FM, FMX, FH und FH16 Volvos erneuerte Baureihen

Foto: Volvo 10 Bilder

Volvo liftet seine schweren Klassen. Die Schweden ­präsentieren die neuen Modelle der Baureihen FM, FMX, FH und FH16.

Schon im Mittelalter legten die Wikinger bei ihren Überfällen einen mächtigen Auftritt hin. Mächtig ist auch der Lkw-Turm, auf dem Volvo-Trucks-Präsident Roger Alm in die Manage reitet. Alle vier neuen Modelle rollen aufeinander zur Schlacht. Dagegen wirkt Van Dammes „Epic Split“ mit Volvo-Hilfe schon beinahe zahm. Dabei bringen die vier Baureihen auch ­ohne große Show einige Neuerungen mit. Im Fokus steht auch bei Volvo Trucks der Fahrer. Fahrerumgebung, Sicherheit und Produktivität: All das sollen die Neuen besser können als ihre Vorgänger.

Komfort im Vordergrund

Einerseits spricht Volvo von Schätzungen, die 20 Prozent aller europäischen Fahrerstellen unbesetzt wähnen. Andererseits ist ein qualifizierter Berufskraftfahrer ohne­hin ein wichtiger Faktor im Lkw. „Ein guter Fahrer kann einen enormen Beitrag zur Profitabilität unserer Kunden leisten“, sagt Roger Alm. „Und auf der ganzen Welt herrscht ein chronischer Mangel an qualifizierten Fahrern.“ Mit der neuen Generation stelle man die Produktivität und den Komfort des Berufskraftfahrers in den Vordergrund. Dies sei ein wichtiger Schritt, „um unseren Kunden zu helfen, die besten Fahrer zu gewinnen und zu halten“.

Beim Blick aufs Exterieur der vier aufgefrischten Baureihen FM, FMX, FH und FH16 fallen zunächst die v-förmigen Scheinwerfer ins ­Auge. Wichtiger ist hier, was hinter dem Glas sitzt. Die Schweden bieten nämlich mit dem Facelift auch gleich neue Scheinwerfer an. Die können mehr, als nur die Straße auszuleuchten. Das adaptive Fernlicht der LED-Scheinwerfer deaktiviert einzelne Leucht­segmente, um den Gegenverkehr oder vorausfahrende Fahrzeuge nicht zu blenden. Gleichzeitig bleibt rings um die so entblendeten Verkehrsteilnehmer der weit leuchtende Lichtkegel erhalten.

Ein Stockwerk weiter oben fallen dem findigen Betrachter die Spiegel auf. Wie schon Iveco und MAN verzichtet Volvo bei den Neuen vorerst auf eine digitale Lösung via Mirrorcam und setzt auf die gute alte physische Optik. Ganz ohne Kameras muss der Fahrer dann aber nicht auskommen. Auf Wunsch behält ein elektronisches Auge die Beifahrerseite im Blick. Die Bilder sendet diese Kamera auf ein neues Multifunktionsdisplay, das tabletartig aus dem Armaturenträger ragt. Dort sieht der Fahrer auch Infotainment­inhalte oder die Navi-Anzeige. „Durch den einfachen Zugriff auf eine Vielzahl von Informationen kann der Fahrer effizienter, sicherer und komforta­bler arbeiten“, sagt Carin Larsson, Chefdesi­gnerin für User Experience and Human Machine Interaction bei Volvo Trucks. „Die Darstellung von Informationen hat sich mit den neuen Displays erheblich verbessert. Anspruchsvolle Bedienungen konzentrieren sich jetzt auf das zusätzliche Display, das vom Fahrersitz aus leicht zu erreichen ist.“

Foto: Volvo
Voll digital: Statt ­Uhren informiert den Fahrer ein 12-Zoll-Display über Dreh­- zahl und Co.

Digitales Cockpit

Und nicht nur dieser Neunzollbildschirm mit Touchscreen, Knopf- und Sprachsteuerung ist neu im Innenraum. Die Uhrensammlung hinterm Lenkrad hat ausgedient. Stattdessen hat Volvo dort einen zwölf Zoll großen Bildschirm eingepflanzt. Auf diesem kann sich der Fahrer je nach aktueller Situation seine portionierten Informa­tionen in vier verschiedenen Bildschirmansichten anzeigen lassen. Auf diese Weise soll der Fahrer umso leichter an seine Kennwerte kommen. Ablenkungen würden dadurch reduziert. Gleichzeitig hält sich Volvo damit die Tür dafür offen, künftige Updates möglichst schnell in seinen Lkw umzusetzen. Denkbar sind natürlich neue Tachografiken. Aber es geht auch um künftige Connected Services. Solche Dienste lassen sich auf analogen Uhren einfach nicht darstellen. Auch bei den Assistenzsystemen hat Volvo eine Schippe draufgelegt. Zunächst einmal dürfen sich FM, FMX, FH und FH16 über serienmäßiges EBS (elektronisches Bremssystem) freuen.

Wie beim Digi-Cockpit baut Volvo auch hier für die Zukunft vor. Schließlich lassen sich über die Bremse wichtige Sicherheitsfunktionen realisieren. Dazu gehören schon heute die Kollisionswarnung mit Notbremse sowie ESP. Doch auch für künftige Entwicklungen, etwa die autonome Fahrt, ist eine elektronisch angesteuerte Bremse Gold wert.

Wichtig ist EBS auch für den neuen Bremstempomaten an Bord. Der verlässt sich bei der Bergabfahrt nicht nur auf das Motorbremsmoment, sondern aktiviert, wenn nötig, die Betriebsbremse, um die eingestellte Geschwindigkeit zu halten. Zudem hat Volvo Trucks seinen Abstandstempomaten überarbeitet. Der muss sich nun tatsächlich an keine Untergrenze mehr halten. Stattdessen arbeitet das System bis zum Stillstand. Das erhöht gerade in zähem Stop-and-go den Komfort vorne links enorm. Die Verkehrs­schilderkennung passt da ebenso gut ins Konzept.

Foto: Volvo
Durchblick: Die neu gestalteten Spiegel helfen bei der Rundumsicht.

Verbesserungen bei Einstieg und Stauraum

Bei den Baureihen FM und FMX hat Volvo neben den elektronischen Innereien auch direkt bei der Fahrerkabine an sich angesetzt. „Das komplett neue Fahrerhaus verfügt über eine Frontpartie mit leicht austauschbaren, robusten Teilen, Scheinwerferschutz und neuen, v-förmigen LED-Scheinwerfern. Um den Fahrern das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, haben wir neue Trittstufen mit rutschhemmender Oberfläche entwickelt“, sagt Ismail Ovecik, Chef­designer Außendesign bei Volvo Trucks. Insgesamt bietet die neue Hütte den Fahrern laut Volvo einen ganzen Kubikmeter mehr Raum. Dafür sorgen senkrechte A-Säulen. Gleichzeitig bietet die neue Kabine eine verbesserte Sicht nach außen. Volvo hat dazu die Türlinie abgesenkt und den Lkw neue Spiegel spendiert.

Das neue Fernverkehrshaus der M-Volvos bietet ab sofort mehr Stauraum. Die untere Liege rutscht ein wenig nach oben, das schafft Platz im Untergeschoss. Zusätzliche Staumöglichkeiten gibt es zudem an der hinteren Kabinenwand – ganz chic unterteilt mit LED-Paneelen. Beim Tagesfahrerhaus wächst der Stauraum auf maximal 800 Liter. Eine optional verstellbare Lenkwelle macht es dem Fahrer einfacher, die für ihn ergonomisch passende Sitzposition zu finden. Der Ergonomie hilft auch ein neuer Bedienhebel für I-Shift auf die Sprünge. Der ist schlanker und steht dem Fahrer auf dem Weg vom Sitz auf die Liege etwas weniger im Weg.

Weitere Neuerung an der Kabine: Volvo hat die Isolierung verbessert. Das hilft gleich mehrfach und hält alles ein bisschen besser vom Fahrerleib fern, was diesem das Leben schwer macht. Kälte, Hitze und Lärm dringen nicht mehr so leicht ins Innere.Allen vier neuen Modellen gemein sind zudem, falls verbaut, veränderte Parameter der gelenkten Nach- und Vorlaufachse. Volvo hat den Lenkwinkel vergrößert. Dadurch wird der Lkw ein Stückchen wendiger. Das hilft besonders im beengten Innenstadtverkehr – oder speziell beim FMX auf der Baustelle – und reduziert zudem den Reifenverschleiß.

Der FMX ist in dem Quartett nicht nur wegen seiner Optik und Robustheit der Kandidat fürs Grobe. Dank einer neuen 38-Tonnen-­Doppelhinterachse sind Gesamtzuggewichte von 150 Tonnen möglich. Auch an der Front kann der Baulöwe künftig mehr schultern. ­Eine aktualisierte Luftfederung lässt nun Vorderachslasten von zehn Tonnen zu beziehungsweise entsprechend zwanzig Tonnen bei zwei Vorderachsen. Auf den ersten Blick verspricht Volvo sich und der Welt also sehr viel von seinen gelifteten Baureihen. Ob sie das auch in der Praxis einlösen, müssen die Wikinger im ersten Test unter Beweis stellen.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 05 Titel
FERNFAHRER 05 / 2020
4. April 2020
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