Neues Lab im HOLM Forschen für den ÖPNV

Foto: Thorsten Wagner

Mobilitätsdienstleister, Verkehrsverbünde und andere Unternehmen der ÖPNV-Branche können künftig in einem unternehmensübergreifenden Versuchsraum für Innovationen Konzepte und Geschäftsmodelle für die Mobilität der Zukunft entwickeln.

Im ÖPNV Lab des Wissenschaftsclusters „House of Logistics and Mobility" (HOLM) sollen Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik von 2019 an innovative Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr der Zukunft arbeiten: Wer organisiert die Tür-zu-Tür-Reise der Zukunft mit welchen Partnern? Welche neuen Kombinationsmöglichkeiten von Bussen und Bahnen mit Alternativen wie autonomes Fahren, Rad- oder Fußverkehr können durch eine weitere Digitalisierung erreicht werden?

Das HOLM arbeitet derzeit mit 60 Unternehmen und 20 Hochschulen zusammen, bisher fanden rund 460 Events in seinem Netzwerkcluster statt. Die Auslastung des 2014 nur schleppend gestarteten HOLM beziffert Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, heute mit „gut 110 Prozent".

Kreatives Umfeld für Forscher

„Im ÖPNV Lab im HOLM haben Verkehrsverbünde, Nahverkehrsdienstleister, Zulieferindustrie, Fahrzeughersteller und Hochschulen zum ersten Mal die Möglichkeit in Deutschland, unter einem Dach Wissen und Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen und Konzepte und Geschäftsmodelle für die Zukunft zu entwickeln", so HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow. „Dieses Labor soll ein Showroom für Innovationen sein."

Auf rund 270 Quadratmetern innovativ eingerichteter Labor-Fläche im Gebäude im neuen Stadtteil Gateway Gardens kooperieren Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft branchenübergreifend und interdisziplinär und beschäftigen sich mit Themen wie „Trendscouting", „Mobilitätsleitstand", „Mobilität im ländlichen Raum", „Autonomes Fahren" und „Mobility as a Service (MaaS)". Ansprechpartner für das ÖPNV-Lab sind Herr Sascha Barthel, Leiter Innovations- & Netzwerkmanagement, und Frau Juliane Gutgesell, Programm-Management ÖPNV-Lab@HOLM. „Im Unterschied zu einem Unternehmens-Lab kann ein Forschungs-Lab auch die Peripherie des ÖPNV untersuchen, was hier am Flughafen und seinem hochmobilen Umfeld sehr wichtig ist," so Leiter Kadow.

Plattformökonomie und Rosinen im Kuchen

„Hessen hat den Anspruch, Vorreiter der Verkehrswende zu sein", sagt Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. „Wir sind auf dem Weg in ein digital vernetztes Verkehrssystem, das jeden jederzeit schnell und klimaschonend an sein Ziel bringt. Der öffentliche Personennahverkehr wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Digitale Anwendungen bieten vielfältige Möglichkeiten, ihn leistungsfähiger zu machen und intelligent zu vernetzen." Vom ÖPNV Lab verspreche sich das Land Hessen konkrete Konzepte hierfür.

Im Hinblick auf die Plattformökonomie von Anbietern wie Uber und Co. sagt Al Wazir: „Wir sind wirklich nicht technikfeindlich, aber man muss auch immer sehen, wer mit welchen Interessen unterwegs ist. Es kann nicht sein, dass die Rosinen den Kuchen verlassen, und wir müssen den Kuchen mit Steuermitteln weiterbezahlen."

"Mobility Inside" als digitale Plattform

„Im ÖPNV Lab wollen wir losgelöst von ausgetretenen Pfaden neue Ideen rasch zum Prototyp bringen wie auch erproben - und das über Unternehmensgrenzen hinweg", sagt RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat, der seine Karriere in Dresden begonnen hatte und vor rund neun Jahren die Idee zu einem ÖPNV-Lab mit geboren hatte. „So können wir noch flexibler auf aktuelle Trends reagieren, Innovationstreiber zusammenbringen und nicht zuletzt zeigen, dass der ÖPNV auch als Arbeitgeber eine ganze Menge an spannenden Entwicklungen zu bieten hat." Als Beispiel nennt er die übergreifende Mobilitäts- und Ticketing-Plattform „Mobility Inside", die derzeit über den VDV entwickelt wird, und die als Pilotprojekt bei MVG und RMV bereits 2019 starten soll. „Allerdings können wir mit dem ÖPNV auch nicht plötzlich die Welt retten," sagt Ringat mit Bezug auf die Dieselfahrverbote in deutschen Städten. „Wir bauen hier etwas für die Mobilität der nächsten 50 Jahre auf." Im Rahmen der Strategie „RMV Mobilität 2030" will der Verbund bis 2030 rund 30 Prozent mehr ÖPNV anbieten. „Die Verkehrswende ist noch ganz am Anfang", so Ringat. „Aber wenn sie hier funktioniert, hat es auch bundesweite Bedeutung. Dazu brauchen wir aber auch wieder eine Förderung von Fahrzeugen," wendet sich Ringat konkret an Land und Bund. „Generell haben wir in Hessen sehr gute Voraussetzungen, vor allem seitdem die Grünen in der Regierung sind. Seitdem können wir endlich so, wie wir wollen."

Mit der fahma hat der RMV eine eigene Beschaffungsgesellschaft, die Fahrzeugbeschaffungen für die einzelnen Verkehrsunternehmen bündeln soll und so Einkaufsvorteile realisieren kann. Diese hatte bisher nur Schienenfahrzeuge beschafft, soll nun aber auch Busse beschaffen.

Digitalisierung als Dreh- und Angelpunkt

„Die Digitalisierung eröffnet im Mobilitätssektor neue Möglichkeiten, um Angebote auszubauen, zu vernetzen und den Service weiter zu optimieren. Wir beobachten aber auch, dass neue Wettbewerber im Markt auftreten, die mit den traditionellen Verkehrsdienstleistern konkurrieren. Auf diesem Feld neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, diese sichtbar zu machen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Verkehrsverbünde in Deutschland zu erhöhen, ist eine von vielen Aufgaben, die im ÖPNV Lab bei uns im Hause realisiert werden sollen", sagt HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow.

„Frankfurt ist einer der größten Verkehrsknotenpunkte in Deutschland, an dem jedes Jahr Millionen Menschen aus Zug, Bus, Auto und Flugzeug aus- und umsteigen. Einer Denkfabrik wie dem ÖPNV Lab hier einen Raum für die Verkehrslösungen von morgen zu schaffen, ist deshalb nur folgerichtig. Ich freue mich auf die die ersten Projekte und bin gespannt, welche spannenden Neuerungen im öffentlichen Nahverkehr fortan aus unserer Metropole kommen", sagt Frankfurts Bürgermeister Uwe Becker. Das jährliche Bevölkerungswachstum für Frankfurt bezifferte Becker mit rund zwei Prozent.

ÖPNV auch in Hessen im Aufwind

Die Eröffnung des ÖPNV Lab fällt in eine Zeit, in der der Öffentliche Personennahverkehr in Deutschland und vor allem in Hessen zunehmend an Bedeutung gewinnt: 769 Millionen Fahrgäste haben 2018 die Busse und Bahnen beispielsweise im RMV-Gebiet genutzt - rund 15 Millionen mehr als im Vorjahr. Seit dem Start des Verkehrsverbundes 1995 sind die Fahrgastzahlen damit ohne Unterbrechung jedes Jahr gestiegen. Pro Werktag nutzen durchschnittlich 2,5 Millionen Menschen die Angebote des Verkehrsverbundes, davon steigen täglich etwa eine halbe Millionen Männer und Frauen in die S-Bahn ein.

Die Gesamtpersonenkilometer des RMVs, das Produkt aus zurückgelegter Strecke und der Zahl der beförderten Personen, betrug 2017 etwa 7,6 Milliarden Personenkilometer (Pkm). Davon entfallen jeweils ein Drittel auf S-Bahn, Regionalbahn und Bus/U-Bahn/Tram.

Ein gutes Fünftel aller Einwohner, die älter als 14 Jahre sind, verfügen in Deutschland über eine Zeitkarte für den einfachen Zugang zum ÖPNV. Ein Viertel nutzt das Angebot gar nicht, etwa die Hälfte der Befragten nur gelegentlich. In der EU nutzten nach Angaben der „Gallup Organization" 22 % der Bürgerinnen und Bürger den ÖPNV, während eine knappe Mehrheit (53 %) hauptsächlich das Auto für die tägliche Mobilität nutzt. Zwei Drittel der Autofahrer würden aber für ihre Strecken mehrere Verkehrsmittel kombinieren, sofern der Umstieg etwa vom Auto in den ÖPNV einfacher wäre, heißt es in der Gallup-Studie „Future of Transport", die im Auftrag der EU Generaldirektion Mobilität und Verkehr erstellt worden ist. Jeder zweite Autofahrer geht laut Studie davon aus, dass online verfügbare Informationen über Fahrpläne und Ticketkauf ermutigen würden, verschiedene Verkehrsmittel für die Wege zu kombinieren. Ein erstes Projekt des ÖPNV-Lab in Kooperation mit der Uni Kassel untersucht denn auch die konkreten Möglichkeiten, mit VR-Brillen zielgenau intermodal von A nach B zu kommen.

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