Scania Communicator Tempomat mit Streckenkenntnis

Grafik Berg- und Talbahn Foto: Techel, Scania 6 Bilder

Ein Tempomat, der weiß, wann der nächste Berg kommt und eine Schippe drauflegt? Scania hat ihn.

Wer richtig sparsam fahren will, der sollte die Finger tunlichst vom Tempomaten lassen. Denn der gewöhnliche Tempomat versteht es zwar trefflich, eine einmal eingestellte Geschwindigkeit exakt zu halten, vergeudet mitunter aber Kraftstoff in durchaus respektierlichen Mengen, weil die dazu nötige vorausschauende Fahrweise nicht sein Ding ist. "Sinn macht er eigentlich nur auf topfebener Piste und bei wenig Verkehr", so haben es die Fahrertrainer ihren Zuhörern jahrelang eingetrichtert.

Das war gestern. Heute gilt etwas anderes. Denn mit dem vorausschauenden Tempomaten CCAP (Cruise Control with Active Prediction) lassen sich Tempomatfunktion und Kraftstoffsparen in vielen Situationen bestens unter einen Hut bringen. Vom GPS erhält CCAP die Position und die Fahrtrichtung des Lkw, aus dem Bordrechner (Scania Communicator) holt sich CCAP zudem die Topografie-Daten für die jeweils folgenden drei Kilometer. 95 Prozent der Streckenprofile von Westeuropas Fernstraßen (Autobahnen und Bundesstraßen) sind im Rechner hinterlegt. Dieser Datenbestand ist quasi das "Hirn" des Systems und macht zugleich den wesentlichen Unterschied zum bisherigen und vorerst weiter lieferbaren Tempomaten Ecocruise aus.

Ecocruise verlässt sich auf Vermutungen

Auch der konnte schon das eine oder andere Kunststück, um Kraftstoff zu sparen. Er hielt sich nicht sklavisch an die eingestellte Reisegeschwindigkeit, sondern versuchte mit allerlei Tricks den einen oder anderen Tropfen Diesel zu sparen. Nach einem Gefälle beispielsweise zog er den Schluss, dass ein weiterer Anstieg folgen könnte und hielt das Tempo leicht oberhalb der Reisegeschwindigkeit. Auch verweigerte er am Ende einer Steigung, also da, wo die Strecke wieder flacher wird, mitunter die Beschleunigung auf das gewählte Reisetempo. Erst dann, wenn die Beschleunigung so verbrauchsgünstig wie möglich machbar war, holte er das gewählte Tempo zurück. Allein ihm fehlte die exakte Information, er war bei seinem Tun auf Vermutungen angewiesen.

Was also macht CCAP besser? Statt über die Topografie nur zu mutmaßen, weiß die Elektronik tatsächlich über Berg und Tal Bescheid und passt das Tempo an. Aktiviert wird CCAP, das mit rund 500 Euro in der Preisliste steht, mit den beiden bei Scania üblichen Lenkradtasten für Tempomat- und Bergabgeschwindigkeit. Die eingestellten Werte zeigt dann das Display. Ist die Strecke im Rechner hinterlegt, dann zeigt das Display oben zwei weitere Geschwindigkeiten an.

Dies ist gleichsam die Spanne, die der "intelligente" Tempomat zum Sparen nutzen will. Greift CCAP aktiv ins Geschehen ein, dann erscheint unten eine grünes "E" im Tachosymbol. Abhängig von der Topografie reicht die Einsparung von knapp über null (ebenes Flachland) bis über vier Prozent auf hügeligen Strecken. Realistisch sind auf den meisten Strecken Einsparungen von zwei bis drei Prozent. Mit dem Wissen um Gewicht, verfügbarer Motorleistung, Achsübersetzung, Fahrbahnbeschaffenheit (nass, trocken) und – natürlich – des folgenden Geländes geht der Scania nun automatisch fast jede Steigung mit etwa zwei bis drei km/h erhöhtem Tempo an. Dahinter steht die Idee, möglichst viel Schwung sprich Bewegungsenergie mit in die Steigung zu nehmen, die Zeit in der Steigung zu verkürzen und eventuell den einen oder anderen Gangwechsel zu sparen.

Grundsätzlich fällt also vor dem Berg erst mal ein kleiner Verbrauchszuschlag in homöopathischer Menge (einige hundertstel Liter) für die kurze Beschleunigung und die höheren Fahrwiderstände beim höheren Tempo an. Das bedeutet in der Steigung geringe Ersparnisse beim Verbrauch, etwas mehr bei der Zeit. Ist der Berg größtenteils gemeistert, folgt Lektion Nummer zwei. CCAP beschleunigt vorsichtig und kontrolliert auf die im Display (links oben) angezeigte Geschwindigkeit. Wohl wissend, dass die Strecke hinterher sowieso fällt und die Reisegeschwindigkeit (hier 84 km/h) sich dann kostenlos einreguliert. Dem kleinen Zeitverlust steht an solcher Stelle eine Einsparung von mehreren Zehntellitern gegenüber.

Eine Testfahrt bestätigt Scanias Versprechen

Die Spanne, in der CCAP mit dem Tempo spielt, hat Scania genau festgelegt: Ab Tempi über 60 km/h sind es plus vier und minus acht Prozent Abweichung von der eingestellten Marschgeschwindigkeit. Größere Abweichungen vom Sollwert hätten allerdings noch größere Einsparpotenziale beim Verbrauch zur Folge. Zwei Dinge sprechen freilich dagegen. Die Geschwindigkeit vor einer Steigung noch weiter zu erhöhen, ist aus gesetzlichen Gründen nicht möglich. Die Geschwindigkeit am Auslauf einer Steigung noch weiter zu reduzieren, würde wohl zu Unverständnis bei jenen Kollegen führen, die das Tun ihres Vordermannes nicht verstehen.

Denn schon die vorgegebenen Abweichungen nach unten führen in der Praxis zwangsläufig zu verwirrenden Situationen. Beispielsweise dann, wenn ein R730 sein Tempo auf 77 km/h reduziert, der Hintermann mit 480 PS aufläuft, dann überholt (Überholverbot hin oder her) und schließlich im Vorbeifahren das V8-Signet und die drei Ziffern 730 erblickt. Die harmloseste Folge ist dann Kopfschütteln des Überholers. Schlauer ist der Pilot des 480ers dann erst, wenn das folgende Gefälle ihn zum heftigen Bremsen zwingt. Früher vom Gas gehen wäre gar nicht so falsch gewesen, müsste er jetzt denken. Und auch verstehen, warum der 730er vorhin so trödelte. Ein halber Tag Fahrt mit CCAP bestätigt die Versprechungen von Scania und weckt zugleich den Wunsch nach mehr nämlich die Integration der Topografie-Daten in die Schaltlogik des Opticruise-Getriebes.

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