Spedition Wehle aus Straubenhardt Familienbetrieb ist auf Italien spezialisiert

spedition, porträt, wehle Foto: Jan Bergrath 12 Bilder

Siegfried Wehle begann 1976 als selberfahrender Unternehmer, sein Bruder Hartmut stieg 1985 ins Geschäft ein. Schon früh hat sich die Spedition auf den Italientransport mit Jumbozügen spezialisiert.

Die beiden individuell ausgestatteten Scania der R-Serie stehen am Freitagnachmittag auf dem Waschplatz der Spedition Wehle in Straubenhardt. Sven Kopriva hat den Jumbogliederzug mit dem Tridemanhänger von Dinkel mit drei Traktoren von John Deere aus Mannheim vorgeladen. Nun gibt er dem Lastzug noch etwas Glanz für die nächste Woche. Neben ihm steht der Zug von Timo Wehle, dem Sohn des Firmengründers Siegfried. Dem wiederum wird bei der Fahrzeugpflege bereits assistiert von dessen Sohn Noah. "Bei uns bleibt alles in der Familie", lacht Timo Wehle. Auch er fährt sonntagabends über die Schweiz wieder raus nach Norditalien. "Mein Cousin Fabian und ich fahren dieselben Touren wie unsere Fahrer. Und wir haben alle Spaß dabei."

Mit gebraucht gekauftem MAN wurde das Unternehmen gegründet

Es ist eine höchst ungewöhnliche Firmengeschichte, die auf einem alten Foto im Büro der Spedition Wehle dokumentiert ist. Links der blau-rote MAN 13.168, bereits als Jumbogliederzug, die Windschutzscheibe voller Wimpel, auf der Stoßstange in arabischen Lettern der Schriftzug "Europa–Asien–Afrika", Kind und Hund im Fahrerhaus, eine spartanische Liege an der Wand, das TIR-Zeichen und der legendäre Aufkleber "Les Routiers" auf der Front. Rechts der grün-gelbe Mercedes-Benz aus der kubischen LP-Serie mit ebenfalls 168 PS, aber ganz ohne Bett. Das Bild zeigt die beiden Fahrer Udo und Gerd, die 1982 verwegen auf dem Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle neben ihren Fahrzeugen posieren. "Mit dem gebraucht gekauften MAN habe ich das Unternehmen als selbstfahrender Unternehmer gegründet", erzählt Siegfried Wehle (65) auch in der Sendung 23 von FERNFAHRER live. "Damit war ich auf Tour im Irak. Mit für die PS-Leistung heute kaum vorstellbaren 20 Tonnen Baumaterial als Ladung."

Mit einer Nahverkehrsgenehmigung ging es über die nur 40 Kilometer entfernte französische Grenze, eine rote Konzession konnte sich der junge Unternehmer damals nicht leisten. Bald kam schon der zweite Lastzug. "Der Mercedes-Benz lief mit Stückgut im Frankreichverkehr, ohne Schlafkabine. Als ich mit meiner Frau Martina einmal eine Tour nach Südfrankreich gemacht habe, mussten wir beide auf dem Auflieger schlafen." Allein konnte Siegfried das Wachstum nicht mehr schaffen. Der jüngere Bruder Hartmut (59) kam erst als Fahrer dazu, 1985 wurde die GmbH gegründet. "Ohne unsere Frauen Martina und Elvira hätten wir den Aufbau der Firma und die Gründung unserer Familien aber nicht geschafft", sagt Hartmut, dessen Sohn Fabian (33) ebenfalls als Fahrer die Italientouren fährt. Kein Wunder: "Als Timo und Fabian geheiratet haben, mussten wir sie natürlich jeweils mit einem anständigen Konvoi zur Trauung begleiten", so Siegfried Wehle. "Das hat schon Eindruck gemacht."

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Sven Kopriva (26) aus Kleinsteinbach: "Wir fahren zwei Touren pro Woche nach Norditalien und bringen Rückfracht in den Raum Mannheim und Frankfurt. Touren nach Süditalien sind bei uns quasi wie Urlaub."

"Unsere Touren sind zeitlich sehr gut geplant"

Zehn eigene Lkw sind es heute, alle gekauft und für rund sieben Jahre im Einsatz. "Ich habe noch einen älteren Scania mit Handschaltung", berichtet Sven Kopriva, der viele seiner Impressionen aus Italien auch in den sozialen Medien postet. Während der Coronakrise sind die Italientouren weitergelaufen. "Auch ich wurde natürlich von den Chefs gefragt, ob ich fahren will", sagt Kopriva. "Und da wir alle immer ausreichend Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel dabei hatten und es bei den Kunden kaum Kontakt gab, hatten wir Fahrer im Grunde keine Sorge, uns zu infizieren." Den geringeren Verkehr vor allem im Großraum Mailand haben die Fahrer allerdings schon genossen. "Unsere Touren sind zeitlich sehr gut geplant", erzählt Sandro Finter, "und wir wissen natürlich, wie genau wir unsere Lenk- und Ruhezeiten einteilen müssen, um zwei Rundläufe in der Woche zu machen." Umso größer jetzt die Freude, dass in Italien seit Anfang Juni die Restaurants wieder geöffnet sind.

"Die zwei Monate Durststrecke haben wir zum Glück nun auch überstanden", freut sich Timo Wehle. Das Familienunternehmen hat sich früh auf den Transport von Traktoren nach Italien spezialisiert, von den zehn Zügen mit einer Innenhöhe bis 3,25 Meter gibt es jeweils zwei unterschiedliche Konfigurationen, also zum Beispiel den Motorwagen mit 6,50 Metern und den Anhänger mit 9 Metern. Oder 8,20 Meter in Kombination mit 7,30 Metern. " So können wir Traktoren in unterschiedlicher Länge flexibel verladen", sagt Siegfried Wehle. "Über die Jahre haben wir uns dazu einen Stamm von guten Fahrern aufgebaut, die natürlich die Kunden vor Ort kennen und uns bei der Planung der Touren unterstützen." Gibt es vor Ort sprachliche Probleme, ist Franco Pacifico immer erreichbar, um aus der Ferne bei Problemen zu dolmetschen. Und wenn Not am Mann ist oder Urlaubszeit, dann fahren Siegfried und Hartmut Wehle als Aushilfen im eigenen Betrieb noch mit. "Es ist die beste Firma, für die ich seit meiner Ausbildung zum Berufskraftfahrer arbeite", betont Sven Kopriva. Und jede Woche hofft er, so wie die anderen Kollegen, dass es mal wieder eine Tour in den Süden Italiens gibt. "Die dauert rund eine Woche. Das ist dann im Vergleich fast wie Urlaub!"

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 08 2020 Titel
FERNFAHRER 08 / 2020
4. Juli 2020
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