Flixbus Flixbus stellt die Weichen für den Börsengang

Foto: Flixbus

Der Fernbus- und Bahnanbieter Flixmobility stellt die organisatorischen Weichen für weitere Expansion und wohl auch für einen baldigen Börsengang. Dazu holt man sich mit Christoph Debus einen Experten aus der Luftfahrtbranche auf den Begleitersitz.

Der Münchener Fernbusprimus FlixMobility stellt mit der Rechtsformänderung von einer GmbH zur SE (Societas Europeana) die Weichen für die Zukunft und strukturiert mehr als zehn Jahre nach der Gründung und des anschließenden rasanten Wachstums das Management, neu. Die Rechtsformänderung gilt als notwendige Voraussetzung für einen Börsengang über den schon lange spekuliert wird, den die Münchener aber immer zurückhaltend kommentiert haben – damit könnte es nun bald vorbei sein. Allerdings ist der Zeitpunkt für einen solchen IPO („Initial Public Offering“) in Zeiten von Corona-Krise, Kriegsgefahr in Osteuropa und volatilen wirtschaftlichen Aussichten nicht eben optimal. Man dürfte sicher noch ein paar Monate warten, und eventuell noch weitere Wettbewerber zur Übernahme sondieren. Viele sind es ja nicht mehr.

Die Corona-Krise hat auch die Fernbusanbieter und deren Buspartner schwer gebeutelt. „Wir konnten sehen, dass die Nachfrage insbesondere über den Sommer zurückkam – hier konnten wir knapp 75 Prozent des Vor-Corona-Netzes wieder erfolgreich anbieten,“ so Flixbus-Sprecherin Franziska Schleicher. „Aktuell, bedingt durch die Omikron-Welle, haben wir das Netz wieder angepasst und bieten aktuell rund 40 Prozent des Netzwerks in Deutschland an.“

Flixmobility stellt Geschäftsleitung neu auf

Der neue dreiköpfige Vorstand wird aus den Mitgründern André Schwämmlein (CEO) und Daniel Krauss (CIO) sowie Christoph Debus bestehen, der Anfang März 2022 neuer CFO des Unternehmens wird und bisher bei der Fluglinie Condor tätig war. Zudem übernimmt Christoph Debus Anfang März 2022 die Position des Chief Financial Officer (CFO). In seiner Position verantwortet er künftig alle finanziellen und rechtlichen Funktionen des Unternehmens. Debus folgt auf Christian Rummel, der erst im April vergangenen Jahres zur Flixbus-Mutter gestoßen war und von Siemens kam. Der künftige Flix-CFO Debus bringt laut dem F.A.Z.-Online-Dienst „Finance“ sowohl Kapitalmarkt-Expertise als auch viel Erfahrung im Verkehrssektor in seinen neuen Job mit. Debus sei 17 Jahre in der Luftfahrt bei Condor, Air Berlin und Thomas Cook tätig gewesen. 2019 wurde er zum zweiten Mal CFO bei Condor, damals schon in Corona-bewegten Zeiten: Im Frühjahr 2020 musste der durch die Corona-Krise gebeutelte Konzern Staatshilfen in Anspruch nehmen, im Sommer 2021 konnten CFO Debus und Condor durchatmen: Damals übernahm der Finanzinvestor Attestor die Mehrheit bei dem Ferienflieger. Der Mann hat also Erfahrung mit den großen Rädern, die es zu drehen gilt.

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Christoph Debus wird Anfang März 2022 neuer CFO von Flixbus. Debus war zuvor bei der Fluglinie Condor tätig.

„Wir konnten mit Christoph Debus einen herausragenden Branchenexperten für uns gewinnen und freuen uns sehr auf die zukünftige Zusammenarbeit mit ihm", sagt André Schwämmlein zu der jüngsten Personalie. „Nach jahrelanger Erfahrung in traditionellen Luftfahrtunternehmen freue ich mich, den Fokus nicht nur auf die Straße und Schiene zu lenken, sondern auch die Zukunft eines so visionären, nachhaltigen und aufstrebenden Unternehmens wie FlixMobility mitzugestalten“, fügt Christoph Debus hinzu.

Neuer Vorstand, neuer CFO, USA-Expansion

Der bisherige Co-CEO und Mitgründer Jochen Engert wechselt ab 1. April 2022 in den Aufsichtsrat. „Mit der Umstrukturierung stellt sich das Unternehmen für seine ambitionierten Ziele, basierend auf der Vision nachhaltige und erschwingliche Mobilität weltweit anzubieten, neu auf,“ wie es in der Pressemeldung heißt. Der letzte Coup in Sachen Welteroberung dürfte der Zukauf des traditionsreichen US-Unternehmens Greyhound sein, das nun schrittweise integriert wird, aber wohl weiter unter der bekannten Marke geführt wird. Auch hier gibt es viele Herausforderungen, für die ein langer finanzieller Atem nötig ist, so wurde erstmals eine große Busflotte mit übernommen, die mittelfristig wohl modernisiert und elektrifiziert werden muss. Sprecherin Schleicher dazu: „Nach aktuellem Stand werden unsere US-Partner wohl leider noch nicht die allerersten [elektrischen] Fahrzeuge erhalten, aber natürlich arbeiten wir daran, schnellstmöglich auch in den USA längerfristige Projekte zu starten. Dazu zählt natürlich auch die passende Infrastruktur.“ Neben einer Fahrzeugflotte hat man auch ein Netzwerk von Gebäuden als Bushubs übernommen, die teilweise jedoch in keinem guten Zustand sind (siehe dazu auch lastauto omnibus Heft 3/2020).

CEO André Schwämmlein und CIO Daniel Krauss werden zusammen mit Christoph Debus, der Anfang März 2022 neuer CFO des Unternehmens wird, den zukünftigen Vorstand bilden. André Schwämmlein wird dabei die Geschäftsbereiche FlixBus und FlixTrain, die kommerziellen Funktionen sowie den Bereich Kommunikation, Politik und Nachhaltigkeit führen, eine Rolle, die ihm als ehemaliger aktiver Politiker bei Bündnis90/die Grünen auf den Leib geschneidert ist. Daniel Krauss wird als CIO die Bereiche Technology sowie People Management verantworten, einer der wichtigsten Bereiche des Unternehmens, das auf der digitalen Welle groß geworden ist und dessen große Herausforderung die Rekrutierung und das Retainment von zuverlässigen Buspartnern ist. Das gelingt gerade in Corona-Zeiten nicht immer in gewünschter Form. „Wir arbeiten aktuell mit rund 500 Buspartnern weltweit zusammen und sind sehr froh, dass trotz Corona fast alle Partnerunternehmen weiterhin mit an Bord sind,“ so Flixbus gegenüber eurotransport.de. Insolvenzen gebe es bisher kaum, weder in Deutschland noch weltweit. Auch am Bereich „Flixbus Mieten“, in dem große Gruppen einen Bus fallweise selbst chartern können, halte man weiterhin fest, allerdings ohne auf den Erfolg dieses umstrittenen Konzepts einzugehen, das direkt auf das angestammte Geschäft der eigenen Buspartner abzielt.

Flixmobility: Neuer Aufsichtsrat

Jochen Engert, der das Unternehmen gemeinsam mit André Schwämmlein und Daniel Krauss gründete und dieses als Co-CEO leitete, wechselt im Zuge der Rechtsformänderung der FlixMobility GmbH zur SE zum 1. April in den Aufsichtsrat. Aufsichtsratsvorsitzender bleibt jedoch weiterhin Achim Berg, Bitkom-Vorsitzender.

„Es macht mich sehr stolz, das Unternehmen auch mehr als zehn Jahre nach Gründung und trotz Pandemie sehr gut aufgestellt und auf einem zukunftsweisenden Weg zu wissen. Die neue Struktur wird FlixMobility dabei helfen die Zukunft der Mobilität zu formen“, sagt Jochen Engert. „Ich möchte meine Erfahrung als Gründer und CEO zukünftig über den Aufsichtsrat einbringen und sicherstellen, dass Flix seinen Wurzeln treu bleibt und wir weiterhin die richtigen strategischen Entscheidungen treffen.“

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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
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