gbk-Vorsitzender Meyering "Unterstützung gegen die Maut"

Foto: Jacek Bilski, gbk

Im Interview mit lastauto omnibus-Busexperte Thorsten Wagner spricht der gbk-Vorsitzende Hermann Meyering über die neue Sterne-Klassifizierung, alternative Antriebe und die Bus-Maut.

Herr Meyering, Sie sprechen von einer Revolution der Sterne-Klassifizierung. Warum so bombastisch und warum erst jetzt?

Meyering: Ja genau so habe ich es bezeichnet, weil einfach bisher die Meinung in der Mitgliedschaft so war, dass wir am über Jahre gültigen und eingeübten starren System festhalten sollten. Alle Versuche von einzelnen Busunternehmen, dies in einigen Punkten abzuändern, wurden auf einigen Mitgliederversammlungen vorher immer strikt abgelehnt. Da nun aber immer mehr Forderungen in diese Richtung kamen, mussten wir den Bogen weiter spannen und mehr flexible Leistung nach oben anbieten. Wir haben jetzt also verschiedene starre Regeln wie die der 4er Sitzbank im 4-Sterne Bus oder den Klapptisch mit Gestänge aufgeweicht, aber gleichzeitig neue Komfortkriterien eingeführt, die einen ganzen Katalog ergeben. Dies scheint einfach mehr Sinn zu machen, und die breite Zustimmung in der Mitgliederversammlung zeigt uns, dass es notwendig war, die Tendenz zu mehr Luxus und mehr Ausstattung auch durch das Prädikat „Superior" darstellen zu können.

Warum bildet man nicht auch das Thema Sicherheit mit ab bei der Klassifizierung?

Meyering: Das Thema Sicherheit wird intern sicher sehr stark diskutiert und es werden tolle Systeme in die Busse eingebaut, aber in der Öffentlichkeit ist es ein gewisses Tabuthema. Die meisten Kollegen scheuen sich einfach, dieses Thema nach außen zu bringen, oft nach dem Motto: "Über Sicherheit redet man nicht, die hat man." Man will dem Kunden kein ungutes Gefühl geben, Sicherheit ist aus unserer Sicht eine Selbstverständlichkeit. Deshalb ist auch die alte Diskussion um ein Sicherheitssiegel überholt. Es gibt kaum noch Busse ohne die modernsten Systeme und auch der Gesetzgeber hat ja stark nachgelegt.

Warum tun sich viele private Busunternehmen so schwer mit alternativen Antrieben und bauen nicht mehr Druck auf die Hersteller auf? Und für den Fahrgast wäre der kleinere ökologische Fußabdruck doch sicher auch etwas wert.

Meyering: In der Öffentlichkeit ist das aufgrund von Stickoxid und anderen Schadstoffen sicher ein Megathema, aber in der Reisebranche ist die Reichweite einfach das wichtigste. Viele alternative Antriebe können hier dem Diesel noch nicht das Wasser reichen, was dieses Thema anbelangt. Auch die langen Investitionszyklen im Busbereich sprechen dagegen, unsichere Investitionen in Dinge zu tätigen, die noch nicht ausgereift sind. Zudem gibt es noch keine Angebote der Hersteller, obwohl wir in absehbarer Zeit auf Hybrid-Lösungen hoffen, die dann auch die Einfahrt in gesperrte Innenstädte in der Zukunft ermöglichen würden.

Vor einiger Zeit haben Sie ja die Tempolimiterhöhung für Busse gefordert. Sehen Sie da noch eine Chance?

Meyering: Ich persönlich sehe immer noch die Notwendigkeit, die Höchstgeschwindigkeit des Busses zu erhöhen, nicht zuletzt um auch die Durchschnittsreisezeit der Gäste zu verkürzen. In vielen Ländern wie England gibt es ja schon höhere Geschwindigkeiten und die Technik gibt es auch her, mit einem breiteren Band an Überschwingern nach oben deutliche Kraftstoffeinsparungen zu realisieren. Es müssen ja nicht 120 km/h sein, was viele Unternehmer kritisch sehen, aber warum nicht 110 oder 112? Damit wäre dann auch der richtige Geschwindigkeitsabstand zum Lkw wieder hergestellt.

Auch bei den barrierefreien Fernlinienbussen? Ist das Thema abgehakt?

Meyering: Da gibt es immer noch Schmerzen, gerade wenn es um die Zusatzinvestitionen bei Erneuerungen der Flotte geht. Das große Problem ist vor allem das Verhältnis der mobilitätseingeschränkten Fahrgäste zu den Übrigen, was im Bus um ein Vielfaches ungünstiger ist als in Flugzeug oder Bahn. In der Schweiz werden zudem bald barrierefreie Toiletten im Fernbus verpflichtend, das könnte auch einmal nach Deutschland herüberschwappen. Daran denkt bisher noch niemand. Das Thema ist aktuell, aber die Politik hat deutlich signalisiert, dass hier derzeit kaum etwas zu machen ist.

Und wann kommt die Bus-Maut?

Meyering: In Deutschland ist das Thema eindeutig geklärt, alle politischen Player haben uns Unterstützung gegen die Maut zugesagt. Brüssel und Europa haben aber andere Beschlüsse gefasst und so werden früher oder später die einzelnen Mitgliedstaaten das auch umsetzen müssen. Wir bleiben aber an dem Thema dran und kämpfen gegen die Einführung der Maut für den Bus, dem ökologischsten Verkehrsmittel.

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