Landtagswahl in Bayern 10 Forderungen von MAN, LBS und LBT

Autobahn in Bayern mit blau-weißem Himmel Foto: STMI Bayern; Montage: Oswin Zebrowski

Am 8. Oktober wählt Bayern den neuen Landtag. Verbände und Industrie haben schon jetzt Forderungen an die neue Regierung im Gepäck.

In München haben MAN Truck & Bus Deutschland, der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) und der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) einen Katalog aus zehn Forderungen aus Sicht der Transportbranche an die kommende bayerische Landesregierung vorgestellt.

Die Forderungen:

  1. Straße als wichtigen Verkehrsweg stärken
  2. Leistungs- und zukunftsfähige Parkflächen entlang von Verkehrsadern errichten
  3. Straße und Schiene für Gütertransport besser verzahnen
  4. Digitale Infrastruktur ausbauen
  5. Ladeinfrastruktur für E-Mobilität im Nutzfahrzeugbereich ausbauen
  6. Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur forcieren und technologieneutral fördern
  7. Zweckbindung der CO2-Maut sicherstellen
  8. Gemeinsam das Berufsbild der Fahrerinnen und Fahrer verbessern
  9. Fachkräfte gewinnen – durch weniger Bürokratie und mehr Förderung
  10. Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte vereinfachen

Das komplette Positionspapier steht hier zum Download bereit.

Immer mehr Güterverkehr

Direkt zu Beginn seines Statements stellt MAN-Chef Christoph Huber klar, dass der Güterverkehr definitiv stark zunehmen wird. „Das liegt nicht zuletzt am Konsum der Bevölkerung.“ Darum fordert er die Politik klar dazu auf, weiter in den Ausbau der Infrastruktur zu investieren. Dazu müsse man aber auch rechts und links der Straße schauen. Denn auch bei Parkplätzen und der Ladeinfrastruktur müsse viel passieren. Als weitere Knackpunkte identifiziert Huber die Digitalisierung und intelligente Verkehrsleitsysteme mit entsprechender Internetanbindung. So lasse sich die vorhandene Straßeninfrastruktur effizienter nutzen, Staus abbauen.

Foto: Markus Bauer
Christoph Huber, Geschäftsführer von MAN Truck & Bus Deutschland,

Hersteller können liefern, was fehlt, ist die Infrastruktur

Zum Thema E-Mobilität konstatiert Huber: „MAN ist da!“ Die Mitarbeiter seien geschult, Fahrzeuge sind verfügbar. Jetzt braucht die Industrie aber Unterstützung beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, „und das bitte etwas schneller.“ Und das funktioniere nicht ohne ein Mehr an Parkflächen. „Mit dem Lkw stehen wir nun mal etwas länger als mit einem Pkw.“ Er appelliert also eindringlich an die neue Landesregierung: „Wir haben einen klaren Fahrplan!“ Dazu brauche es die Unterstützung seitens der Politik. „Die Politik muss sich bewusst sein, dass Transformation auch für sie gilt.“

Mehr Anerkennung und Respekt für Fahrerinnen und Fahrer

Doch nicht nur bei der Infrastruktur sieht Huber dringenden Handlungsbedarf. „Der Job des Lkw-Fahrers muss deutlich mehr Anerkennung bekommen.“ Es fehle klar am nötigen Respekt für den wichtigen Beruf. „Die Gesellschaft hat ein katastrophales Bild vom Fahrerjob.“

Schiene ist wichtig, aber die Verknüpfung mit der Straße schmerzt

Henning Mack vom LBS lenkt die Diskussion auf die Schiene. „Bahntransporte sind natürlich in unserem Interesse, denn sie sind klimafreundlich. Am Ende, das ist das Problem, litten Straße und Schiene gleichermaßen an den Schnittpunkten. Schienentransporte sind zeitlich schwer planbar. „Pünktlichkeit ist ein Glücksfall.“ Auch hier lautet also der Appell: Die Infrastruktur muss ausgebaut werden. „Nur dann ist eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene machbar.“ Eine Maßnahme könne sein, noch vorhandene inaktive Gleise wieder zu aktivieren.

Foto: Markus Bauer
Henning R. Mack, Präsident des LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure e.V,

Auch bei der Schiene hakt die Digitalisierung

Ein anderer Punkt ist das „digitale Gleis“. Auch hier lautet das Zauberwort Ausbau. „Der Motor unserer Branche ist mit Bits und Bytes betankt“, sagt Mack. Darum gelte es, dringen Funklöcher zu schließen. Selbst in München sei die digitale Abdeckung nicht wettbewerbsfähig. „Da ist ganz schön viel Handlungsbedarf.“

Wasserstoff und andere alternative Kraftstoffe wichtig

Handlungsbedarf sieht Mack auch beim Thema Wasserstoff. Mittlerweile fällt die Diskussion über dieses Thema nämlich ungleich offener aus wie noch vor wenigen Jahren. „Wasserstoffantriebe sind perspektivisch eine wichtige Ergänzung“, sagt Mack. Doch er gibt zu bedenken, dass der Straßengüterverkehr beileibe nicht der einzige Zweig sein wird, der Bedarf an grünem Wasserstoff anmeldet. Flugverkehr, Schifffahrt, einige Industriebranchen und teilweise sogar die Bahn, die auch in Bayern in Teilen noch immer auf Dieseltriebwagen setzt, wie beispielsweise von Augsburg an den Ammersee. „Wir unterstützen den Wasserstoff eindeutig“, fährt Mack fort. MAN-Chef Huber nickt ebenfalls zu. „Doch wir sind nicht allein.“ Wieder fallen die Stichworte Infrastruktur und Ausbau. Doch auch die Barrierefreiheit müsse man im Blick behalten, schließlich sollten die neuen H2-Tankstellen sowohl für Pkw als auch für Lkw zugänglich sein, also entsprechend großzügig dimensioniert sein. Und obendrein fällt auch in Macks Vortrag das Stichwort Parkplätze, jedoch mit dem Zusatzaspekt des Slotsystems am Brenner. Allein hierfür seien schließlich enorme Rückhaltekapazitäten nötig, um den Alpentransit zu stemmen.

CO2-Maut darf nicht als Zusatzsteuer versickern

Reinhold Fisel vom LBT spricht mit der CO2-Maut ein weiteres Thema an. Es sei problematisch, die Abgabe jetzt zu forcieren, solange es noch gar kein umfassendes Angebot samt Infrastruktur gebe. Hier lautet die Forderung also, die Einnahmen zweckgebunden einzusetzen und so die Transformation zu fördern. „Ansonsten wird diese Abgabe ausschließlich als versteckte Steuererhöhung wahrgenommen und von der Politik auch so genutzt.“ Auch bei der Wahl des Kraftstoffs muss technologieoffener und ideologiefrei vorgegangen werden. HVO müsse erlaubt sein und die damit verbundene CO2-Reduktion muss sich auch wiederfinden. Natürlich seien HVO und eFuels nicht die Lösung, aber eine wichtige Brückentechnologie. Die Bundesregierung blockiere dies aktiv. Gleiches gelte auch für Bio-LNG. Auch dies bremse die Bundesregierung aus ideologischen Gründen aus.

Foto: Markus Bauer
Reinhold Fisel, Präsident des LBT

Fahrer einfacher finden

Zudem sei der Fahrermangel ein wichtiger Ansatzpunkt. Es dürfe nicht immer wieder an der Bürokratie scheitern. Zudem schonen hier schlanke Prozesse unternehmerische Ressourcen, die sonst in hohem Maße für die Mitarbeitergewinnung eingesetzt werden müssten. Konkret gehe es auch darum, Führerscheine und Ausbildungen schneller anzuerkennen. Übrigens, so die Einschätzung von Christoph Huber: „Wir glauben nicht, dass autonomes Fahren dazu führt, dass der Fahrermangel weggeht.“ Dieses sei lediglich als Ergänzung zu sehen.

Schwertransporte: Was in den Niederlanden in einer Woche klappt, dauert in Deutschland drei Monate

Fisel schließt mit einem Appell zur Genehmigung von Schwer- und Großraumtransporten. Die Genehmigungsprozesse werden, so Fisel, immer schwerer. Dies habe das Potenzial, die Wirtschaft zu schädigen. Als Beispiel führt er Flügel von Windkraftanlagen an. Aktuell dauere das Genehmigungsverfahren drei Monate. In den Niederlanden sei der Prozess hingegen schon nach einer Woche abgeschlossen. Bürokratie müsse abgebaut werden. Auch sehe er große Chancen in der digitalen Prozesssteuerung. Gerade zum Beispiel Windradtransporte liefert Mack einen treffenden Vergleich: „Wollen wir Schwerlasttransporte verhindern, oder die Energiewende ermöglichen?“ Denn eines ist klar: Im Zuge Selbiger wird es künftig noch drastisch mehr dieser Transporte geben müssen.

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