Pro Fahrer-Image e.V. Den inneren Schweinehund überwinden

Martin Bischof Foto: martin bischof

Der Spediteur Markus Barth spendiert seinen Fahrern ein Fahrsicherheitstraining auf dem ADAC-Gelände in Steißlingen am Bodensee und tätigt so eine Investition mit doppelter Wirkung: Mitarbeiterbindung plus Verkehrssicherheit.

Andreas Rothe ist seit 20 Jahren Berufskraftfahrer und hat von Stahltransporten bis Eventlogistik schon alles mal gefahren. Aktuell ist Andreas für die Marcus Barth Logistik GmbH & Co KG deutschlandweit unterwegs. Deren auffällig bedruckte Fahrzeuge mit einem Zitat von Mahatma Ghandi oder einem Statement für Julian Assange hat sicher jeder schon einmal gesehen. Geschäftsführer Markus Barth ist sich seiner Verantwortung bewusst und setzt sich aktiv für Veränderungen ein. Eines seiner Anliegen ist mehr Verkehrssicherheit. Deshalb investiert er in Fahrsicherheitstrainings für seine Fahrer, die auf dem ADAC-Schulungsgelände in Steißlingen am Bodensee stattfinden. Trainer sind Michael Simon von der „Schulungsbox“ und Christian Rennie. Die Fahrer kommen mit den eigenen Fahrzeugen zum Gelände. Im Laufe des Tages tauschen sie die Lkw aber auch, um das unterschiedliche Fahrverhalten unter gleichen Bedigungen kennenzulernen.

Andreas macht so ein Fahrsicherheitstraining zum ersten Mal und ist begeistert: Zum Einen fühlt er sich als Fahrer von seinem Chef wertgeschätzt, zum Anderen gefällt ihm das Training an sich: „Die Referenten haben sich auf uns eingelassen und aus Fremden ein Team geformt. Außerdem war der Unterricht modern, menschlich und praxisnah.“ Das hört Trainer Michael Simon gern, haben er und sein Kollege Christian Rennie sich doch besondere Mühe beim Konzept des Fahrsicherheitstrainings gegeben: Simon: „Ich will, dass der Fahrer gut gelaunt abends rausgeht und sagt: ‚Ich hab‘ was geschafft!‘“

Was sie da genau geschafft haben? Andreas Rothe lacht: „Ich habe gelernt, den inneren Schweinehund zu überwinden und zu bremsen. Und das auf nassem, trockenem und vereistem Untergrund. Es ist interessant zu merken, wie sich das Fahrzeug während einer Vollbremsung bewegt. Aber auch heftig und ungewohnt, denn draußen auf der Straße kann man das ja nicht ausprobieren.“ Damit die Fahrer der Gefahrensituationen „draußen“ besser gewachsen sind, üben sie während des Fahrsicherheitstrainings in der simulierten Situation. Aber zuallererst geht es um den Fahrer als Menschen. Christian Rennie erklärt: „Die Fahrer sind coole Leute, die wissen, was sie tun. Wir reden mit ihnen auf Augenhöhe und schauen, wo sich im täglichen Berufswahnsinn gefährliche Angewohnheiten eingeschlichen haben.“

Die Fahrer auf jede mögliche Situation vorbereiten

Eine ganz gefährliche Angewohnheit ist das Fahren ohne Schuhe. Natürlich ist das verboten, trotzdem ist es weit verbreitet. Rennie: „Wenn die Fahrer erzählen, dass sie ohne Schuhe fahren, sagen wir: ‚Ok, setz dich in dein Fahrzeug und mach ein Barfußbremsung bei 30 bis 50 km/h!‘ Das funktioniert oft gut. Dann sage wir: ‚Prima, jetzt brems mal mit 50 bis 70 km/h!‘ Schnell merken die Fahrer, dass sie barfuß das Fahrzeug nicht halten können.“ Beispiele wie dieses können die Trainer noch viele nennen. Immer geht es darum, den Fahrer für seine eigenen Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Das geht am besten in der Praxis.

„Mir ist wichtig, dass meine Fahrer auf jede mögliche Situation bestens vorbereitet sind“, sagt Spediteur Barth. Mögliche Gefahrensituationen sind zwar Teil der Führerscheinausbildung, aber eben nur theoretisch. „Aktives Training ist die beste Übung“, erklärt Barth. „Ich bin der Meinung, dass das Fahrsicherheitstraining Teil der BKF-Quali sein sollte“, ist sich Fahrer Andreas Rothe sicher. Da können auch die Trainer nur zustimmen, sehen sie doch sowohl den Gesetzgeber als auch den Arbeitgeber in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Fahrer ihre Fahrzeuge in jeder möglichen Situation sicher beherrschen. „Wir wollen Handlungskompetenzen aufbauen, technisches Know-how festigen und damit für mehr Arbeitssicherheit für die Fahrer sorgen“, erklärt Rennie. Simon, der selbst viele Jahre gefahren ist, ergänzt: „Berufskraftfahrer ist schließlich der geilste Job der Welt!“

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
ETM
FERNFAHRER 11 / 2023
7. Oktober 2023
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