European Truck Racing Championship 2022 Kiss dominiert am Hungaroring

ETRC 2022 Hungaroring Foto: Richard Kienberger 132 Bilder

Der Heimvorteil beflügelt Norbert Kiss. Beim zweiten Lauf der Truck Race-Saison 2022 sichert sich der Ungar am Hungaroring drei von vier möglichen Siegen.

Wie nicht anders zu erwarten war, wurde das zweite Rennwochenende der Saison 2022 zum Kiss-Festival. Vor einer beeindruckenden Zuschauerkulisse zeigte sich der aktuelle Europameister als nahezu unbesiegbar. Dreimal stand Norbert Kiss ganz oben auf dem Podest. Dass sich der Lokalmatador mit den 50 EM-Zählern für die drei Siege begnügen musste, lag an einer „Verkettung unglücklicher Umstände“, wie es Jochen Hahn ausdrückte: Nach dem Start zu Rennen 2 am späten Samstagnachmittag gab es mal wieder einen veritablen Crash, bei dem etliche Trucks – darunter der rote MAN des Champions – so schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass sie zum Neustart nicht mehr antreten konnten.

Kiss legte auf seinem Heimatkurs gleich ordentlich los, im den beiden freien Trainings deklassierte er zunächst Antonio Albacete mit 1,76 und dann Jochen Hahn mit 1,58 Sekunden Vorsprung. Welten in der Welt des Motorsports. In der Superpole blieb dann der Zweitplatzierte Sascha Lenz mit einem Rückstand von knapp sieben Zehntelsekunden wenigstens im Bereich von Sekunden-Bruchteilen. Die beiden Teile des Qualifyings fanden, ungewöhnlich für die Veranstaltung auf dem Hungaroring, bereits am Freitagnachmittag statt. Grund dafür waren die beiden anderen Tourenwagen-Serien, die an diesem Wochenende gemeinsam mit den Truck Racern auf der Formel 1-Strecke zu Gast waren und viel Zeitbedarf angemeldet hatten. Kurze Nebenbemerkung: In einer dieser Serien fuhren mit Wasserstoff (und E-Motoren) angetriebene Tourenwagen, die sich bei der Vorbeifahrt anhörten wie Kameradrohnen – sehr gewöhnungsbedürftig, um es zurückhaltend auszudrücken.

Sehr später Start fürs zweite Samstagsrennen

Zurück zu den Renntrucks: Die sorgten beim Start zu ihrem ersten Championshiprace am Samstag für die übliche motorsporttypische Geräuschkulisse. An der Spitze tauschten Jochen Hahn und Adam Lacko, Drittplatzierter des Qualifyings, während der Elf-Runden-Distanz die Plätze. Für Sascha Lenz sollte der zweite Platz das beste Resultat des Wochenendes bleiben. Im zweiten Rennen, dessen Start für 19.05 Uhr und damit ungewöhnlich spät angesetzt war, kam es dann zu einer Serie von Unfällen, die schon auf der Start- und Zielgeraden begann und sich bis nach der dritten Kurve hinzog. Norbert Kiss hatte Glück, dass sich bei seiner Havarie Jamie Anderson neben ihm befand: Nachdem Kiss‘ MAN in die Leitplanke gekracht und aufgestiegen war, stützte Andersons Truck bei der folgenden „Gegenbewegung“ den Havaristen ab, der sich sonst wohl überschlagen hätte. Nach diesem chaotischen Rennauftakt waren die Fahrzeuge von Jochen Hahn – er war von zwei Konkurrenten in die Zange genommen worden –, Antonio Albacete, Kiss und Anderson so schwer demoliert, dass sie zum Neustart nicht mehr antreten konnten. Wenig später verabschiedete sich auch Téo Calvet vorzeitig.

Kurios: Am Vortag hatte die ETRA eine Pressemitteilung verschickt, in der über eine Machbarkeitsstudie für Langstreckenrennen mit Racetrucks berichtet wurde – die seien prinzipiell machbar, hieß es in dem Text. Das Feeling beim später erneut gestarteten Championshiprace 2 passte dazu perfekt: Die Trucks donnerten vor der Kulisse eines malerischen Sonnenuntergangs um die 4,381 Kilometer lange Rennstrecke, aufgewirbelte Staubwolken schimmerten in den schönsten Orangetönen. Von den übrig gebliebenen Matadoren machten Lacko und zwei Deutsche das Rennen unter sich aus: Der Tscheche gewann am Ende, André Kursim verteidigte zäh den zweiten Platz und behauptete sich dabei gegen Sascha Lenz.

Reparatur-Marathon über Nacht

Am Sonntag standen alle Havaristen erneut am Start – die Mechanikerteams hatten ganze Arbeit geleistet und die Trucks in langer Nachtschicht wieder in einsatzbereiten Zustand versetzt. Nichts erinnerte mehr an den Crash. Die Resultate fielen aus wie gewohnt oder zu erwarten: Gegen Norbi Kiss war auch über Nacht kein Kraut gewachsen. Rennen 3 gewann er mühelos von der Pole Position aus und beim Rennen 4 mit Reverse Grid zockte der Ungar seine sieben vor ihm gestarteten Konkurrenten in beeindruckender Manier ab. Hahn und Lacko durften den von der imposanten Fankulisse lautstark gefeierten Lokalmatador zweimal mit aufs Podium begleiten. Sie tauschen dabei die Plätze: Zunächst wurde Lacko Zweiter, im finalen Rennen dann Hahn. Der Rekordchampion konnte mit drei Podestplätzen zwar einen Pokal mehr mit nach Hause nehmen als sein Landsmann Sascha Lenz. Doch dem Vizemeister dürfte der Pokal im Zweifelsfall egal sein – weil Hahn im Rennen 2 ohne Punkte blieb, schaufelte Lenz im direkten Vergleich sieben Zähler mehr auf sein Konto und avancierte damit im Gesamtklassement zum Verfolger von Spitzenreiter Kiss. Wobei man angesichts der aktuellen Kräfteverhältnisse wohl nicht von Verfolgung sprechen sollte. Lenz führt nach der zweiten Runde den Rest des Feldes an – das trifft es besser.

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