MAN Kipper und Co. im Fokus

MAN Kipper Foto: MAN 12 Bilder

Für den Bau braucht es ganz besondere, traktionsstarke Fahrzeuge. Kipper & Co. sind seit jeher eine Spezialität des Unternehmens.

Ein lückenloses Programm: von der schlanken Achsformel 4x2 bis hin zum mächtigen allradgetriebenen Vierachser, Spezialitäten wie Gelände-ABS, HydroDrive oder Fertigerbremse, zudem luftgefederte Hinterachsen. Was MAN insgesamt für die Bauwirtschaft zu bieten hat, lässt keine Wünsche offen. Beispiel MAN HydroDrive: Dieser schon im Jahr 2005 eingeführte und inzwischen mehr als 11.000 Mal verkaufte hydrostatische Vorderradantrieb bringt zusätzliche Traktion auf "Knopfdruck" und hat gegenüber dem klassischen Allradantrieb gleich zwei Vorteile. Zum einen verbraucht ein HydroDrive-Fahrzeug weniger als das allradgetriebene Pendant. Zum anderen verfügt es auch noch über mehr Nutzlast.

Vielseitigkeit ist nicht nur eine besondere Eigenart des mit Radnabenmotoren an der Vorderachse versehenen MAN-HydroDrive, sondern generell die Stärke des MAN-Portfolios für Traktionsverkehre, das von der leichten bis zur schweren Klasse reicht. Der MAN TGL-Kipper 4x2 ist ein Leichtgewicht, das für Gesamtgewichte von 7,5 bis 12 Tonnen konzipiert ist, schwer was drauf hat. Ab Werk gibt es ihn auch als sofort einsatzfähigen Dreiseitenkipper.

TGM überzeugt mit hervorragender Traktion und Geländegängigkeit

In der Mittelklasse geht es weiter mit dem MAN TGM, der als 12- bis 18-Tonner mit den Achsformeln 4x2, 4x4 sowie als 26-Tonner in 6x4 gebaut wird. Der TGM ist nutzlaststark und überzeugt mit permanentem oder zuschaltbarem Allradantrieb durch hervorragende Traktion und Geländegängigkeit. Eine in dieser Fahrzeugklasse einzigartige Technologie ist die luftgefederte Hinterachse, deren elektronische Steuerung für ein gleichbleibendes Fahrniveau sorgt – und das unabhängig von der Beladung. Die Bedienung der Differenzialsperren erfolgt per Drehschalter. Ihre Funktion und auch das Verteilergetriebe werden elektronisch überwacht. Für ausgeprägten Teamgeist auf dem Weg zur Arbeit und zurück steht nicht zuletzt die Doppelkabine in den MAN-Baureihen TGL und TGM. Von 18 bis 44 Tonnen reicht das Spektrum der schweren Kipper aus den Baureihen TGS und TGX. Sie sind wie geschaffen für jede im Baugewerbe denkbare Transportaufgabe.

Wenn der übliche Hinterachsantrieb für den geplanten Einsatz nicht ausreicht, steht außer der Variante MAN HydroDrive, ein permanenter oder zuschaltbarer Allradantrieb bis hin zur Achsformel 8x8 parat. Die Baureihe TGS steht für schmale, die Baureihe TGX für breite Fahrerhäuser bei den Schweren. Bis zu 560 PS reicht die Motorisierung der 10,5, 12,4 und 15,2 Liter großen Reihensechszylinder-Motoren. Das MAN TipMatic-Getriebe mit integrierter Anfahrhilfe EasyStart und einem speziellen Offroad-Modus passt nicht nur bestens ins Programm, sondern entlastet auch den Fahrer, schont den Antriebsstrang und spart Diesel. Geht es ums Verzögern, entwickelt die neue Turbo-EVB Motorbremse bereits bei mittlerer Drehzahl die bemerkenswerte Bremsleistung von maximal 600 kW (knapp 820 PS). Apropos Bremsen: Eine Spezialität bei MAN ist die sogenannte Lenkbremse. Bei aktiviertem System werden, abhängig vom Lenkradeinschlag, die kurveninneren Hinterräder eingebremst. Das verringert den gefahrenen Kurvenradius deutlich. Diese Funktion ist für 6x4- und 8x8-Fahrzeuge mit Doppelachsaggregat erhältlich. Speziell für die Asphaltübergabe an einen Straßenfertiger gibt es darüber hinaus eine Fertigerbremse. Diese wird über eine Taste am Armaturenbrett aktiviert und dadurch ein geringer Bremsdruck eingesteuert, sodass der Lkw vom Straßenfertiger zwar geschoben werden kann, aber nicht davonrollt. Und nicht zuletzt die Kletterbremse. Sie ist eine weitere Besonderheit, die bei MAN-Allradfahrzeugen erhältlich ist und pneumatisch auf alle Räder wirkt. Per Taster kann der Fahrer damit bei Stopps oder beim Anfahren am Berg den Lkw zuverlässig kontrollieren.

100 Jahre Erfahrung im Bau von Lkw

Hinter all diesen Finessen stecken 100 Jahre Erfahrung im Bau von Lkw und fast genauso viel Know-how im Bau von Kippern. Denn kippbare Aufbauten waren auch schon in der Frühzeit des Lkw gefragt, auch wenn die Fahrgestelle für Straße und Gelände anfangs mehr oder weniger gleich waren. Eines der ältesten Kipper-Bilder im MAN-Archiv demonstriert jedoch gleich, dass die Bauwirtschaft schon seinerzeit für besondere Kunstgriffe gut war: Das aufs Jahr 1921 datierte Bild zeigt einen Kippaufbau, der sich stufenlos und insgesamt um 180 Grad in der Horizontalen schwenken lässt. Im heutigen Sinn zu öffnen beginnt sich die Schere zwischen eher straßen- und eher geländeorientierten Fahrzeugen aber erst in den 30er-Jahren. ML 4500 heißt der hochbeinige Kurzhauber, der auf der "Großdeutschen Automobilausstellung" in Berlin 1939 Premiere feiert. Im Gegensatz zu den üblichen Konstruktionsprinzipien des Unternehmens, die den Fokus auf niedrige Bauweise legen, kommt dieser ML 4500 mit einem geradlinig verlaufenden Leiterrahmen daher, der ihm seine hohe Bodenfreiheit beschert. Ihn mit Allradantrieb zu versehen macht keine besonderen Umstände.

Auf die Achsformel 4x4 kann der ML 4500 sogar nachgerüstet werden. MAN verwendet dafür einfach die als Ritzelachse ausgeführte Antriebsachse – die noch bis 1974 gefertigt werden soll – nun auch vorne als Lenkachse. Das Achsantriebsgehäuse ist das Gleiche wie bei der Hinterachse, während die Bremstrommeln und -backen von der Vorderachse stammen. Diese 4,5-Tonner bewähren sich vor allem auch bei der Wehrmacht und sind in der Nachkriegszeit als solide Transportfahrzeuge sehr beliebt. MAN führt ihn dann als Typ MK weiter, der allerdings auf Allradantrieb verzichten muss. Dieser ist von den Alliierten genauso verboten wie eine Motorisierung von mehr als 150 PS. Als nur hinterachsgetriebenen Kipper bietet MAN den MK aber von 1948 bis 1952 an.

Klassiker F8 ist auch als Kipper zu haben

Damit kann der Allradantrieb seine Wiederauferstehung feiern. Als MK 26 A werden diese ersten Nachkriegs-Allradler von MAN schließlich bis 1954 gebaut. Dann lösen modernere und nutzlaststärkere Konzepte dieses in seinen Grundfesten aus den 30er-Jahren stammende und bis zwölf Tonnen Gesamtgewicht reichende Fahrzeug ab. Der 1951 gebrachte Klassiker F8 mit seinem 180 PS starken V8 ist zum Beispiel auch als Kipper zu haben (Radstand 4.300 Millimeter), allerdings nicht mit Allradantrieb. Wer die Achsformel 4x4 wünscht, muss zum 1954 eingeführten 758 L 1 (15 Tonnen gesamtgewicht) greifen, unter dessen Haube ein etwas kleinerer V8 werkelt als beim F8: Da sind es nur 10,6 statt 11,6 Liter Hubraum. Die Leistung dieses Aggregats beträgt 155 PS. Alternativ dazu gibt es den L 758 T.L 1 mit gleich starkem, aber nur 8,3 Liter großem Turbomotor.

Eine Gewichtsklasse niedriger löst der 630 L 1 (bis 14 Tonnen Gesamtgewicht) den MK 26 ab, und der ist ebenfalls mit Allradantrieb lieferbar. Seine typischen Kennzeichen sind Differenzialsperre und ein Gruppengetriebe, das einen Geländegang aufweist, der mit 1 : 1,755 übersetzt ist. Eingelegt wird diese Geländeübersetzung durch einen druckluftunterstützten Schalter im Armaturenträger. Die Antriebsachse des 630 L 1 A hat einige Verbesserungen erfahren: zum Beispiel eine Ölpumpe zur Umlaufschmierung. Mitte der 50er-Jahre steigt MAN – nicht zuletzt wegen der restriktiven Gesetzgebung des Verkehrsministers Seebohm – mit der Reihe 400 in leichtere Gewichtsklassen ein.

Allradantrieb bleibt ein Privileg der Hauber

Vier Tonnen Nutzlast sind bei einem zulässigen Gesamtgewicht von knapp neun Tonnen geboten, das Design weist in die Zukunft: Erstmals praktiziert MAN den sogenannten Ponton-Stil, der Anklänge an den Pkw aufweist. Lieferbar sind nun Hauber und platzsparende Frontlenker. Allradantrieb bleibt aber ein Privileg der Hauber, die dem Frontlenker beim schweren Einsatz vor allem zwei Dinge voraushaben: Einerseits bietet er dem Fahrer mehr Komfort, da der Mann hinter dem Lenkrad eben auch hinter der Vorderachse und nicht genau über ihr sitzt. Andererseits bringt der längere Radstand auch eine günstigere Gewichtsverteilung mit sich. Als die Schweren das gefällig gerundete Design der 400er-Baureihe in den 60er-Jahren übernehmen, hält eine weitere Neuerung bei den MAN-Kippern Einzug. Die Rede ist von doppelt angetriebenen Hinterachsen, die dem Baufahrzeug neue Nutzlastbereiche erschließen. Im Gelände darf solch ein Dreiachser bis zu 26 Tonnen Gesamtgewicht erreichen. Auf der Straße kann er ab 1962 mit maximal 22 Tonnen Gesamtgewicht seine Bahn ziehen.

6x4 und 6x6 lauten die Achsformeln, in denen die Typen 1570 DHK und 1570 DHKA zu haben sind, die im Jargon der Zeit "Hauben-Schwerstlastwagen" heißen. Erste Frontlenker-Kipper mit Achsformel 6x4 kommen in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre und fahren da schon mit dem in Zusammenarbeit mit Saviem entwickelten kubischen Fahrerhaus vor. Erhältlich sind sie für 22 oder 26 Tonnen Gesamtgewicht. Als "Schwerstlast-Sattelzugmaschine" folgt 1972 ein allradgetriebener Dreiachser, der für 32 Tonnen Gesamtgewicht konzipiert und für Gesamtzuggewichte bis 100 Tonnen zugelassen ist. Stetig wachsende Drehmomente und erste Motoren jenseits der 300-PS-Marke bedeuten, dass die Ritzelachse an ihre Grenzen stößt. Der Achsbau schwenkt ab 1973 auf Außenplanetenachsen um, die wesentlich mehr Drehmoment übertragen können, außerdem Bremstrommel und Zweitantrieb räumlich trennen. Thermische Probleme sind somit kein Thema mehr. Beim Straßenroller muss diese Achse zwar ab 1986 mit der Einführung des F90 den neuen, zusammen mit Eaton entwickelten Hypoidachsen weichen.

Baureihe TGA schafft elektronische Vernetzung und mehr Kabinenkomfort

Im Baufahrzeug aber halten sich die Außenplanetenachsen bis heute. Vor allem den abrupt wechselnden Fahrwiderständen sind sie besser gewachsen als Hypoidachsen. Und mehr Bodenfreiheit haben sie sowieso zu bieten. So steht der Kipper von heute in seinen Grundzügen also schon in den 70er-Jahren. Trotzdem hat sich beim Baufahrzeug seitdem natürlich viel getan. Noch in den späten 70er-Jahren lösen zum Beispiel – wie vorher bei den Straßenfahrzeugen – aufgeladene Reihensechszylinder die großvolumigen V-Motoren ab. Die Auswahl an Getrieben steigt. Zu haben ist mittlerweile auch eine Wandler-Schaltkupplung. Die Differenzierung schreitet munter voran. Die 1979 vorgestellte Gemeinschaftsreihe von MAN und VW wird 1982 zum Beispiel um einfachbereifte Allrad-Fahrzeuge erweitert, die extrem geländegängig sind und sich auch hervorragend als Geräteträger eignen.

Im Jahr darauf präsentiert MAN schon einen spektakulären allradgetriebenen Vierachser namens 48.321 VFAK, der für 48 Tonnen Gesamtgewicht und als Alternative zu teuren Muldenkippern konzipiert ist. Die Baureihe F90 (ab 1986) läutet das Zeitalter moderner Kabinen ein. Beim F2000 treten komfortable Parabel- an Stelle der traditionellen Trapezfedern, zudem gibt es nun luftgefederte Hinterachsen, die sogenannte Bauluftfederung, und auch erstmals automatisierte Getriebe beim Kipper. Mit der im Jahr 2000 vorgestellten Baureihe TGA kommt schließlich die elektronische Vernetzung sowie ein ganz neuer Kabinenkomfort, den die aktuellen Reihen – vom schweren TGS oder TGX über den TGM bis hin zu den Leichten namens TGL – noch einmal toppen.

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