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Hyundai Hydrogen Mobility Germany Brennstoffzellen-Hochlauf beschleunigen

Foto: Hyundai

Wo stehen die Themen Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) und Wasserstoff aktuell? Charles Cambournac, Geschäftsführer von Hyundai Hydrogen Mobility Germany, steht Rede und Antwort.

Hyundai Hydrogen Mobility ist Ergebnis eine Partnerschaft zwischen der Hyundai Motor Company und dem Schweizer Unternehmen H2 Energy. Beide Partner haben 2020 die ersten Brennstoffzellen-Lkw vom Typ Hyundai Xcient Fuel Cell in die Schweiz eingeführt und eine entsprechende Infrastruktur mit auf den Weg gebracht.

Herr Cambournac, wie viele Xcient Fuel Cell sind aktuell in Deutschland unterwegs und was ist mittelfristig weiter geplant?

Die Flotte an Xcient Fuel Cell Lkw wächst konstant. Als Vorreiter in diesem Sektor haben wir in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren mehr als 50 Lkw ausgeliefert. Bis Ende Jahr dürften wir uns der Marke von 100 Lkw annähern. Europaweit werden bis Ende 2024 etwas mehr als 150 Serien-Lkw unterwegs sein - in der Schweiz, in Deutschland, in Frankreich und in den Niederlanden. So haben wir in den vergangenen Jahren mit mehr als 9 Millionen Kilometer und mehr als 7 Millionen Tonnen an eingesparten CO2-Emissionen einen enormen Vorsprung an Erfahrung. Diese geben wir täglich an unsere Kunden weiter.

Foto: privat
Charles Cambournac, Geschäftsführer von Hyundai Hydrogen Mobility Germany.

Wir haben auch das Netzwerk mit zertifizierten Agenten erweitert, um die Wartung unserer Lkw zu gewährleisten. Mittlerweile verfügen unsere Kunden allein in Deutschland über mehr als 14 Service-Vertretungen – ein Netz, das wir laufend weiter ausbauen.

Produktseitig konnten wir das Angebot ausbauen. So bieten wir jetzt mit dem 6X2-Fahrgestell mit BDF C745 und C782 Sturz auch eine Lösung für den Verteilertransport an. Zudem sind wir sehr rasch in der Lage, neue Karosserie-Varianten zu realisieren. Und auf Ende des Jahres bringen wir die neue Version des Xcient, um die GSR2-Standards zu erfüllen.

Was sind aus Ihrer Sicht die Anforderungen für einen künftigen breiten Einsatz von Wasserstoff auch für den Straßengüterverkehr in Deutschland, etwa hinsichtlich des Fahrzeughochlaufs oder der Regulatorik?

Dazu muss man sich vorab in die Lage der Transporteure und Dienstleister versetzen. Diese Branche arbeitet in einem extrem kompetitiven Umfeld und dementsprechend niedrigen Margen. Daher ist sie gezwungen, etwaige Erhöhungen der Lkw-Betriebskosten an die Kunden weiterzugeben, was am Ende des Tages den Preis der Produkte und Dienstleistungen beim Endkunden erhöht. Das wiederum ist auf die Dauer nicht tragbar und heizt die Inflation an.

Andererseits erschweren die angespannten Budgetsituationen der Regierungen Unterstützungen, die verlässlich und auf langfristige Ziele wie den Klimawandel ausgelegt sind – auch wenn dies notwendig und sinnvoll wäre. Das gilt nicht nur für Deutschland. Mit dieser Ausgangslage sehen wir folgende Möglichkeiten, um das Hochfahren des emissionsfreien Schwerverkehrs zu beschleunigen.

Zum einen ein Übergang zu einem wirtschaftlich ausgelegten Subventionsmodell, das sich an den operativen Betriebskosten orientiert (OPEX anstatt CAPEX). Die Unterstützung sollte proportional zu den eingesparten CO2-Tonnen erfolgen und auf den Lebenszyklus eines Lkws ausgelegt sein, nicht nur auf zwei Jahre. Das schafft die richtigen Anreize.

Außerdem sollten innovative Unternehmen, die ausschließlich emissionsfreie Lkw entwickeln und herstellen, unterstützt und gefördert werden – mit dem Ziel, das Produktionsvolumen rasch hochzufahren und die Produktionskosten zu senken.

Auch eine Unterstützung der Produktion und der Distribution von grünem Wasserstoff wäre gut, um einen stabilen Preis unter 5 Euro pro Kilogramm zu gewährleisten.

Zudem könnten der öffentliche Verkehr und die öffentlichen Flotten vorangehen, indem sie konsequent Lkw und Busse ohne CO2-Emissionen einsetzen.

Dies alles setzt eine langfristige Zero-Emissions-Politik voraus, die mit allen Akteuren abgestimmt und länderübergreifend gültig ist. Besonders wichtig ist die Verlässlichkeit auf einen Zeitraum von zehn und mehr Jahren, ohne plötzliche Kurswechsel. Dies erlaubt den Unternehmen und dem öffentlichen Verkehr eine sichere Planung ihrer Investitionen.

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile von FCEV gegenüber BEV?

Aus unserer Sicht lassen sich die Klimaziele nur erreichen, wenn alle zielführenden Technologien vorangetrieben werden. Grüner Wasserstoff wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Die Vorteile bezüglich FCEV werden mit dem Skalieren des gesamten Wasserstoff-Ökokreislaufs immer mehr zum Tragen kommen. Das Auftanken dauert maximal 20 Minuten, um die 31 Kilogramm-Tanks unserer Xcient Fuel Cell für mehr als 400 Kilometer Reichweite zu füllen.

FCEV zeichnen sich durch einen stabilen Betrieb aus: Brennstoffzellen sind unabhängig von den Wetterbedingungen leistungs- und reichweitenstabil. Die Karosserie mit Nebenantrieb bietet zudem eine bessere Autonomie trotz des Energieverbrauchs eines Kühlaggregats, eines Müllwagens oder eines anderen zusätzlichen Geräts.

Ein Vorteil ist in Zukunft auch die Tankstellen-Infrastruktur: Die Versorgung mit Wasserstoff ist ähnlich wie bei konventionellen Kraftstoffen. Somit lassen sich bestehende Infrastrukturen nutzen und die exorbitanten Kosten für ein neues Versorgungsnetz einsparen.

Wasserstoff bietet zudem die Chance, Strom aus nachhaltigen Energiequellen genau dann zu nutzen, wenn er gebraucht wird. Diese Systemkoppelung wird mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien entscheidend zum Erreichen der Klimaziele beitragen.

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