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Oberleitungs-Lkw Feldversuch verzögert sich

Oberleitungs-Lkw mit Warndreieck Foto: Ulrich Schepp; Montage: Frank Haug

Probleme beim Feldversuch Oberleitungs-Lkw: Die Teststrecke in Schleswig-Holstein ist noch nicht startklar.

Mit Strom aus der Oberleitung könnte der Lkw-Verkehr seine desolate CO2-Bilanz verbessern. Inzwischen steht die Infrastruktur für eHighway-Projekte in Hessen und Schleswig-Holstein seit Monaten, aber bislang sind nur zwei Fahrzeuge auf der A5 zwischen Langen-Mörfelden und Weiterstadt unterwegs. Im nördlichsten Bundesland herrscht komplette Flaute, technische Mängel verhindern den Einsatz auf der A1. Eine weitere Teststrecke in Baden-Württemberg befindet sich noch in der Ausschreibungsphase für die Bauleistung.

Fahrer sind geschult

Seit kurzem ist in Hessen immerhin ein zweites Fahrzeug mit Strom aus erneuerbaren Energien unterwegs. Meyer Logistik hat den Lkw Mitte September von Hersteller Scania übernommen. „Die Fahrer wurden geschult und die ersten Erfahrungen sind positiv“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Die Spedition Schanz aus Ober-Ramstadt ist mit dem ersten Scania R 450 schon seit Ende Mai dabei. Zusammen mit insgesamt fünf Unternehmen und Fahrzeugen sollen im Rahmen des Feldversuchs bis 2022 Daten gesammelt werden, mit denen sich das System bewerten lässt.

Die erste Oberleitungsanlage ihrer Art in Deutschland wurde in Hessen bereits im März fertig gestellt, nach Versuchsfahrten mit Lkw von Systementwickler Siemens wurde die Strecke im Rahmen des hessischen Projekts Elisa am 7. Mai eingeweiht. Produktion und Bereitstellung der Oberleitungs-Hybrid-Lkw sind aber nicht Teil von Elisa, sondern eines weiteren, durch das Bundesumweltministerium geförderten, Industrieprojekts. Hier hat es nach Angaben von Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) solche Verzögerungen gegeben, dass der Feldversuch nicht – wie angenommen – direkt in vollem Umfang beginnen konnte.

„Erst zu einem Zeitpunkt, zu dem die eHighway-Versuchsanlage in Hessen bereits fertiggestellt war, wurden die Auslieferungstermine der O-Lkw bekannt gegeben“, antwortet Al-Wazir auf eine Anfrage der FDP im hessischen Landtag. Der erste Lkw sei für Mai 2019 angekündigt worden, der zweite für September 2019, die weiteren Fahrzeuge sollen im Februar, März und Juni 2020 ausgeliefert werden. Bislang hat der Bund für Planung und Bau 14,6 Millionen Euro in das Projekt in Hessen gesteckt, weitere 15 Millionen fallen bis 2022 für den Betrieb und die Auswertung der Daten an. Insgesamt fördert das Berliner Umweltministerium die Versuche im Rahmen des Programms Erneuerbar mobil mit 45,3 Millionen Euro.

Strecke nicht freigegeben

Hersteller Scania, der insgesamt 15 Fahrzeuge für die drei Strecken bauen will, sieht sich im Zeitplan, der mit den einzelnen Projektträgern und dem Bundesumweltministerium abgestimmt sei. „Eine Verzögerung ergibt sich aktuell in Schleswig-Holstein, weil die Teststrecke noch nicht freigegeben ist“, sagte Stefan Ziegert, der bei Scania in Deutschland für nachhaltige Transportlösungen zuständig ist. Hier waren zwischen Reinfeld und dem Autobahnkreuz Lübeck Nachbesserungen nötig, die den Einsatz eines Fahrzeugs der Spedition Bode verzögern.

Eigentlich sollte der Probebetrieb am 21. September starten, doch Prüfer hatten die Anlage in Schleswig-Holstein nicht abgenommen. Es seien Verstärkungen an den Befestigungslaschen für die Fahrdrähte notwendig, hatten sie festgestellt. „Im Moment läuft hier nix“, sagte Firmenchef Kai-Jörg Bode. Aber bislang stehe der entsprechende Lkw ohnehin noch nicht auf dem Hof, der solle nun Anfang November geliefert werden. „Das ist ja kein Fahrzeug von der Stange, da kann man schon nachvollziehen, wenn es zu Verzögerungen kommt“, sagte er.

Bode ist die einzige Spedition, die in Schleswig-Holstein an dem Feldversuch teilnimmt.Professor Tobias Bernecker von der Hochschule Heilbronn sieht das Pilotprojekt insgesamt sehr positiv. „Es gibt sicher noch die eine oder andere Herausforderung auf der technischen Seite“, sagte er. Der Oberleitungs-Lkw habe es aber sehr schnell geschafft, in die Phase des Feldversuchs zu kommen. „Da kann man mit den zeitlichen Abläufen zufrieden sein“, sagte er. Aussagekräftige Ergebnisse könne es jetzt noch nicht geben. Es gehe darum auszutesten, ob sich das System in ersten Praxistests bewährt und für die Transportwirtschaft praktikabel sei.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
trans aktuell 20 2019 Titel
trans aktuell 20 / 2019
11. Oktober 2019
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