Spedition Huhndorf im Porträt Fahrer und Chef auf einer Wellenlänge

spedition, huhndorf Foto: Jan Bergrath 13 Bilder

Transportunternehmer Dirk Huhndorf begann 1992 mit einem Lkw. Mittlerweile ist daraus eine beachtliche Flotte erwachsen. Die Fahrer und ihren Chef eint die gemeinsame Freude an gestylten Lkw.

Der wichtigste Fahrer der Spedition Huhndorf aus Merzen ist der Springer. Rolf Schirrmann ist gelernter Maschinist und übt die Springertätigkeit bei Huhndorf seit 2013 aus. Es ist eine verantwortungsvolle Stelle. "Wenn ich einen Lkw meiner Kollegen in deren Urlaubszeit übernehme", so lautet seine Grundeinstellung, "dann können sich meine Kollegen darauf verlassen, dass sie ihn wieder so vorfinden, wie sie ihn mir überlassen haben." Rolf selbst beschreibt sich als Perfektionisten. Einen festen Lkw, das ist Rolf bewusst, wird er hier nicht mehr bekommen. Nicht, weil es ihm sein Chef, der 54-jährige Dirk Huhndorf, der sich 1992 mit einem Lkw selbstständig gemacht hat, nicht zutraut – Rolf beherrscht schließlich alle Abläufe, kennt alle Kunden und alle 18 Lkw –, sondern weil er das Bindeglied ist und dafür sorgt, dass immer alle Fahrzeuge besetzt sind und es keinerlei Beschwerden der Stammfahrer gibt. "Auf Rolf ist Verlass", bestätigt auch Jens Bollmann. Jens hat vor drei Jahren eine mittelständische Spedition verlassen, um zusammen mit seinem neuen Chef in der Dispo zu arbeiten. Nicht nur, weil das neue Unternehmen für ihn näher an seinem Wohnort liegt, sondern auch, weil für ihn hier das Betriebsklima stimmt. Das gilt übrigens für alle 19 Fahrer, die bei Huhndorf beschäftigt sind. So auch Markus Renken, der weiß, dass er seinen DAF XF 530 mit der edlen Innenausstattung aus Leder ohne Kaffeeflecken und Kratzer im Blech zurückbekommt. Markus hat, so wie sein Kollege Tobias Pell, viel Zeit und viel Geld in den "eigenen" Lkw investiert.

Für manche Fahrer sind die DAF Hobby und Beruf zugleich

Beide Fahrer nehmen am Wochenende ihre Züge mit zu einem Standort in der Nähe ihres Wohnorts. Dort verbringen sie in der Halle eines befreundeten Unternehmers mit weiteren Bekannten aus der Show-Truck-Szene einen großen Teil ihrer Freizeit mit der Verschönerung von Lkw. Für beide Fahrer sind die DAF Hobby und Beruf zugleich. Andere, eher pragmatisch orientierte Fahrer können das nicht immer nachvollziehen. Das zeigt die aktuelle Diskussion über die "Jagd auf Zusatzbeleuchtung". Mediale Beachtung fand eine Spendenaktion von Markus und Tobias Ende Dezember 2018. Die beiden haben mit den Vereinen "Little Wolf" und "Actros Mafia" eine Spendenaktion für die krebskranke Tochter einer gemeinsamem Bekannten organisiert. Die Krankenkasse zahlte für eine dringend benötigte Echthaarperücke nur 400 Euro. "Den Rest zu den insgesamt nötigen 2.700 Euro haben wir in der Szene gesammelt", erzählt Tobias. Gemeinsam sorgten sie dann für die gelungene Weihnachtsüberraschung des Mädchens. "Dabei hatten wir auch die Unterstützung unseres Chefs. Er lässt uns außerdem zur Wohltätigkeitsveranstaltung ‚A Happy Day of Life‘ nach Kassel fahren. Disponent Jens Bollmann plant unsere Touren so, dass wir auf dem Weg zum Kunden am Autohof Lohfeldener Rüssel vorbeikommen."

Für Dirk Huhndorf ist das mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. "Im Grunde bin ich es sogar, der mit den ganzen Lampen angefangen hat. Nicht nur, weil es sehr gut aussieht, sondern weil man als Unternehmer auch technisch interessierte Fahrer bekommt, die sich gerne um ihr Fahrzeug kümmern. Wobei wir uns ausdrücklich gegen die Vorurteile in der Branche wehren, dass Fahrer mit einem Faible für Licht ständig dem Lohn hinterherlaufen. Ich zahle einen guten Grundlohn mit Prämien, biete dazu top gewartete Autos und einen vernünftigen Umgang mit meinen Mitarbeitern." Eigentlich wollte Huhndorf, gelernter Speditionskaufmann und Sohn eines langjährigen Lkw-Fahrers, der am Samstag seine Lkw selbst wartet, nie mehr als einen Lkw haben. Doch dann wurden es immer mehr. Zu viel für den Platz im Gewerbegebiet von Merzen. "Markus und Tobias nehmen ihre Züge mit nach Hause, und fünf weitere Lkw sind bei Magdeburg stationiert. So passt das." Als Unternehmer klagt Huhndorf über die vielen Fehler seiner Auftraggeber, die er und sein Disponent Tag für Tag ausgleichen müssen. "Die Fahrer sind heute total überwacht", klagt er, "vor allem die ewigen, meist unkalkulierbaren Wartezeiten gehen uns alle an die Nerven. Und jetzt will man uns auch noch den letzten Spaß nehmen." Huhndorf und Hubert Middendorf stehen gerade in Lünen vor dem Amtsgericht. "Es ging um die Frage, ob in meinem alten DAF ein ‚Baumann-Schalter‘ verbaut ist", so Hubert, der mittlerweile den jüngsten Lkw der Flotte fährt, einen Volvo FH 500. "Der vom Gericht bestellte Gutachter war nun hier. Wir gehen davon aus, dass er dem Gericht bestätigt, dass dieser Schalter in dem DAF verbaut ist. Ob das Verfahren jetzt eingestellt wird, bleibt abzuwarten." Das könnte Hubert und seinem Chef je einen Punkt in Flensburg ersparen. Womit das Problem aber nicht wirklich gelöst ist.

spedition, huhndorf Foto: Jan Bergrath
Markus Renken hatte die Idee, die Zusatzbeleuchtung mit der Handbremse zu koppeln, und hofft auf eine Genehmigung.

Nach einer Weisung aus Baden-Württemberg ist die oft geduldete Abschaltvorrichtung nicht legal. "Wir suchen nun alle nach einer praxistauglichen Lösung", sagt Hubert. Eine Idee dazu hatten wiederum Markus und Tobias, die beiden DAF-Fahrer. Deren Fahrzeuge sind vom Prinzip her korrekt: nach vorne weiß, zur Seite gelb und nach hinten rot. "Und die zusätzlichen Scheinwerfer vorne leuchten nach oben, können also niemand blenden", erklärt Markus. "Aber es sind zu viele. Daher werden wir nun die Zusatzlichter mit der Handbremse koppeln. Dann ist das Licht während der Fahrt definitiv aus. Vielleicht können wir diesen Vorschlag als einen sinnvollen Kompromiss in die Diskussion einbringen."

Zahlen & Fakten

Anschrift: Spedition Huhndorf GmbH, Mühlenweg 5, 49586 Merzen
Tel.: +49 (0) 54 66/9 37 98-0, Fax: +49 (0) 54 66/9 37 98-29
E-Mail: info@spedition-huhndorf.de
Internet: www.spedition-huhndorf.de
Gründungsjahr: 1992
Unternehmensgröße: Inhabergeführtes Transportunternehmen
Umsatz: 3,5 Millionen Euro
Schwerpunkt: Rein innerdeutsche Transporte von Getränken, Mahlgut, Möbeln und Ladenbausystemen mit Plan- und Kofferzügen
Beschäftigte: 25, davon Fahrer: 19
Fuhrpark: 18 eigene Sattelzüge, davon 11 DAF, 3 Scania, 3 MAN und 1 Volvo mit einer Leistung von 500 bis 530 PS.
Fern­verkehrsausstattung mit Stand­klima­anlage, Lkw überwiegend gekauft,
Verweildauer: Iin der Flotte bis zu 7 Jahre. Auflieger von Schmitz Cargobull und Krone, davon 3 Kofferfahrzeuge.'
Individuelle Zusatz­beleuchtung durch Initiative des Unternehmers
Eigene Werkstatt: Ja, mit den beiden Monteuren Hermann Schwerdt (80) und Roland Huhndorf (82), die überwiegend am Samstag anfallende Wartungsarbeiten durchführen
Einsatzbereich der Fahrer: 100 Prozent innerdeutsch
Fahrleistung der Lkw: Ca. 120.000 km im Jahr
Offene Stellen: Alle Lkw sind derzeit besetzt, Anfragen eher perspektivisch

Alle Angaben laut: Geschäftsführer Dirk Huhndorf

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FERNFAHRER 06 2019 Titel
FERNFAHRER 06 / 2019
4. Mai 2019
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