Seit 22 Jahren fährt Wolfgang Dorn für die Spedition Leinsle aus Buchloe. Mit Ruhe und Gelassenheit steuert er seinen Kippsilozug durch den immer brutaler werdenden Verkehr auf den Autobahnen.
Hallo, ihr Langstreckenautobahngeradeausrutscher. Es geht doch nichts über eine Reise mit Ruhe und Frieden – irgendwie muss der Tank leer und mein Portemonnaie voll werden. Heute war es ruhig auf meiner Strecke Hof–Chemnitz–Leipzig–Heilbronn–Stuttgart bis Herrenberg. Kein Stau. Und zum Glück kein Unfall."
"Körperliche Arbeit eines Silofahrers ist überschaubar."
So beginnt einer der typischen Kommentare auf der Facebook-Seite von Wolfgang Dorn. Auch dieser endet mit den drei Wörtern "Der alte Mann". 67 Jahre ist der zweifache Familienvater mittlerweile, vor 44 Jahren hat er geheiratet, seither zwei Söhne großgezogen. "Den Lkw-Führerschein der Klasse 2 hatte ich in meiner Siegener Zeit auf eigene Kosten gemacht", erinnert sich Wolfgang, der nach der Bundeswehr zehn Jahre bei Krupp in Siegen im Stahlbau war. "Ich bin oft als Aushilfe mit meinem Nachbarn im internationalen Verkehr gefahren. Bis in den Nahen Osten." Schließlich suchte er selbst eine feste Stelle im Fernverkehr. "Damals sollte man möglichst nicht älter als 25 Jahre sein", so Wolfgang. "Mit 30 Jahren Erfahrung." Ein Jahr fuhr er dann einen Betonmischer. "Schließlich sind wir vor 22 nach Bayern umgezogen, ich bin zurück in die alte Branche des Stahlbaus. Bis ich an einer Drehbank einen Arbeitsunfall hatte." Wieder über einen Nachbarn in Untermeitingen kam er zur Spedition Leinsle.
"Zuerst habe ich mit einem Volvo F 90 Silogestellung im Nahverkehr gemacht. Nach und nach ging es dann in den nationalen Fernverkehr. Wir haben zusammen mit der Spedition Lechzug aus Landsberg rund 120 Lkw. Unsere Soloabteilung ist mit zehn Zügen und einem Disponenten sehr persönlich. Auch die körperliche Arbeit eines Silofahrers ist überschaubar. Das ist gut für einen alten Mann wie mich." In der Regel macht Wolfgang mit seinem zwei Jahre alten MAN TGX 18.500 und dem Kippsilo von Spitzer zwei Rundläufe in der Woche. So holt er zum Beispiel Gips aus dem Raum Leipzig und bringt ihn zu Kunden der Baustoffindustrie im Raum Augsburg bis Stuttgart. "Ohne zeitlichen Stress dank guter Planung", lobt Wolfgang. "Dass ich den Lkw dabei mit nach Hause nehmen kann, ist natürlich für mich ein Vorteil."
Profis können mehr als Lkws von A nach B bewegen
Vor allem über die Sicherheit im Straßenverkehr macht er sich immer häufiger Gedanken. Zu diesem Thema war er auch Gast in der Sendung 24 von FERNFAHRER Live. Ausreichender Sicherheitsabstand bei maximal 85 km/h ist praktisch seine Lebensversicherung. "Mein MAN hat zwar mit dem EBA 2 einen sehr guten Notbremsassistenten. Aber ich als Fahrer habe die Verantwortung dafür, dass dieser gar nicht erst eingreifen muss." Und so schreibt er für die Kollegen auf seiner Seite diese Zeilen: "Es liegt in unseren Händen, nicht nur den blöden Umweltverschmutzer mit dem dicken Verkehrshindernis unter dem Hintern zu geben. Wir Profis am Steuer können zeigen, dass wir viel mehr können als nur einen Lkw von A nach B bewegen. Verkehrssituationen erkennen und durch eine angemessene Reaktion sich anbahnende kritische Situationen zu entschärfen. Unsere Erfahrungen, die bessere Übersicht der Straße und vorausschauendes Fahren ermöglichen uns, so manch eine entstehende Unfallgefahr schon im Kern zu erkennen und mit Souveränität und Können abzuwenden. Man hat den Kraftfahrer lange Zeit als König der Landstraße bezeichnet. Unser Ziel muss sein, diese Könige wieder zu werden!"