Die Initiative DocStop kümmert sich seit zehn Jahren um die medizinische Unterwegsversorgung von Fahrern. Die Verantwortlichen wollen nun ein europaweites Netzwerk schaffen und eine einheitliche Notrufnummer einrichten.
Fehrenkötter: Ja, mich freut vor allem, dass wir immer mehr Partner finden, die wirklich begriffen haben, um was es geht. Das heißt: Sie spenden nicht nur, sondern bringen sich auch mit eigenen Ideen ein. Natürlich liegen aber noch einige Aufgaben vor uns, die wir meistern müssen.
Fehrenkötter: Wir müssen DocStop noch bekannter machen. Etwa 40 bis 50 Prozent der deutschen Fahrer kennen DocStop – da fehlt noch eine Menge. Eigentlich müsste jeder Spediteur seinen Fahrern mit auf den Weg geben, dass es DocStop gibt. Außerdem wollen wir auch europaweit wachsen.
Welche Länder stehen dabei als Erstes an?Fehrenkötter: In Österreich und der Schweiz – zwei wichtigen Transitländern – wollen wir das Netzwerk ausweiten. Dabei freuen wir uns, mit Werner Bicker einen Unterstützer mit vielen Kontakten im süddeutschen Raum als Vorstandsmitglied gefunden zu haben. Viele Fahrer haben uns zudem signalisiert, dass wir in Frankreich aktiv sein sollten. Auch in Polen wollen wir uns etablieren, aber dort tun wir uns schwer.
Herr Bicker, warum engagieren Sie sich nun verstärkt bei DocStop?Bicker: DocStop ist in erster Linie auch ein Vehikel für Verkehrssicherheit. Nur ein gesunder Fahrer ist auch ein sicherer Fahrer. Darum sind die Transitländer Schweiz und Österreich so wichtig für uns. Allerdings wird es dort schwerer, ein Netzwerk aus Ärzten zu generieren. Die Ärzte-Dichte ist in Österreich viel geringer als in Deutschland.
Ist der Ärztemangel, der ja vor allem auf dem Land herrscht, ein Problem für DocStop?Fehrenkötter: Natürlich wird unser Netzwerk dort dünner, wo auch die Besiedlung dünner ist. Aber die Fahrer sind ja mobil und können zum nächsten Ort fahren, wenn es keinen Stützpunkt in der Nähe gibt. Glücklicherweise handelt es sich in den meisten Fällen um kleinere Gebrechen.
Hat DocStop auch schon einmal Leben gerettet?Fehrenkötter: Ja, kurz nachdem ich Vorstand wurde, hat mir ein Fahrer auf dem Truck-Grand-Prix seine Geschichte erzählt. Er hatte starke Schmerzen in der Brust, rief die DocStop-Hotline an und wurde daraufhin einem Arzt und einem Parkplatz zugewiesen. Das Ergebnis: Verdacht auf einen schweren Herzinfarkt, er bekam sofort blutverdünnende Mittel. Der Arzt erklärte ihm dann, dass er noch etwa 50 Kilometer weit gekommen wäre. Dann wäre nicht nur der Fahrer gestorben, sondern vermutlich auch andere Verkehrsteilnehmer. Allein für solche Aussagen lohnt sich DocStop. Es ist eine Hilfe, die wirklich ankommt.
Ist DocStop in Zeiten des Fahrermangels auch ein Zeichen der Wertschätzung des Berufs?Fehrenkötter: Auf jeden Fall. Der Job des Berufskraftfahrers hat viele Nachteile, das fängt schon bei der Parkplatznot an. Ich weiß das, da ich selbst Lkw gefahren bin. Mit DocStop können wir den Beruf besser machen. Viele Fahrer geben uns auch genau diese Rückmeldung: Die Initiative mache ihren Arbeitsalltag erträglicher. Es muss ja nicht einmal etwas passieren. DocStop dient auch als eine Art Rückversicherung. Einfach zu wissen: Es könnte mir zur Not geholfen werden. Das tut schon gut.
Hilft DocStop den beteiligten Unternehmen bei der Fahrergewinnung?Fehrenkötter: Ja, die DocStop-Partnerschaft bringt den Unternehmen sicher auch etwas für ihr Image und hilft dabei, Fahrer anzuwerben. Und das hilft uns natürlich wiederum bei der Ausweitung des Netzwerks. Bei der Arbeit für DocStop handelt es sich immer um einen Dreiklang: das Netzwerk verdichten, die Initiative bekannter machen und Förderer finden. Ich könnte an sieben Tagen in der Woche jeweils 24 Stunden lang nur für DocStop arbeiten – so viel Arbeit gibt es. Aber das geht natürlich nicht. Zum Glück legt DocStop-Gründer Rainer Bernickel ein unfassbares Engagement an den Tag. Ohne ihn wäre DocStop nicht das, was es ist.
Wie sehen die nächsten konkreten Schritte für 2018 aus?Bicker: Wir planen eine einheitliche Telefonnumer für Europa mit allen europäischen Sprachen. Dazu müssen wir eine Notrufzentrale einrichten.
Fehrenkötter: Zudem haben wir mit dem Bundesverkehrsministerium über die Beschilderung an Autobahnraststätten und Parkplätzen gesprochen und starten 2018 ein Pilotprojekt mit zehn Schildern. Für jedes Schild gibt es einen "Paten", der sich um Reinigung und Instandhaltung kümmert. Und wir treiben natürlich das europaweite Wachstum voran, vorrangig in den Ländern Österreich, Schweiz, Frankreich und den Benelux-Staaten.
Die Initiative
- Der frühere Polizeihauptkommissar Rainer Bernickel gründete Doc Stop vor zehn Jahren, für seine Verdienste wurde er sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
- Vor sieben Jahren übernahm Joachim Fehrenkötter,Geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigenSpedition aus Ladbergen, den Vorsitz
- Das Netzwerk besteht in Deutschland aus rund 750 Medizinern, zwischen 4.000 und 5.000 Fahrer nutzen das Angebot im Jahr
- Doc Stop-Hotline: 0 18 05/11 20 24, mehr im Netz: www.docstop.eu
Die Personen
Joachim Fehrenkötter
- Abitur und Ausbildung zum Speditionskaufmann in Stuttgart
- Studium an der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie (DAV) in Bremen
- Seit 1994 Geschäftsführender Gesellschafter bei Fehrenkötter
Werner Bicker
- Studierte Wirtschaftsingenieurwesen für Pressetechnik und Verlagswirtschaft in Stuttgart
- Im Jahr 1992 Mitbegründer des ETM Verlags in Stuttgart, von 2006 bis 2014 Geschäftsführer
- Seit 2017 selbstständiger Journalist