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Greenpeace und T&E kritisieren Wissing Verkehrsministerium plant zu viele neue Straßen

Straßenbau Foto: Juliane Bezold

Das Bundesverkehrsministerium plant zu viele Straßen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der beiden Umweltorganisationen Greenpeace und Transport & Environment. Welchen Stellschrauben sie anders setzen.

Die beiden Umweltschutz-Organisationen Greenpeace und Transport & Environment haben ein Verkehrsszenario entwickelt. Das zeige, wie Verkehre verlagert werden können. Auf Grundlage dieser Studie werfen sie Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor, dass er viel zu viele neue Straßen plane. Schon Änderungen an nur 17 von 123 Annahmen in der aktuellen Verkehrsprognose würden „zu deutlich weniger Straßenverkehr führen“, heißt es seitens Greenpeace und T&E.

Das hat Wissing für den Straßenbau eingeplant

Im Haushaltsentwurf 2024 sind für den Neu- und Ausbau von Autobahnen 2,3 Milliarden Euro vorgesehen. Bis 2035 summieren sich die Bauprojekte der priorisierten Straßen des Bundesverkehrswegeplans auf 153 Milliarden Euro. Für die beiden Umweltschutz-Organisationen ist das der falsche Weg: „Volker Wissing fehlt jeder Gestaltungswille bei der Straßenplanung. Mit seinen Prognosen schreibt der Verkehrsminister den klimaschädlichen Status quo einfach fort. Dabei entlastet ein Stopp der Aus- und Neubauprojekte das Klima und den Bundeshaushalt. Es braucht keinen zusätzlichen Meter Autobahn, sondern einen Verkehrsminister mit dem Willen zur politischen Veränderung“, kritisiert Marissa Reiserer, Mobilitätsexpertin von Greenpeace. Statt den offensichtlichen Sanierungsstau vorhandener Brücken und Fernstraßen zu beheben und sie auf einem guten Niveau zu erhalten, plane der Verkehrsminister rund 850 Kilometer zusätzliche Autobahnen und etwa 3.000 Kilometer weitere Bundesstraßen. Zudem plädieren die Akteure dafür, die Sanierung und den Ausbau der Schiene voranzutreiben.

Alternative Prognose sagt weniger Lkw-Verkehr voraus

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Während das Verkehrsministerium bislang von einer massiv wachsenden Zahl an Lkw bis zum Jahr 2051 ausgehe (Straßengüterverkehr +54 Prozent), lenke das alternative Modell den wachsenden Güterverkehr überwiegend auf die Schiene, erklären Greenpeace und Transport & Environment. Das von den Umweltschutz-Organisationen beauftragte Prognos-Institut mit Sitz Hamburg geht dabei unter anderem von einer anhaltenden Nutzung von Homeoffice, einer Pkw-Maut und einem steigenden CO₂-Preis aus. „Dass der Verkehr hierzulande immer weiter ansteigt, ist eine politische Entscheidung von Volker Wissing – keine wissenschaftliche Selbstverständlichkeit. Das Verkehrsministerium ist dafür zuständig, unser Verkehrssystem an die heutige Zeit anzupassen und auf die Zukunft vorzubereiten. Ein erstrebenswertes Zielszenario auszuarbeiten, wäre der erste Schritt“, erläutert Benedikt Heyl, Datenanalyst von T&E.

Entwicklung der Verkehrsleistung nach Verkehrsträger

Die Verkehrsleistung der Schiene steigt nach den Berechnungen des Prognos-Institus bis zum Jahr 2051 deutlich an (+60 Prozent gegenüber 2019). Auch die Verkehrsleistung auf der Straße steigt nach 2030 an auf rund +20 Prozent im Jahr 2051 gegenüber 2019. Während die Schiene besonders vor 2041 deutliche Zuwächse zu verzeichnet (+41 Prozent gegenüber 2019), werde für die Straße bis dahin ein vergleichsweise geringes Wachstum erwartet (+7 Prozent). Auf den Binnengewässern werden hingegen bis zum Jahr 2041 insgesamt deutlich weniger Tonnenkilometer zurückgelegt als noch 2019 (-20 Prozent). Bis 2051 ändere sich der Wert nur noch geringfügig. Die rückläufigen Transportmengen bei der Binnenschifffahrt führt Prognos vor allem auf sogenannte Güterstruktureffekte zurück. Die Binnenschifffahrt habe einen hohen Anteil an Massengütern und diese Gütergruppen entwickeln sich rückläufig.

Wie sich der Modal Split laut Prognos entwickelt

Beim Güterverkehrsaufkommen könne die Schiene ihren Anteil von 9 Prozent im Jahr 2019 auf 12 Prozent im Jahr 2051 steigern, im Jahr 2041 liege ihr Anteil bei rund 13 Prozent. Zwischenzeitlich (2028) kommt die Schiene gemäß den Prognos-Berechnungen sogar auf einen Anteil von rund 13,5 Prozent. Auf lange Sicht mache sich der Rückgang des Aufkommens in den Gütergruppen„Kohle, rohes Erdöl und Erdgas“ sowie „Kokerei- und Mineralölerzeugnisse“ sowie der starke Zuwachs in der Gütergruppe „Post und Pakete“ bemerkbar. Gerade bei den KEP-Diensten werde eine Verlagerung auf die Schiene auf der Langstrecke bislang allerdings zu wenig mitgedacht.

Verteuerung des Straßengüterverkehrs

Im Jahr 2019 betrug die Verkehrsleistung im Straßengüterverkehr knapp 500 Milliarden Tonnenkilometer. Ohne politische Eingriffe und allein aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung dürfte die Verkehrsleistung bis zum Jahr 2030 um rund 8 Prozent auf 540 Milliarden Tonnenkilometer steigen. Eine „ambitionierte Ausgestaltung des CO₂-Preises, die Abschaffung des Dieselprivilegs sowie die Erhöhung der Lkw-Maut“ führen im Prognos-Szenario zu einer Verteuerung des Straßenverkehrs und damit zu einem leichten Rückgang der Verkehrsleistung auf der Straße bis 2030.

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