Keyou und Voith mit H2-Bus Verbrenner der Zukunft

Foto: Keyou

Wer an Wasserstoff denkt, hat die Brennstoffzelle im Sinn. Keyou aber setzt auf den Wasserstoff-Verbrennungsmotor – und fährt zur IAA TRANSPORTATION gemeinsam mit Voith einen entsprechenden Stadtbus-Prototyp ins Rampenlicht.

Bereits seit 2015 arbeitet das Clean-Mobility-Unternehmen Keyou aus München an Nutzfahrzeugen mit Wasserstoff-Verbrennern. Eine lange Reise, die im Frühjahr in erste On-Road-Tests rund um die bayerische Landeshauptstadt mündete und jetzt zur IAA TRANSPORTATION mit der Präsentation eines entsprechend umgerüsteten 12-Meter-Niederflurbusses seinen – vorläufigen – Höhepunkt findet.

Im Messe-Fahrzeug auf Basis eines Solaris Urbino hält mit dem Keyou-Inside-System ein H2-Motor mit 7,8 Litern Hubraum Einzug. Dank eines speziellen, ausgeklügelten Brennverfahrens stehen praxistaugliche 210 kW / 285 PS an. Der Prototyp, dessen Entwicklung und Bau vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wurde, soll zudem die WHTC-Referenzzyklen unter der Zero-Emission-Grenze packen und die Euro-6-Norm ohne teure Abgasnachbehandlung erfüllen. Weiter spricht Keyou von Reichweiten von über 500 Kilometer.

Mild-Hybrid von Voith

Errungenschaften, die auch auf die Zusammenarbeit mit dem Technologie-Konzern Voith zurückgehen. Dieser nämlich hat das DIWA NXT Automatikgetriebe zugeliefert, das als Mild-Hybrid-System konzipiert ist. Die zentrale Rekuperationseinheit (CRU) gewinnt dafür im Fahrbetrieb anfallende elektrische Energie zurück und liefert – hauptsächlich zur Unterstützung beim Anfahren – bei einer Systemspannung von 48 Volt bis zu 35 kW. Die CRU ist dabei in das Schwungradgehäuse zwischen Motor und Getriebe integriert und benötigt so nahezu keinen zusätzlichen Bauraum.

Voith bezeichnet Wasserstoff als eine der Energiequellen, die eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung der Welt spielen werden. Mit dem Projekt mit Keyou sei man dem Ziel, eine Schlüsselrolle bei der weltweiten Dekarbonisierung des öffentlichen Verkehrs zu spielen, einen weiteren wichtigen Schritt nähergekommen. Keyou wiederum will sein System vor allem für die Umrüstung von Bestandsfahrzeugen nutzen und plant ausdrücklich keine eigene Produktion von Fahrzeugen und Motoren.

Praxistests mit Kunden ab 2023

Laut Keyou ist die Technologie rund um den H2-Motor nicht nur langlebig, robust und unabhängig von Seltenen Erden, sondern steht auch in der Betrachtung der Total Costs of Ownership (TCO) auf Höhe des Diesel. Es seien nur geringe Anpassungen am Basismotor nötig und in der Produktion könne auf bestehende Verbrenner-Infrastruktur zurückgegriffen werden. "Man kann also sagen: Kunden bekommen ein Nullemissionsfahrzeug zu dieseläquivalenten Betriebskosten, ohne dabei Abstriche machen zu müssen," sagt Thomas Korn, CEO und Mitgründer von Keyou.

Der Wasserstoff-Motor und das Basis-Fahrzeug haben laut der Münchner bereits im Januar dieses Jahres zueinander gefunden, unter Regie von Paul Nutzfahrzeuge aus Vilshofen. Der weitere Fahrplan sieht nun Feldtests mit Pionierkunden Ende 2023 vor. 2024 sollen schließlich zwei weitere Motorplattformen folgen.

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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
Experte für Flottenmanagement und angewandte Mobilitätsangebote Rolf Lübke Mobilität, Fuhrpark (inkl. Wasserstoff-Expertise)