Ein Scheunenfund mit reichlich Patina war eines der Highlights am Messestand von Daimler Trucks. Der Mercedes-Benz L 311 stammt aus dem Jahr 1960 und trägt die Farben von "Esso Nederland".
Als der Tankwagen noch fahrtüchtig war, wurde er vom bewährten OM 312 angetrieben. Der Hubraum mit 4.580 ccm entlockte dem Diesel 100 PS bei 2.800/min. Dazu kam das bewährte 5-Gang Getriebe von ZF und eine Nutzlast von 3,5 Tonnen. Für damalige Verhältnisse war der L 311 ein komfortabler Lastwagen: Da war das Fahrerhaus mit seiner dreisitzigen Bank und der selbst im Pkw noch nicht selbstverständlichen Heizung. Vorn öffnende Dreiecksfenster mit innen angebrachtem Windabweiser aus Glas verschafften im Sommer zugfreie Kühlung. Sowohl die Optik mit der einteiligen Windschutzscheibe als auch die Technik mit dem laufruhigen Sechszylinder-Diesel waren ihrer Zeit voraus.
Ein begehrter Lastwagen, damals wie heute
Auch von den Fahreigenschaften her brauchte der Hauber den Vergleich mit zeitgenössischen Pkw nicht zu scheuen: "Der neue Mercedes-Benz-Lastkraftwagen fügte sich dem modernen flüssigen Schnellverkehr spielend ein", preist ein Prospekt die Talente des auf 80 km Höchstgeschwindigkeit ausgelegten L 3250 (so die ursprüngliche Bezeichnung vor der Umbenennung zuerst in L 3500 und 1955 dann in L 311). Er verfüge zudem über Temperament, Wendigkeit und Schnelligkeit des Personenwagens, bringe dabei aber die enorme Wirtschaftlichkeit des kultvierten Dieselmotors und die robuste Zuverlässigkeit einer bis in die letzten Einheiten ausgefeilten Konstruktion mit, so der Werbetext von Daimler-Benz.
Der Scheunenfund beflügelt die Phantasie der Betrachter
Die Frage, die sich viele Betrachter auf der Retro Classics stellten, lautete jedoch: Wie kam es dazu, dass dieser Tankwagen einfach in einer Scheune abgestellt und vergessen wurde? Wer war der letzte Eigentümer, wurde der Lkw womöglich gestohlen? Nun jedenfalls befindet sich der Hauber im Besitz des Mercedes-Benz-Werks Wörth am Rhein, das über eine feine Sammlung an hauseigenen Oldtimern verfügt. Wir sind gespannt, wie es mit dem Scheunenfund weitergeht. Vielleicht wird er komplett restauriert und in einen Neuwagenzustand versetzt - vielleicht wird er aber auch behutsam instandgesetzt, um die einzigartige Patina zu erhalten.