Magirus-Deutz Jupiter 178 D 15 A 6x6 THW restauriert Lkw-Oldtimer

Jupiter 6x6 Lkw 7t KHD Bauj. 1961, Magirus 178D, THW, Oldtimer Foto: Thomas Kueppers 15 Bilder

Bei der THW-Regionalstelle Stuttgart wird ein Magirus-Deutz Jupiter 178 D 15 A 6x6 nach vielen Jahren Einsatz bei Bundeswehr und Technischem Hilfswerk restauriert. Ziel des Projekts ist auch, junge Bundesfreiwilligendienstleistende mit der schier unzerstörbaren Lkw-Technik der 60er-Jahre vertraut zu machen.

Wie eine Zeitkapsel steht er in der grauen Halle der THW-Regionalstelle Stuttgart: der ultramarinblaue Magirus-Deutz Jupiter 178 D 15 A 6x6, Baujahr 1961. Hier und da, vor allem in der Kabine und im Motorraum, wurde nicht gründlich überlackiert und "RAL 6014 neu Gelboliv" zeugt von der ursprünglichen Bestimmung des Dreiachsers. Der Jupiter gehörte als Lkw 7 t gl zur ersten Radfahrzeuggeneration der jungen Bundeswehr. Einzelbereifung, permanenter Allradantrieb, Verteilergetriebe mit Straßen- und Geländemodus, Längs- und Quersperren, hohe Bodenfreiheit und ein luftgekühlter V8-Vorkammer-Vielstoffmotor mit 178 PS aus 12.667 cm3 Hubraum (150 PS mit Ottokraftstoff) machten ihn fit für den Militäreinsatz.

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Von der Bundeswehr zum THW

Wie damals Standard, ließ sich der Hauber durch Faltverdeck, abnehmbare Seitenfenster und eine nach vorn klappbare Frontscheibe ruckzuck in ein Cabrio verwandeln. Der Dreiseitenkipper und der Reserveradträger im Rücken des Fahrers stammen von Meiller. Vorne im Rahmen war ursprünglich eine Rotzler-Seilwinde verbaut. Die verschwand im Lauf der Jahre, die Lücke im Rahmen wurde mit Riffelblech verschlossen. Auch der Ladekran ist zu jung, um Original zu sein: ein HLK 73 von MKG, Baujahr 1985. Irgendwann zu dieser Zeit muss die Bundeswehr das Fahrzeug dem Technischen Hilfswerk überlassen haben, das stets ein dankbarer Abnehmer für solche Fahrzeuge war. Viele Jahre leistete der Jupiter dem THW noch treue Dienste, zuletzt beim Ortsverband Radolfzell. Am Bodensee wurde er liebevoll fahrtüchtig gehalten – und schaffte es sogar ins Leser-Fotoalbum des FERNFAHRER 10/2019.

Ruhestand seit 2019

Im selben Jahr beschloss der Ortsverband, den Jupiter wegen Platzmangels an den Landesverband Baden-Württemberg abzugeben. "Mit Wehmut", wie es im Jahresbericht des Ortsverbands heißt. Am 14. September 2019 rollte der Jupiter aus eigener Kraft auf den THW-Tieflader, der ihn nach Stuttgart brachte. Dort hat sich Swen Buttke, der sich ansonsten um Fahrzeuge und Material im Regionalbereich Stuttgart kümmert, seiner angenommen. Unterstützt wird er dabei von Fabian Frank. Die beiden hauptamtlichen THW-Mitarbeiter bringen viel Lkw-Erfahrung mit: Swen hat viele Jahre lang Fahrzeuge aufgebaut, Fabian ist gelernter Berufskraftfahrer. "Wir hatten die Idee, den Jupiter zu erhalten, da er zu schade zum Verschrotten ist", erzählt Swen. Bei der Restaurierung sollen die in der Regionalstelle eingesetzten Bundesfreiwilligendienst- leistenden mitanpacken – und auf diese Weise viel über Technik lernen. Zunächst kamen andere Herausforderungen für das THW dazwischen, von der Pandemie über das Ahrtal bis zur Ukraine-Hilfe.

Wunschliste für Wiederaufbau

Im Frühjahr 2023 konnte es nun endlich losgehen. Zuerst sind die weitgehende Zerlegung und Bestandsaufnahme, dann Restaurierung und Wiederaufbau geplant. "Am liebsten mit Original-Kran, falls sich irgendwo einer findet", sagt Swen. Und mit der Original-Seilwinde. Und mit Bordwänden in der einstigen Höhe von nur rund 30 Zentimeter anstatt der aktuell 50 Zentimeter. Die Wunschliste wird länger und länger. Immerhin ist beim Ausräumen in Radolfzell das frühere Kfz-Kennzeichen aufgetaucht: KN – 8614. Swen betont: "Wir haben Zeit für das Projekt und müssen nicht schlampern."

Alle zwei Wochen arbeiten die derzeit drei "Bufdis" am Jupiter. Um die schwierigen Arbeiten kümmern sich samstags ehrenamtliche THW-Mitglieder aus dem Raum Stuttgart. Sogar ans Magirus Iveco Museum Ulm hat sich Swen gewandt, um an Unterlagen und Reparaturanleitungen zu kommen.

Keine Elektronik, nur Elektrik

Sobald die Überholung des mächtigen V8-Motors ansteht, rückt gegebenenfalls ein Schrauber-Team von dort an. "Du kannst hier jeden Zylinderdeckel einzeln abnehmen, um die Ventile nachzustellen oder die Zylinderköpfe zu entfernen", zeigt sich Swen begeistert. Der Wartungsaufwand war, wie aus alten Unterlagen hervorgeht, aus heutiger Sicht sehr groß und zeitintensiv. Ohnehin trugen die Kraftfahrer ihre Bezeichnung damals bekanntlich völlig zu Recht.

Statt mit einem Mindestmaß an Sicherheit und Komfort wartet die Kabine mit einer durchgehenden Sitzbank für drei Mann, einem Vierspeichenlenkrad, einem langen Schaltstock sowie allerlei Hebeln, Schaltern, Knöpfen und Lämpchen auf. Durch fast genauso viele Hinweisplaketten haben zwei staatliche Organisationen noch mehr Unordnung ins Armaturenbrett gebracht. Manches wurde nachgerüstet, etwa der analoge Tacho oder die Sondersignalanlage. Elektronik gibt es nicht an Bord, nur Elektrik. Und eine Webasto-Standheizung – wahlweise fürs Fahrerhaus oder das Batteriefach unter der Sitzbank. Unschwer vorzustellen, wer oder was bei eisigen Truppenübungsplatzaufenthalten Vorrang hatte. Swen denkt da lieber an den Sommer und an die erste Fahrt im restaurierten Jupiter: "Mit offenem Verdeck mitten durch Stuttgart!"

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Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
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FERNFAHRER 07 / 2023
3. Juni 2023
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