlichen Weiterbildung der Fahrer autark. Die Lkw für den praktischen Teil stehen gleich auf dem Hof.

Das zweistöckige Gebäude könnte auch in der Zeitschrift "Schöner Wohnen" für Aufsehen sorgen. Moderne Arbeitsplätze nach ergonomischen Konzepten in der Disposition, helles Holz in Kombination mit tiefschwarzem, leicht rauem Stahl, der Eingangsbereich mit den Lkw-Modellen aus Paletten gebaut, ein Display mit den wechselnden Bildern der langjährigen "Weigander", ein hochmoderner Schulungsraum mit Whiteboard für die Weiterbildung der Fahrer, Bilder der jungen Historie im Gemeinschaftsraum mit Ledersofa und einer Spielecke. So wie man es eigentlich von Start-up-Firmen aus der Softwarebranche kennt – und wo die Fahrer ein Teil der modernen Unternehmenskultur sind: Willkommen im Achterdeck.

Hier im Erdgeschoss mit Zugang zur Außenterrasse ist das Reich der Hauswirtschafterin Marion Cordes, die zuletzt ein halbes Jahr als Servierkraft auf dem Hoyer-Autohof Rade gearbeitet und vom neuen Konzept bei Weigand gehört hatte. Nun kauft sie seit der offiziellen Eröffnung im Mai jeden Morgen die frischen Zutaten für das Mittagessen ein, das für alle Mitarbeiter 3,50 Euro kostet. "Ich koche dabei immer so, dass drei bis vier Essen übrig bleiben", sagt sie. "Die können sich die Fahrer, die am Abend oder in der Nacht auf den Hof kommen, noch in der Mikrowelle warm machen. Es ist an alles gedacht."

Lockere Gespräche im Achterdeck

spedition, weigand Foto: Jan Bergrath
Die Spielecke ist für alle da, den Holzkasten für das Dartsboard hat Fahrer Andreas Zierow gebaut.

In der Regel sind die derzeit 42 festen Fahrer die ganze Woche mit ihren Tankzügen überwiegend im nationalen Fernverkehr unterwegs. Die internationalen Touren führen ins grenznahe Ausland. "Es ist bei uns im Grunde ein entspanntes Arbeiten", sagt Thomas Wendt, ebenfalls einer der langjährigen "Weigander", der mit seinem Scania R 450 und dem Einkammertank ebenfalls im Bereich der Bioenergie unterwegs ist, aber auch technische Fette und Öle transportiert. "Bei Weigand sind wir fester Teil der Lieferketten und kommen im Schnitt auf rund 100.000 Kilometer im Jahr. "Dass Weigand bei diesem Projekt auch die Fahrer eingebunden hat, beweist die Wertschätzung, die man uns hier seit Jahren entgegenbringt."

Das betont auch Stefan Weigand. "Bei uns läuft eben sehr viel auf Augenhöhe. So halten wir unser Topteam zusammen. Und beim lockeren Gespräch mit den Fahrern im Achterdeck hören wir genau hin, wie aktuell die Stimmung ist oder wo es vielleicht Sorgen gibt."

Grundsätzlich ist allerdings Thomas Wendt seit dem 30. Juni 2019 als Vertreter der Fahrer bei den monatlichen Bereichsleitertreffen zwischen Geschäftsführung, Disposition, Fuhrparkleitung und Werkstatt dabei. "So können wir strukturiert und zielführend kommunizieren", so Weigand. Zu der internen Kommunikation gehören auch das hauseigene Magazin "Teamwork" sowie eine ständig aktualisierte Facebook-Seite, auf der aktive Mitarbeiter für besondere Leistungen hervorgehoben und langjährige Fahrer, die sich in den Ruhestand verabschieden, noch einmal geehrt werden. Mit Fuhrparkleiter Everding bespricht Wendt auch alle Fragen der BKF-Auszubildenden, für die es sogar eine eigene Homepage gibt: www.weigand-deine-zukunft.de. "Hier sind für das kommende Ausbildungsjahr noch Plätze frei", so Weigand.

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Gros der Flotte besteht aus Lkw von Scania

Weigand, spedition Foto: Spedition Weigand
Lkw von Weigand-Transporte

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise hat Weigand ohne große Blessuren weggesteckt. "Wir mussten zum Glück nur drei Lkw abbauen." Dabei zeigt sich, dass sich das Konzept, die Lkw zu kaufen und sieben Jahre top gewartet im Fuhrpark zu halten, gerade in der Krise bewährt hat. "Allerdings mussten wir aktuell weitere Investitionen in den Fuhrpark etwas zurückhalten."

So ist das Gros der Flotte eine Mischung aus Scania der alten und der neuen Generation. Konkret: drei Scania S 450 mit Topstyle-Edition für besonders verdiente langjährige Fahrer sowie dreizehn Scania R 450 Topline. Die andere Hälfte sind dreizehn Scania R 450 Topline und ein Scania R 480 Topline, alle von den meisten Fahrern sehr individuell ausgestattet. Als zweite Marke löst MAN nun sukzessive DAF ab, die die Erwartungen an die Wirtschaftlichkeit laut Stefan Weigand nicht erfüllen konnten.

An diesem Montag Mitte Juni läuft das Tankgeschäft immer noch etwas langsam an, die vier Fahrer vertreiben sich die Wartezeit bis zum nächsten Ladeauftrag bei Kaffee und von Marion Cordes selbst gebackenem Kuchen auf der sommerlichen Terrasse. Richtig losfahren will keiner. Auch Angela Martin, die gerade erst aus dem Urlaub gekommen ist, lobt das neue Gebäude: "Das Betriebsklima war hier schon einmalig, durch das offene Kommunikationskonzept ist es noch deutlich besser geworden."

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 09 2020 Titel
FERNFAHRER 09 / 2020
1. August 2020
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