Öl- und Gaskonzerne drehen auf Bombengeschäft mit der Energiekrise

Foto: Thomas Küppers, Matthias Rathmann

Die großen Öl- und Gaskonzerne profitieren enorm von der Energiekrise. In Deutschland stehen sie im Verdacht, die Benzin- und Dieselpreise krass nach oben zu manipulieren, weltweit ignorieren sie mit einem geplanten riesigen Ausbau ihrer Kapazitäten die Klimakatastrophe offenbar komplett.

Die Energiekrise mit ihren hohen Preisen spült viel Geld in die Kassen der global agierenden Öl- und Gasmultis. In Deutschland untersucht das Bundeskartellamt, ob Benzin- und Dieselpreise manipuliert wurden. Die Konzerne ignorieren mit einem riesigen Ausbau ihrer Kapazitäten die Klimaziele und könnten einer Energiewende den Boden entziehen, wenn die Politik nicht einschreitet. Das ergaben Untersuchungen der britischen Zeitung „The Guardian“.

195 gigantische Öl- und Gasprojekte

Die zwölf größten Ölgesellschaften hätten sich bereit gemacht, bis 2030 täglich umgerechnet etwa 100 Millionen Euro für die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder auszugeben, heißt es. „Bei etwa 60 Prozent dieser Projekte ist die Förderung bereits angelaufen.“ In der Pipeline sind demnach bei BP, ExxonMobil, Shell, Total oder Chevron 195 gigantische Öl- und Gasprojekte von denen jedes während seiner Lebensdauer mindestens eine Milliarde Tonnen CO2-Emissionen verursachen würde, stellt die Zeitung fest. Diese Zahl entspreche insgesamt etwa 18 Jahren der derzeitigen weltweiten CO2-Emissionen.

Fossiles Bombengeschäft

Der Grund dafür ist sehr schlicht: Die fossile Branche macht ein Bombengeschäft. Öl- und Gaspreise funktionierten wie eine Geldmaschine, sagte BP-Konzernchef Bernard Looney bereits Ende vergangenen Jahres – damals gab es den Ukrainekrieg, der jetzt als weiterer Verstärker wirkt, noch nicht. Offiziell will der britische Ölriese bis 2050 grün werden und das Ziel von Netto-Null-Emissionen erreichen. Aber vorher dreht das Unternehmen - genau wie die anderen - offenbar erst einmal richtig auf und heizt das Klima weiter an.

Klimadiplomatie kollidiert mit Wirtschaftsinteressen

Während die Aufmerksamkeit sich oftmals auf die Golfstaaten oder Russland richte, wenn es um die künftige Öl- und Gasproduktion gehe, gehörten die USA, Kanada und Australien zu den Ländern mit den größten Expansionsplänen und der höchsten Anzahl von „Kohlenstoffbomben“. Sie gewährten auch einige der weltweit höchsten Subventionen für fossile Brennstoffe pro Kopf, führt „The Guardian“ nach einer fünfmonatigen Recherche aus. Reiche Länder wie die USA dominierten die internationale Klimadiplomatie und gleichzeitig seien sie gewichtige Akteure bei neuen Öl- und Gasprojekten.

CO2 bis 2030 halbieren

Öl und Gas verursachen zusammen fast 60 Prozent der Emissionen fossiler Brennstoffe. Um die Chance auf eine lebenswerte Zukunft für Menschen zu wahren, müssen die Kohlenstoffemissionen bis 2030 um die Hälfte sinken, so eine Analyse der UN-Klimaforschungsorganisation IPCC. Die Erderwärmung darf demnach nicht mehr als 1,5 Grad betragen, um Risiken wie Extremwetter, Hitzewellen, Dürren und Überflutungen zu verhindern.

Ukrainekrieg zynisch ausgenutzt

UN-Generalsekretär Antonio Guterres kritisierte die beteiligten Unternehmen und Regierungen bei der Vorlage des jüngsten IPCC-Berichts: „Sie lügen, und die Folgen werden katastrophal sein", sagte er. „Investitionen in neue Infrastrukturen für fossile Brennstoffe sind moralischer und wirtschaftlicher Irrsinn.“ Klimaaktivisten würden manchmal als gefährliche Radikale dargestellt. „Aber die wirklich gefährlichen Radikalen sind die Länder, die die Produktion von fossilen Brennstoffen steigern.“ Der Krieg in der Ukraine werde zynisch ausgenutzt.

IEA unterstreicht „historischen Wendepunkt“

Auch die konservative Internationale Energieagentur (IEA) hatte bereits vor einem Jahr festgehalten, dass es keine neuen Öl- oder Gasfelder geben darf. Ihr weltweit führender Energiewirtschaftsexperte Fatih Birol hat davor gewarnt, in große neue Öl- und Gasprojekte zu investieren, die kaum Auswirkungen auf die derzeitige Energiekrise und die steigenden Kraftstoffpreise hätten, aber den Planeten zerstören würden. „Wir haben die Chance, dies zu einem historischen Wendepunkt hin zu einem sauberen und sicheren Energiesystem zu machen.“

Die Quelle findet sich hier:

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