Die "Truck Race Trophy – Das Trucker Festival am Spielberg", so lautet die korrekte Bezeichnung, ist fast so etwas wie die alpenländische Version des Truck-Grand-Prix am Nürburgring. Hier wie dort gehen die Rennen der schweren Boliden eine glückliche Verbindung ein mit einem Treffen von Lastwagenfahrern und Freunden, die Spaß daran haben, die Welt des Straßentransports auch mal gebührlich zu feiern. Die früher Österreichring genannte Rennstrecke war vor einigen Jahren ganz schön heruntergekommen, doch dann erweckte sie Dieter Mateschitz, der mit seinen Koffeindrinks zum vielfachen Milliardär geworden ist, wieder zu neuem Leben. Jetzt heißt sie folgerichtig Red-Bull-Ring. Seit 2013 ist das Festival für die Schweren ein fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders.
Nichts überlässt man hier dem Zufall, die Organisation wirkt ziemlich perfekt. Dieses Jahr ein wenig nervig: das Bezahlsystem mit Guthabenkarten, für die man zu allem Überfluss auch noch Pfand bezahlen musste. So geriet schon der Kauf einer Wasserflasche an den warmen Maitagen zu einem bürokratischen Akt. Am Nürburgring ist diese Idee schon gescheitert, nur Bares ist wirklich Wahres.
Rahmenprogramm zeigt sich bunt
Beeindruckend ist die Vielfalt des Rahmenprogramms rund um die rasenden Zugmaschinen. Die Lkw-Industrie präsentiert ihre neuesten Produkte und nutzt die Möglichkeit, mit ihren Zielgruppen ins Gespräch zu kommen. Volvo war mit dem Iron Knight samt seines Erschaffers Boije Ovebrink anwesend, FERNFAHRER-Lesern wohlvertraut. Auf so einer Rennstrecke darf die total auf Beschleunigung gezüchtete Maschine ihre unglaubliche Dynamik zeigen. Scania war mit einer Abordnung des Werksmuseums aus dem schwedischen Södertälje ins steirische Murtal angereist. Mit dabei waren zwei prächtige Supermaschinen, ein Hauber Cabrio und ein Lastwagendragster, beides Meisterstücke des Trucktuners Svempas.
Der gehört zu den Kultfiguren der nordischen Lkw-Szene, leider hört man, dass es dem Hochbetagten gesundheitlich nicht so gut geht. Schön, dass Scania ihn nicht in Vergessenheit geraten lässt. Bunt zeigt sich das Rahmenprogramm. Während in einigen Boxen der Rennstrecke das ganze Wochenende geschraubt wurde, gab es daneben welche, die zum Tätowierstudio oder zum Rasierladen umfunktioniert waren. Eine Box war Künstlern reserviert, die das Truckrace-Thema in moderne Formen der Straßenkunst umsetzten. Wie am Nürburgring auch ist für viele das Rennen nur Nebensache, die Teilnahme am Truckercamp aber das Hauptereignis.
Gemeinsame Lkw-Projekte von Vater und Sohn
Auf der Westschleife des Red-Bull-Rings lockt traditionell ein großes Veranstaltungszelt mit einer Gastrolandschaft drum herum, dahinter sind die teilnehmenden Lastwagen in schier endloser Zweierreihe aufgestellt.Stilecht treten die Freunde der Almtaler Truckerschmiede auf – eines lockeren Zusammenschlusses von Kollegen, die überdurchschnittlich Spaß an schönen Maschinen haben. Ein harter Kern davon, teilweise dem Möbelhändler mömax und dessen feiner Flotte zuzuordnen, hat sich einen einachsigen Partyauflieger gebaut, auf dem die Feierfreude an den Abenden hohe Wellen schlug.
Immer wieder schön sind gemeinsame Projekte von Vater und Sohn. Gottfried und David Haidecker aus Vöcklamarkt hatten hart gearbeitet, um ihren neuen Scania S 580 rechtzeitig fertig hinzustellen, herausgekommen ist ein prächtiges Stück Lastwagen mit edlen Details. Manuel Mattersdorfer aus dem Kärtner St. Veit mit seinem feinen DAF genießt das Wochenende mit seinen Kollegen. Abends wird zu Countrymusik fröhlich gefeiert, doch der absolute Höhepunkt für viele ist der Konvoi am Sonntag, eine schöne Anerkennung für die österreichischen Straßentransporteure.