Ford Taunus Transit FK 1250 Auf Tour im Feuerwehr-Transporter

Ford Taunus Transit FK 1250 Foto: Thomas Rosenberger 10 Bilder

Tatütata! Die Sirene heult – etwas gepresst klingt sie, doch kein anderer Teilnehmer der Oldtimer-Rallye Hamburg-Berlin-Klassik (HBK) lärmt schöner als der FK-1250, Urahn des aktuellen Ford Transit, sei es der röhrende V8 des Ferrari F40, der blubbernde Big-Block des Buick Riviera oder das Fauchen des Sechszylinder-Boxermotors aus dem Porsche 914/6 GT.

Mit Blaulicht und Martinshorn geht es durch die kleinen und größeren Orte entlang der malerischen Strecke, die von Hamburg über Mecklenburg-Vorpommern nach Brandenburg und bis nach Berlin führt. Allenthalben jubeln die Zuschauer. Freilich tönt das Horn nur kurz, denn eigentlich dürfen Sondersignale wie Blaulicht und Sirene nicht ohne Genehmigung genutzt werden. Der rundliche, rote Kastenwagen ist längst im Ruhestand und die Besatzung will auch kein Feuer löschen, sondern nur ohne Panne am Ziel der Hamburg-Berlin-Klassik ankommen.

Oldtimer sind Sympathieträger, Botschafter des Automobils

Mindestens 20 Jahre alt muss ein Fahrzeug sein, damit es bei dieser Oldtimer-Rallye antreten darf. Kein Problem – der FK-1250 ist Baujahr 1964, also 47 Jahre alt. Er ist ein sogenannter Best-Ager unter den Transportern. Nicht abgearbeitet, sondern immer noch topfit. Der Lack glänzt, der rote Anzug sitzt faltenfrei. Motor, Getriebe, Bremsen und das bisschen Elektrik funktionieren immer noch tadellos. Der kompakte 1,5-Liter-Benziner springt nach dem Schlüsseldreh gleich an – trotz gerade mal sechs Volt Bordspannung. Der Vierzylinder läuft rund und schnurrt wie ein Kätzchen.

Klar, mit den 55 PS des 15 M genannten Motors ist der Ford im Vergleich mit den Rennwagen im Starterfeld untermotorisiert, gerät bei den wenigen Geschwindigkeitsprüfungen stets ins Hintertreffen und kommt meist erst im hinteren Drittel an den Etappenzielen an. Aber es geht nicht darum, ganz vorne mitzufahren. Der Spaß an der Sache steht im Vordergrund. Oldtimer sind Sympathieträger, Botschafter des Automobils und in diesem Fall speziell des Nutzfahrzeugs. Und er ist nicht der Einzige dieser Fahrzeuggattung: Mit dabei sind auch ein Mercedes L319 aus dem Fuhrpark von Goodyear Dunlop sowie ein VW Transporter T1 von der Allianz-Versicherung. Ob deren Technik auch so gut in Schuss ist?

Die Kupplung verlangt nach einem kräftigen Tritt

Die vier Gänge des Getriebes im FK-1250 jedenfalls lassen sich ohne Weiteres einlegen. Die Kupplung verlangt nach einem kräftigen Tritt, lässt sich aber gut dosieren. Die Schaltwege sind lang, fleißig rührt der Fahrer mit dem Schaltstock, Hauptsache es knirscht nicht. Lediglich die Sperre des Rückwärtsgangs erweist sich als launisch. Doch wollte man sie überholen, dann müsste das Getriebe raus. Ein großer Aufwand für kleinen Ertrag, weswegen die fleißigen Schaffer von Ford darauf verzichtet haben, erklären Wolfgang Laufer und sein Kollege Achim Gerstenmayer. Die beiden betreuen quasi ehrenamtlich die Ford Classic Cars. Hauptamtlich sind sie in der Testfahrzeug-Werkstatt angestellt, kümmern sich um nagelneue Autos wie Focus, Mondeo und S-Max.

Doch neben dem knuffig rundlichen FK-1250, im Alter steht ihm das bisschen Speck um die Hüften besonders gut, würden die Neuen ohnehin verblassen. Stolz trägt er die Hoheitsinsignien auf den Türen: "Werkfeuerwehr Ford-Werke-Köln" steht dort. Er hatte einen Traumjob, war während seines Arbeitslebens Teil der Werkfeuerwehr von Ford. Ausrücken musste er dort selten. 8.700 Kilometer stehen auf der Uhr. Alle Teile sind in Originalzustand. Nur die Ladung, Schlauch und Spritzen, muss er nicht mehr schleppen. Einzig die Leiter liegt noch auf dem Transporterdach. Weil die Hinterachse ohne Schlauchlast allerdings bockt, haben die Ford-Mannen eine 270 Kilogramm schwere Stahlplatte darübergelegt und fest verschraubt.

Die Geschichte des Transit reicht zurück bis 1953

Auf der rundlichen Schnauze mit den freundlichen dreinblickenden Kulleraugen steht anno 1964 Taunus Transit und kündigt so eine bis heute erfolgreiche Baureihe leichter Nutzfahrzeuge an. FK steht dabei für Ford Köln, 1250 für die Nutzlast. Er ist bereits die dritte Variante des FK. Die Geschichte des Transit reicht zurück bis 1953. Damals präsentierte Ford den Eilfrachter FK-1000 noch ohne den Namen Taunus Transit – der kölnische Gegenentwurf zum erfolgreichen Transporter von VW. Pikant: Der Konstrukteur Dr. Alfred Haesner ist auch Vater des Volkswagen-Transporters T1. Vier Basismodelle des Fords gab es seinerzeit: Kastenwagen, Kombi, Achtsitzer-Bus und Pritschenwagen. Später kommt noch ein Chassis mit Fahrerhaus dazu.

Ford legte von Anfang nicht nur Wert auf eine hohe Zuladung, sondern auch auf günstige Lade- und Lastverhältnisse. Deshalb setzten die Entwickler den Motor zwischen die Vordersitze, damit er auf die Vorderachse drückt, wo er auch beim FK-1250 noch residiert, wenn auch ein Stück weiter zurückversetzt. Die Abdeckklappe wird heiß, was bei Fahrer und Beifahrer für warme Ellenbogen sorgt. Umso fürsorglicher fällt bei den Wartezeiten vor den Prüfungen der Blick auf die Fieberkurve, die aber brav unter 90 Grad Celcius bleibt, sofern auf den zappeligen Zeiger Verlass ist. Die Wassertemperaturanzeige ist neben Tacho und Benzinstand eine von drei Uhren im Armaturenbrett. Die Nadel der Tankuhr geht ebenfalls nach dem Mond und pendelt, wenn die Superbenzin-Füllung zur Neige geht, zwischen leer und ein Viertel voll. Hinzu kommen zwei Züge für Scheibenwischer und Abblendlicht. Das Fernlicht ist per Fußschalter links anzustellen, Blinker werden per Lenkstockhebel betätigt – so einfach ist Transporterfahren in den 60ern.

Ab Tempo 60 reagiert der FK-1250 etwas flatterhaft

Doch es war noch echte Handarbeit. Die Lenkung mit viel Spiel um die Mittellage verlangt nach strenger Führung. Ältere Semester sind eben manchmal eigensinnig. Ab Tempo 60 reagiert der FK-1250 etwas flatterhaft, Windböen bringen ihn bisweilen aus der Spur und die Diagonalreifen laufen gerne Spurrillen nach. Die Bremse verlangt nach einem beherzten Tritt, soll der Eilfrachter zum Stillstand kommen. Sie ist dann auch das einzige Teil, was uns gleich nach dem Prolog rund um Hamburg Sorgen bereitet.

Wenige Kilometer vor dem Etappenziel an der Hamburger Fischmarkthalle quietscht es hinten auf der Fahrerseite erbärmlich. Am Ziel stellt sich heraus, dass am Hinterrad der Bremszylinder festsitzt – ein typischer Standschaden. Die beiden Ford-Schrauber bocken trotz des Regens sogleich den Wagen auf und rutschen behände darunter. Mit wenigen Handgriffen ist die Trommelbremse freigelegt. Eine Stunde später ist der Zylinder wieder gängig. Das Team atmet auf, die nächste Etappe kann kommen.

Fortan sollen keine Zipperlein mehr den rüstigen Senior plagen. Ohne Klagen verdaut er auch mal hohe Drehzahlen. Ansonsten aber schonen wir ihn und genießen lieber die Aussicht auf die üppigen, rot, blau und gelb blühenden Weiden Mecklenburg-Vorpommerns. Die Route führt vorbei am Holsten-Tor in Lübeck, weiter bis Wismar und nach Schwerin, bevor es nach Brandenburg und in den Speckgürtel von Berlin geht. Ein Höhepunkt kurz vor der Ankunft in Deutschlands Hauptstadt sind die Wertungsprüfungen auf dem Flughafen Groß Dölln. Hunderte Zuschauer und Tante Ju geben sich die Ehre. Eine Junkers Ju 52/3m dreht Schleifen über dem ehemaligen Militärareal – ein Gruß von Oldtimer zu Oldtimer.

Der FK-1250 und sein Team

Kurz darauf erreichen alle 189 Fahrzeuge das Meilenwerk in Berlin. Der FK-1250 und sein Team landen am Ende auf Platz 115. Als bestes Zwischenergebnis schlägt ein Platz fünf bei einer Gleichmäßigkeitsprüfung zu Buche. Das ist für den Eilfrachter respektabel, schließlich hat er so nicht nur beim Sound namhafte Rennboliden wie Mercedes SSK, Porsche 914/6 GT und Buick Riveria hinter sich gelassen. Nur den brachial aufgemotzten Ferrari F40 nicht. Dafür sieht der kleine Rote bedeutend besser aus.

Modellgeschichte - Eine Auswahl der wichtigsten Produktpflegen

  • 1953: Vorstellung des Ford FK-1000 auf der IAA Frankfurt, Produktionsstart im September
  • 1955: Neben dem 12-M-Motor (1,2 Liter Hubraum, 38 PS), steht nun auch der 15 M (1,5 Liter Hubraum, 55 PS) für den FK-1000 zur Verfügung. Zudem wird der Motor zwischen die Vordersitze verlegt, um Beinraum zu gewinnen.
  • 1958: Der FK-1250 kommt im Januar als dritte Variante mit dem 15-M-Motor
  • 1961: Ab Januar werden alle FK-Baureihen als Taunus Transit 1000 und 1250 weitergeführt
  • 1962: Im April kommt der Transit 800. Alle Kastenwagen erhalten eine zusätzliche Seitentür in Serie (bisher 150 Mark Aufpreis).
  • 1963: Im September wird der Taunus Transit 1500 eingeführt, der über einen Pressstahl-Kastenrahmen statt der Rahmen-Bodenanlage aus Stahlblech verfügt sowie mit zwillingsbereifter Lastwagen-Hinterachse und 1,7-Liter-Motor aus dem Taunus 17 M vorfährt. Ein Mittelschalthebel zieht statt der Lenkrad-Schaltung ein.
  • 1965: Die Produktion des Ford-Eilfrachters läuft aus. Von Herbst 1953 bis Ende 1965 wurden 255.832 der Frontlenker gebaut. Am 4. Dezember wird der neue Ford Transit vorgestellt, ein Kurzhauber, der in den englischen Ford-Werken entwickelt wurde. Ford baut ihn teils mit anderen Motoren im belgischen Werk Genk.
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