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Studie der Allianz pro Schiene Hohe Folgekosten durch Verkehr

Foto: Allianz pro Schiene

Der Verkehr belastet die Allgemeinheit in Deutschland mit Folgekosten von 149 Milliarden Euro pro Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Allianz pro Schiene. Für 95 Prozent ist demnach der Straßenverkehr verantwortlich.

Laut der Untersuchung „Externe Kosten des Verkehrs in Deutschland“, die von der Allianz pro Schien bei dem des Züricher Infras-Instituts in Auftrag gegeben worden war, zählen zu den externen Kosten etwa Kosten durch Klimabelastung, Unfälle, Lärm oder Luftverschmutzung. Also alle negativen Auswirkungen der Mobilität, für die nicht die Verkehrsteilnehmer selbst bezahlen, sondern die laut der Allianz zu Lasten anderer Menschen, der Umwelt und künftiger Generationen gehen.

4,46 Cent beim Lkw

Von den gesamten 149 Milliardeb Euro fallen etwa 117 Milliarden Euro auf den Personenverkehr, dabei hauptsächlich aufPkw, und 32 Milliarden Euro auf den Güterverkehr. Im Bereich Güterverkehr sind die Folgekosten des Lkw-Verkehr am höchsten: Sie belaufen sich auf rund 4,46 Cent pro Tonnenkilometern (tkm). Im Eisenbahngüterverkehr liegen die externen Kosten bei 2,04 Cent/tkm, im Binnenschiffsbereich bei etwa 2,19 Cent/tkm.

„Die Studie demonstriert gerade dem Klimakabinett den dringenden Handlungsbedarf im Verkehr“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Montag in Berlin. „Eine verschleppte Verkehrswende ist viel teurer als ein mutiges Umsteuern. Mit einer Verkehrsverlagerung können wir den Klimaschutz und die Luftqualität verbessern und die Zahl der Unfallopfer drastisch senken.“

Unfälle haben den größten Anteil

Die höchsten gesellschaftlichen Kosten des Verkehrs verursachen demnach Unfälle mit einem Anteil von 41 Prozent an der Gesamtlast. Den zweitgrößten Block mit 21 Prozent stellen vor- und nachgelagerte Prozesse, etwa durch die Herstellung von Fahrzeugen oder die Stromproduktion, wobei deren Emissionen nicht einberechnet wurden. Es folgen Klimakosten (18 Prozent) und Kosten für Natur und Landschaft (neun Prozent). Bei den Berechnungen stützte sich Infras auf die vom Umweltbundesamt (UBA) angewandten Methoden. Bei Lärm und Unfallopfern legte es die Standards der Europäischen Kommission an, da das UBA hier keine Vorgaben erstellt hat.

Im Bereich Güterverkehr sind beim Lkw die größten Kostenblöcke die Klimakosten mit rund 1,50 Cent/tkm sowie mit rund einem Cent/tkm die vor- und nachgelagerten Prozesse.

Schiene: Kostenintensive Stromproduktion

Beim Schienenverkehr verursachen laut der Studie die vor- und nachgelagerten Prozesse die Hälfte der insgesamt 5,7 Milliarden Euro externen Kosten. Diese beinhalten neben der Produktion des elektrischen Stroms und des Diesels für den Antrieb auch die Produktion, den Unterhalt und die Entsorgung der Fahrzeuge und der Infrastruktur. "Da der Strommix im Jahr 2017 in Deutschland rund zur Hälfte aus fossilen Energieträgern (Steinkohle, Braunkohle, Gase und Mineralölprodukte) produziert wird, verursacht dieser dementsprechend hohe externe Klimakosten", so die Untersuchung. Den zweithöchsten Anteil verursacht mit 30 Prozent der Lärm, dann Natur-und Landschaftskosten (zwölf Prozent), gefolgt von den Luftschadstoffen (fünf Prozent), Klimakosten (drei Prozent) und den Unfallkosten (ein Prozent).

Im Vergleich der Verkehrsträger im Güterbereich steht der Lkw mit rund 4,5 Cent/tkm dem dieselbetriebenen Schienengüterverkehr mit rund 3 Cent/tkm und dem elektrischen Schienengüterverkehr mit rund 2 Cent/tkm gegenüber. Die Binnengüterschifffahrt verursacht demnach rund 2 Cent/tkm respektive 2,2 Cent/tkm, wenn die beiden Kostenkategorien Unfall und Natur und Landschaft mit den Werten aus dem Handbuch der externen Transportkosten der EU (DG MOVE 2019) ergänzt werden.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) mahnt derweil an, dass solche Zahlen nur bedingt als Richtschnur für eine Poltik taugen, auch weil die Bandbreite für die Berechnungen "stark von den gewählten Methoden und den jeweiligen Annahmen" abhängen.

VDA: Mobilität und Logistik finden auf Straße statt

Vor allem aber gelte es zu bedenken, dass der Verkehr – und dabei insbesondere der Straßenverkehr – spezifische Steuern und Abgaben von jährlich über 50 Mrd. Euro leiste, die auch zur Abdeckung entstehender externer Kosten dienen. "Dass der Großteil der externen Kosten des Verkehrs auf den Straßenverkehr entfällt, liegt vor allem auch daran, dass der größte Teil von Mobilität und Logistik in Deutschland auf der Straße stattfindet. Fast 90 Prozent der Verkehrsleistung im Personenverkehr und über 70 Prozent im Güterverkehr übernimmt die Straße. Dies zeigt die enorme Bedeutung des Verkehrsträgers Straße.

Zudem werden laut dem VDA seit langem große Anstrengungen unternommen, die externen Kosten des Verkehrs zu verringern. So seien zum Beispiel die NOx-Emissionen des Straßenverkehrs seit Anfang der 1990er Jahre um 70 Prozent gemindert worden, die Zahl der jährlichen Verkehrstoten sei in Deutschland seit Anfang der 1970er Jahre um rund 85 Prozent zurückgegangen. Elektrifizierung und Digitalisierung, für die die die deutsche Automobilindustrie in den nächsten drei Jahren insgesamt rund 60 Milliarden Euro investiere, bergen laut VDA "enorme Potenziale, um weitere große Fortschritte bei der Minimierung der externen Effekte des Straßenverkehrs zu ermöglichen".

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