Einer von 200 gebauten, vielleicht der einzige verbliebene mit Möbelkoffer. Bei Stegmaier Nutzfahrzeuge in Kirchberg erwacht ein sehr seltener MAN MK zu neuem Leben.
Der selbst unter Oldtimer-Fans als Klassiker bezeichnete MAN MK verlässt 1947 mit der Bezeichnung D 1040 G 2 als Pritschenwagen die Fertigungsstätte in Nürnberg. Trotz schwerer Bombardierung und fast vollständiger Zerstörung beginnt das Werk im Herbst 1945 schon wieder mit der Produktion. Zunächst dürfen es nur 4,5-Tonner sein. Später folgen schwerere Typen wie der 10,5-Tonner MK. Kaum zwei Jahre unterwegs, bekommt der Pritschenwagen nachträglich einen Möbelwagenaufbau von Kässbohrer und versieht damit seinen Dienst bei einer großen Möbelspedition aus dem Raum Stuttgart. Im hügeligen Umland kann der acht Liter große Sechszylinder seine gut 430 Nm Drehmoment voll ausspielen. Bei etwa 2.000 Umdrehungen pro Minute ist es komplett zur Stelle, noch ein paar Touren mehr und volle 120 Pferdestärken zerren an der Hinterachse.
Geringer Verbrauch, aber unsynchronisiertes Getriebe
Mit der passenden Übersetzung geht es leidlich flott durch den Stuttgarter Kessel. Über Land ist bei rund 60 km/h die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Immerhin hält sich auch der Verbrauch in Grenzen. Etwa 18 Liter Diesel genehmigt sich der Haubenwagen. Das kommt gut an im Schwabenland und so nimmt ihn am Ende der Möbeltransporterkarriere eine Stuttgarter Fahrschule in den Fuhrpark. Wie die Fahrschüler in den 80er Jahren mit dem unsynchronisierten Getriebe zurechtkommen, ist nicht überliefert. Doch auch diese zuweilen anstrengende Arbeit übersteht der wackere Franke. Spurlos gehen die vielen Jahre aber nicht an ihm vorbei. So will sich danach ein Oldtimerfreund von der Schwerlast-Spedition Paule um das seltene Fahrzeug kümmern, bevor das Projekt Ende 2018 in Kirchberg an der Jagst ankommt.
Ersatzteile sind schwer zu bekommen
Bei der dortigen Classic Wheel GmbH, einer Tochterfirma von Stegmaier Nutzfahrzeuge, wird das Werk nun vollendet. Werkstattmeister Marc Stegmaier hat einen spannenden Plan: „Wir wollen daraus einen stilvollen Transporter für Pkw-Oldtimer machen.“ Dazu möchte er den Kofferaufbau um ausziehbare Rampen und eine Seilwinde ergänzen. „Aber das wird bestimmt 2020, die Arbeiten sind sehr aufwändig und dann gibt es ja noch das Tagesgeschäft.“ Auch die Beschaffung der Teile ist nicht immer einfach, wie beispielsweise der Anlasser zeigt: Das Teil ist eine Sonderanfertigung. „Darauf mussten wir zwölf Wochen warten.“
Fahrerhaus und Möbelkoffer werden neu aufgebaut
Rahmen und Motor sind schon weitgehend fertig. Die nächsten Schritte betreffen das Fahrerhaus. Das Holzgestell mussten die Restauratoren in den originalen Maßen nachfertigen, damit die ebenfalls neugefertigten Bleche ihren Platz finden. Fahrzeugbau wie er eben vor mehr als 70 Jahren üblich war. Der letzte Akt ist dann der Wiederaufbau des Möbelkoffers. Einmal abgenommen, wird er bis auf das Gerippe entkernt, sandgestrahlt und neu mit Aluminium verkleidet. Selbstverständlich soll die Außenwand – genau wie die Kabine – anschließend wieder in den originalen Farbtönen erstrahlen. Das fertige Schmuckstück könnte für besondere Anlässe sogar in den Mietfuhrpark der Stegmaier-Firmengruppe eingegliedert werden. Ob der mit reichlich Herzblut angetriebene Restaurator das am Ende wirklich zulässt?