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Dekra besetzt Zukunftsthemen Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz

Foto: Dekra

Dekra will sich als vertrauenswürdiger Partner auch bei KI-Anwendungen und Nachhaltigkeit positionieren. 2022 hat das Unternehmen seinen Wachstumskurs fortgesetzt. Die Zahlen und Fakten.

Verbraucher und Unternehmen sollen keine bösen Überraschungen beim automatisierten Fahren und im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) erleben. Die Prüforganisation Dekra will auch auf diesen Zukunftsfeldern Sicherheit bieten und stellt dafür ihre Weichen. „Die Menschen sollen den vielen Neuerungen in der realen und digitalen Welt vertrauen können – ganz gleich, ob Elektroauto, Wasserstoff-Infrastruktur oder KI“, sagte Dekra-Vorstandschef Stan Zurkiewicz am Montag bei der Bilanzvorlage in Stuttgart.

Was den Einsatz von KI angeht, sieht Firmenchef Zurkiewicz zum Beispiel den Chatbot ChatGPT nach eigenen Worten als ein sehr nützliches Tool an. Noch sei es aber nicht möglich, derartige Anwendungen zu zertifizieren. Daher ist Dekra dabei, mit dem Beratungsunternehmen PwC und dem Innovationsfonds der Stadt Hamburg das Joint Venture CertifAI zu gründen, das in der Lage sein wird, KI-Anwendungen auf Vertrauenswürdigkeit zu prüfen und zu zertifizieren.

Risiken vorbeugen will Dekra auch beim automatisierten Fahren sowie beim Internet der Dinge. Das Unternehmen baut daher gezielt seine Aktivitäten bei der Cyber-Sicherheit weiter aus, aktuell durch die Übernahme des taiwanesischen Unternehmens Onward Security. Dekra rechnet damit, dass das Marktvolumen von Cyber Security bis 2035 bei rund 250 Milliarden Euro liegt und hat sich vorgenommen, diesen Markt maßgeblich mitzugestalten.

Peter Laursen und Petra Finke neu im Vorstand

Auch in puncto Nachhaltigkeit will Dekra künftig noch stärker Akzente setzen und Kunden gezielt beraten. „Nachhaltigkeit gehört bei vielen Unternehmen nicht zur Kernkompetenz“, sagte der neue Chief Operation Officer (COO) des Unternehmens, Peter Laursen. „Daher brauchen sie einen vertrauenswürdigen Partner, der ihre CO2-Einsparungen berechnen und validieren kann.“ Der 47-Jährige hatte Anfang April seine Vorstandsfunktion bei Dekra angetreten. Zum Juli wird der Vorstand zusätzlich durch Petra Finke (55) komplettiert, die die Funktion des Chef Digitalization Officers (CDO) übernimmt – also das Digitalgeschäft vorantreiben wird.

Die Digitalisierung von Prozessen ist denn auch einer der Investitionsschwerpunkte des Unternehmens. „Wir werden 2023 mehr als 200 Millionen Euro investieren, das ist ein neuer Rekord“, erklärte Finanzvorstand (CFO) Wolfgang Linsenmaier. Voriges Jahr hatte Dekra 143 Millionen Euro an Investitionen mobilisiert – auch das bis dahin ein Allzeithoch und ein Plus von einem Drittel gegenüber dem Jahr 2021. Von Investitionen profitieren sollen dieses Jahr auch die Wachstumsmärkte Asien und Amerika sowie zum Beispiel die Testaktivitäten auf dem Dekra-eigenen Lausitzring.

Das Unternehmen hat dort die Genehmigung erhalten, ein neues Testfeld aufzubauen, das es Fahrzeugbauern, Zulieferern und Entwicklungsdienstleistern ermöglicht, automatisierte Fahrfunktionen in der Innenstadt zu testen und zu simulieren – sei es die Fahrt durch enge Gassen oder auf über die Brücken von New York oder Shanghai, wie Dekra-Chef Zurkiewicz ausführte. Bis zum Sommer soll das Testfeld fertig sein. Ebenfalls ein Leuchtturm in Klettwitz ist ein neuer Prüfstand für Batterien und elektrische Antriebsstränge, für den Dekra einen zweistelligen Millionenbetrag mobilisiert.

Dekra entwickelt Batterietest: in neun Ländern am Start

Batterien sind die wertvollsten Komponenten eines Elektrofahrzeugs, daher will Dekra auch hier Sicherheit bieten. Das Unternehmen hat einen Test entwickelt, der den Zustand von Akkus innerhalb weniger Minuten bewertet. In neun europäischen Ländern bietet der Dienstleister bereits entsprechende Tests an, 2023 soll das Angebot in zusätzlichen Märkten an den Start gehen. Ist bei dieser Dienstleistung bislang noch der Pkw im Fokus, wartet Dekra auch mit Angeboten für Elektro-Nutzfahrzeuge auf. Im niederländischen Arnheim hat das Unternehmen eine neue Prüfanlage zur Messung von Elektromagnetischer Verträglichkeit (EMV) in Betrieb genommen, die auch für Busse und Lkw geeignet ist. Zu den ersten Kunden gehört nach Dekra-Angaben der Elektro-Lkw-Hersteller Volta Trucks.

Bei allen Zukunftsthemen baut Dekra aber auch sein traditionelles Automotive-Geschäft weiter aus und übernimmt die periodische Fahrzeugprüfung auch in Spanien und Costa Rica. Damit ist Dekra nach eigenen Angaben als absolute Nummer eins auf diesem Gebiet auf dem Weg zur Marke von 30 Millionen Prüfungen jährlich. Der Klassiker Fahrzeugprüfung steht mit 1,3 Milliarden Euro für ein Drittel des Konzernumsatzes.

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Angesichts aller Herausforderungen durch die Einflüsse des Ukraine-Kriegs, instabile Lieferketten und hohe Energiepreise zeigte sich Dekra-Chef Zurkiewicz mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sehr zufrieden. „Wir hatten die richtigen Antworten auf die Herausforderungen des vorigen Jahres“, sagte er mit Blick auf das erzielte Umsatzplus von 7,4 Prozent. Dekra setzte weltweit 3,8 Milliarden Euro um. Mit 2,4 Milliarden Euro entfiel mehr als die Hälfte davon auf den Heimatmarkt Deutschland, wo Dekra ein Plus von zehn Prozent realisierte. Besonders dynamisch, weil mit einem zweistelligen Umsatzwachstum verbunden, entwickelten sich die Geschäfte in den Regionen Asien-Pazifik und Amerika.

Mit Blick auf die Profitabilität sieht sich das Dekra-Management noch nicht am Ziel. Voriges Jahr stieg das bereinigte Ergebnis leicht auf 226,4 Millionen Euro. Die Umsatzrendite liegt bei sechs Prozent, als Zielwert sieht Dekra-Vorstandschef Stan Zurkiewicz mittelfristig einen Wert von acht bis neun Prozent an. Erreichen lässt diese sich seiner Einschätzung nach durch positive Effekte der Digitalisierung sowie durch Portfolio-Anpassungen. Ins Jahr 2023 ist das Unternehmen – es beschäftigte Ende 2022 weltweit 48.600 Mitarbeiter in rund 60 Ländern – nach Angaben des Dekra-Chefs sehr gut gestartet. Der Umsatz im ersten Quartal liege um zwölf Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Zurkiewicz rechnet mit einem Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Bereich – „dank unserer weltweit starker Marktpositionen und einem überzeugenden Portfolio an neuen Services in den Fokusbereichen Zukunftsmobilität, Cyber Security und Nachhaltigkeit.“

Strategie 2025

2025 wird die Prüforganisation Dekra 100 Jahre alt. Wo sie dann stehen will, geht aus ihrer Strategie 2025 hervor: Dekra will nach eigenen Angaben der unangefochtene Weltmarktführer in der Fahrzeugprüfung bleiben und zum weltweit führenden Anbieter von Tests und Zertifizierungen für Cyber-Sicherheit und Nachhaltigkeit werden. Die Umsatzrendite soll bis dahin auf acht bis neun Prozent steigen.

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