MAN TGX 37.580 bei Martin Baur Neue vollluftgefederte Schwerlastzugmaschinen

Neue MAN TGX Schwerlastzugmaschine, im Einsatz bei Martin Baur, FF 9/2022 Foto: foto.text 15 Bilder

Im Sommer wurden die ersten vollluftgefederten Schwerlastzugmaschinen auf Basis der aktuellen MAN-TG-Baureihe bei der Martin Baur GmbH in Dienst gestellt. Auch die Auflieger sind neu und ganz nach Kundenwunsch konstruiert.

Gibt’s was Neues? Zumindest nichts Interessantes. Die beiden Betriebsschwäne widmen sich nach einem kurzen Blick auf die drei schwer beladenen Sattelzüge wieder ihrer wichtigsten Beschäftigung: Sie tauchen eifrig nach Futter. Der Nachwuchs, ein Zwillingspärchen mit noch grauem Federkleid, tut es den Alten schon nach Kräften nach. Die Wasservögel wissen, dass ihnen hier auf dem Betriebsgelände der Martin Baur GmbH von den Menschen und ihren seltsamen Maschinen keine Gefahr droht. Sie stehen gewissermaßen unter dem Schutz des Chefs, der in seiner Freizeit gerne fotografiert, am liebsten in der Natur.

Dabei wären die drei stahlblauen MAN-Sattelzugmaschinen mit den Tiefladern im Schlepptau durchaus einen Blick wert gewesen – zumal die Trailer mit einem Schwanenhals an die vierachsigen Trucks gekoppelt waren. Bei dem Trio – ein vierter Zug war nicht mit zum Fotoshooting am Kiesweiher gekommen, weil man sich wegen des Gewichts des aufgeladenen Kippers nicht ganz sicher war – handelt es sich um eine absolute Neuheit: Es waren die ersten vollluftgefederten Schwerlastzugmaschinen auf Basis der jüngsten TG-Generation. Was allein schon eine Nachricht wert wäre.

Vom Drei- zum Vierachser bei Wierda in Holland

Doch mit der neuen Generation stellt MAN den Schwerlast-Spezialisten auch erstmals eine rundum luftgefederte Zugmaschine zur Verfügung. Die Fahrer, die zum Teil vor dem offiziellen Übergabetermin schon etliche hundert Kilometer mit den neuen MAN abgespult haben, zeigen sich begeistert. "Der Fahrkomfort ist merklich besser als bei den Fahrzeugen, die teilweise mit Blattfedern bestückt sind. Das ist schon wie Cruisen", schwärmt Stefan Gebhart und ergänzt: "Und der Motor brummelt schön dahin." Was immer man darunter zu verstehen hat – vermutlich heißt das von der Fahrer- in die PR-Sprache der Hersteller übersetzt, dass der Motor seine Arbeit extrem laufruhig verrichtet.

Basis der neuen Schwerlastzug-Vierachser ist ein dreiachsiges Fahrgestell mit kurzem Radstand. Das schickte MAN nach Holland zum dortigen Partner Wierda (siehe Kasten Seite 39). Die Niederländer verpassten dem 6x4-Modell eine gelenkte 10-Tonnen-Vorlaufachse, um den TGX als nunmehr 37.580 für die schweren Einsätze fit zu machen. "Die Integration der Luftfederung in das bestehende System ist eigentlich nicht so schwierig," berichtet Geert Veenstra, Sales Manager bei Wierda. "Doch weil es sich hier um die ersten Baumuster aus der neuen TG3-Reihe gehandelt hat, benötigten wir viele neue Informationen, um den Umbau zu bewerkstelligen."

Mit der Nachrüstung der Achse war es in diesem Fall nicht getan. Im Rahmen des Umbaus wurde zum Beispiel auch das Abgassystem modifiziert und teilweise an der Kabinenrückwand hochgezogen. Wichtig für die Fahrer der Trucks: Sie können die Achslasten jetzt an einer digitalen Achslastanzeige ablesen. Für den Vortrieb sorgt ein 580 PS-Motor. Ausgelegt sind die Schwerlast-Zugmaschinen für ein Zuggesamtgewicht von 120 Tonnen.

Firmenchef Martin Baur gehört zu den Menschen, die auch auf Details achten. Immer wieder fragt er beim Fotografieren, ob dies oder das im Weg sei und auf dem Bild störe. Da wundert es nicht weiter, dass sowohl der Hof als auch die Neuzugänge in der Flotte picobello aufgeräumt wirken: Die übliche Schwerlastausstattung an der Kabinenrückwand verschwindet hinter Edelstahltüren mit dem Firmenlogo. In das Gestell sind auch der Kraftstofftank, die Luftkessel, die Fahrzeugbatterien, der Hydrauliköltank für die nachgerüstete Lenkachse, die Abgasanlage sowie alle notwendigen Anschlüsse für die Auflieger integriert.

Die Fahrzeuge sind bei Baur "fahrerbezogen" ausgelegt – jeder Fahrer hat im Normalfall seinen fest zugeteilten Lkw. Bei Unternehmen, die das so handhaben (und vielleicht auch bei der Bestellung den einen oder anderen bezahlbaren Wunsch des Fahrers berücksichtigen, wie das auch bei Baur praktiziert wird), ist die Flotte üblicherweise in einem top Zustand. Die Mitarbeiter behandeln die Lkw so, als hätten sie diese selbst gekauft. Zu den Ausstattungsmerkmalen des neuen Quartetts zählen drehbare Beifahrersitze mit Ablagetisch, Standklimaanlage sowie große digitalen Displays und individualisierte Arbeits- und Fahrbeleuchtungen in Form von Lampenbügeln.

Höhenverstellbare Tiefbettauflieger von Meusburger

Wenn schon neu, dann rundum neu, dachte man sich wohl bei der Martin Baur GmbH: Bei den vier Trailern, vom österreichischen Hersteller Meusburger in Kooperation mit dem Transportunternehmen aus Ertingen-Binzwangen konzipiert und umgesetzt, handelt es sich ebenfalls um eine Neuentwicklung. Die Besonderheit hier ist die Möglichkeit, Baumaschinen entsprechend der Dimensionen von Reifen beziehungsweise Raupenfahrwerken in drei unterschiedlichen Höhen zu verladen. So kommen die entscheidenden Zentimeter zusammen, die manchmal fehlen, um unter der vorgeschriebenen Maximalhöhe zu bleiben. Der Umbau ist zwar nicht im Handumdrehen möglich, wie einer der Fahrer erläutert. Aber mit rund 30 Minuten hält sich der erforderliche Zeitaufwand durchaus in Grenzen.

Vor dem kurzen Ausflug in das Kieswerk hatten sich die vier neuen Kombinationen für ein gemeinsames Bild auf dem Hof der Martin Baur GmbH versammelt. Das 1938 gegründete Unternehmen, dessen Firmengelände nur einen Steinwurf von der dort noch recht kleinen Donau entfernt liegt, setzt auf mehrere Geschäftsfelder, die sich offenbar recht gut kombinieren lassen (siehe Kasten). Die neuen MAN-Sattelzugmaschinen wurden ebenso wie die Trailer für die Sparte Sonder- und Schwertransporte bestellt.

Was bei der Bestellung kurz vor Weihnachten 2020 noch niemand ahnte: Bis zur Indienststellung der Flottenverstärkung sollte es ungewöhnlich lange dauern, schließlich leben wir in Zeiten von Nachschubmangel und Covid-Pandemie. Folglich war allen Beteiligten die Erleichterung anzusehen, als die vier Kombinationen von ihren Fahrern für das Gruppenbild in den Hof gefahren wurden. Als sich der für Baur und die Abwicklung der Order verantwortliche MAN-Vertriebsmitarbeiter Jannik Nachtigäller für ein schnelles Souvenirfoto vor dem Quartett positionierte, strahlte er mit der Sonne um die Wette: "Was lange währt wird endlich richtig gut – bei diesem Projekt stimmt der Spruch wirklich."

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