Lkw-Fahrerinnen Frauen verdienen viel weniger

Foto: DuXx@viaCanva

Taff, schlagfertig und mit ordentlich PS unter der Haube: So kennt man die Trucker Babes aus dem Fernsehen. Doch die Realität sieht anders aus, das fängt schon bei der Bezahlung an.

Im Schnitt verdienten Frauen im Jahr 2022 laut Statistischem Bundesamt (Destatis) in Deutschland pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer. Macht, auch wieder im Bundesdurchschnitt, einen Stundenlohn von 20,05 Euro – und damit 4,31 Euro weniger als Männer mit 24,36 Euro.

Fahrerinnen fordern knapp 9 Prozent weniger Gehalt

Nun die halbwegs gute Nachricht: In der Transportbranche liegt der Unterschied zwischen Lkw-Fahrern und Lkw-Fahrerinnen bei 8,86 Prozent. Heißt in Euro: Die Frauen erhalten laut der Job-Matching-Plattform Jobmatch.me 261 Euro brutto weniger pro Monat als ihre männlichen Kollegen. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Am ungerechtesten geht es Bayern und Hessen mit 375 Euro weniger Gehalt für Frauen zu. Aber auch in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein ist der Unterschied mit 350 beziehungsweise 338 Euro sehr groß. Als zweitkleinstes Bundesland (nach Bremen) verzeichnet das Saarland das kleinste Gender-Pay-Gap. Hier verdienen die Frauen „nur“ 50 Euro monatlich weniger als die männlichen Kollegen.

Frauenanteil bei Berufskraftfahrern

Laut Destatis liegt der Frauenanteil im Bereich Berufskraftfahrer nur bei 3 Prozent. Das entspricht auch dem Anteil, der Frauen, die auf Jobsuche sind: je nach Bundesland sind das zwischen 3 und 7 Prozent. So suchen derzeit etwa 623 Lkw-Fahrerinnen in Bayern eine neue Stelle, bei den männlichen Kollegen sind es 12.297. In Berlin kommen auf 4.267 Lkw-Fahrer nur 110 Lkw-Fahrerinnen.

Bessere Qualifikationen als die Berufskraftfahrer-Kollegen?

Wenigstens bei Alter liegen die Frauen vorn: im Schnitt sind Lkw-Fahrerinnen 42 Jahre alt – und damit drei Jahre jünger als ihre Kollegen. Obwohl der Ruf der Fahrerinnen in Fachkreisen sehr gut ist, gibt es keine allgemein gültigen Daten oder Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass Lkw-Fahrerinnen in Deutschland im Durchschnitt besser qualifiziert sind als ihre männlichen Kollegen. Qualifikationen und Fähigkeiten hängen in erster Linie von der Ausbildung, der Erfahrung und den individuellen Fähigkeiten jedes einzelnen Fahrers ab, unabhängig vom Geschlecht. Der Gender-Pay-Gap bei Lkw-Fahrerinnen im Vergleich zu Lkw-Fahrern in Deutschland zeigt jedoch auf, dass es trotz gleicher oder ähnlicher Qualifikationen Unterschiede im Lohnniveau gibt.

Tipp zu Zusatzqualifikationen

Mit Abstand am meisten verdienen Lkw-Fahrerinnen in Baden-Württemberg, mit der Zusatzqualifikationen ADR-Basis, ADR-Tank, ADR-Explosiv und Flurfördermittelschein. Dann sind laut Statistik von Jobmatch.me 4.650 Euro brutto drin.

Wie Vornamen und Lohnniveau zusammenhängen

Gar nicht? Weit gefehlt. Wie aus den Daten der Job-Matching-Plattform hervorgeht, forderten 2022 Bewerberinnen mit dem Vornamen Eva mit 3.725 Euro das höchste Gehalt. Fahrerinnen, die Janina, Birgit oder Julia heißen, forderten gut 550 Euro weniger.

Lieblingsnamen der Truckerinnen

Während die Truckerbabes Julia, Manuela, Jennifer oder Tamara heißen, gehören Sandra, Sabine, Stefanie, Daniela oder Nicole in der Realität zu den beliebtesten Namen unter den Lkw-Fahrerinnen.

Über Jobmatching-Plattform Jobmatch.me

JOBMATCH.ME ist die Matching-Plattform für Arbeitgeber und gewerbliche Fachkräfte aus Logistik, Service und Gastronomie. Derzeit sind rund 395.000 Fachkräfte registriert. Gleichzeitig bieten mehr als 1.000 Arbeitgeber über 10.000 Jobs an. Pro Monat verzeichnet Jobmatch.me rund 17.000 Matches zwischen Arbeitnehmer und Unternehmen.

Hintergrund zur aktuellen Lage

In Deutschland arbeiteten im Jahr 2021 rund 480.000 Menschen als Berufskraftfahrern und -fahrerin. Ein größerer Teil von ihnen dürfte in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden: Mehr als ein Drittel (35 Prozent) war mindestens 55 Jahre alt, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Damit ist der Anteil der Altersgruppe 55 plus unter den Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern deutlich höher als unter den Erwerbstätigen insgesamt (25 Prozent). Demgegenüber ist die Zahl der Einsteigerinnen und Einsteiger unter 25 Jahren recht gering: Sie machten nur gut 3 Prozent aus. Zum Vergleich: Unter allen Erwerbstätigen machen die unter 25-Jährigen knapp 10 Prozent aus. Auffällig gering ist mit 3 Prozent auch der Frauenanteil in dieser Berufsgruppe. Insgesamt betrachtet sind 47 Prozent aller Erwerbstätigen Frauen.

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