Rund 20 Mitarbeiter aus Nutzfahrzeugwerkstätten nutzten die Chance, einen Blick hinter die Kulissen des Werks von Knorr-Bremse in Aldersbach zu werfen.
Die Veranstaltung wurde von der Initiative "Qualität ist Mehrwert" organisiert, hinter der der Verein freier Ersatzteilemarkt e. V. (VREI) steht. Die Initiative setzt sich für ein höheres Qualitätsbewusstsein bei Kfz-Werkstätten bezüglich Ersatzteilen ein. Grund: Immer mehr Plagiate überschwemmen mit Billigangeboten den Teilemarkt. In der Vergangenheit gab es bereits mehrere solcher Veranstaltungen im Pkw-Bereich, bei Knorr-Bremse fand jetzt die erste im Nutzfahrzeugbereich statt. Das Produktionswerk Aldersbach, rund 30 Kilometer von Passau entfernt, ist ausschließlich auf die Anforderungen von Nutzfahrzeugen ausgerichtet. Rund 1.000 Mitarbeiter sind derzeit dort beschäftigt, darunter mehr als 30 Azubis in verschiedenen technischen Berufen. Nach einem Vortrag über das Werk durch Fritz Messerli von Knorr-Bremse erhielten die Teilnehmer die Gelegenheit, die Produktion aus nächster Nähe zu erleben.
Werksbesichtigung erhielt positive Resonanz
Die Produktionsstätte gliedert sich in drei große Bereiche: die mechatronische Fertigung, die Scheibenbremsenproduktion und die interne Fertigung von Oberflächenbeschichtung. Wichtigstes Produkt in Aldersbach sind Scheibenbremsen für Lkw. Der Konzern betrachtet Aldersbach als Vorzeigewerk weltweit. Kürzlich hat das Unternehmen einige Millionen Euro für ein neues Hochregallager investiert. Beim Rundgang durch die verschiedenen Bereiche der Produktion konnten sich die Teilnehmer auch von den zahlreichen Prüfschritten für jedes Produkt überzeugen. "Wir können auch nach Jahren noch nachvollziehen, was für Teile wir verbaut haben und ob diese einen Fehler enthielten, für den wir verantwortlich sind", sagte Jürgen Rother, Qualitätsverantwortlicher in Aldersbach, beim Rundgang.
Handarbeit bei Knorr-Bremse in Aldersbach
Roboter haben bereits viele Arbeitsprozesse übernommen, dennoch erfolgen viele Produktionsschritte noch von Hand. Mancher Handgriff lässt sich zudem nicht automatisieren, da der technische Aufwand dafür zu hoch wäre. Die Mitarbeiter in den Montagelinien wechseln alle zwei Stunden den Arbeitsbereich, um Eintönigkeit bei der Arbeit zu vermeiden. Im Anschluss an den Rundgang erhielten die Teilnehmer eine technische Schulung, die Horst Fischer übernahm, Trainer bei Knorr-Bremse. Sein Thema war "Elektronische Luftaufbereitung und Spezialwerkzeug für den Bajonettring" – ein Thema, dem die technisch versierten Gäste nach eigener Aussage gut folgen konnten. Fischer plädierte zudem für Schulungen, bei denen Trainer und Schulungsteilnehmer zusammenkommen. "Der Lerneffekt ist dabei am größten", sagte Fischer, zudem hätten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und Probleme aus der Praxis zu besprechen. Schulungen nur übers Internet genügten nicht.
Qualität ist Mehrwert
Am Ende der Veranstaltung äußerten sich die Teilnehmer überwiegend positiv. Ihnen gefiel die Mischung aus Werksbesichtigung, Informationsaustausch und Schulung. Christina Guth von der Initiative "Qualität ist Mehrwert" zeigte sich ebenfalls zufrieden und kündigte an, das Veranstaltungsformat im Nutzfahrzeugbereich fortzusetzen. Laut Thomas Fischer, seit 2008 Vorstand von VREI, sind für 2019 darüber hinaus weitere Aktionen vorgesehen. So ist die Initiative Aussteller auf der Messe Nufam in Karlsruhe, zudem ist eine größere Umfrage unter Nutzfahrzeugwerkstätten geplant. "Darüber hinaus arbeiten wir auch intensiv an der Bekämpfung der Produkt- und Markenpiraterie", betonte der Vorstand. Die Zahl der Produktfälschungen und Plagiate habe in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Immer stärker engagierten sich die Hersteller selbst zu diesem Thema. Mit Plagiaten hat auch Knorr-Bremse zu kämpfen. In Aldersbach können Fälschungen im eigenen Labor rasch erkannt werden.