Vorausschauender Tempomat Gekonnt über die Berge

Scania, Tempomat, CCAP, Grafik Foto: Götz Mannchen 5 Bilder

Klarer Fall: Der Verbrauch muss runter. Das wünschen sich nicht nur die Transporteure, sondern auch die Politiker, die derzeit daran sind, Vorgaben für Verbrauchsreduzierungen für Lastwagen zu entwickeln. Um 15 bis 20 Prozent unter das derzeitige Niveau sollen die Verbräuche von Lkw in den kommenden Jahren rutschen.

Viel steht in diesem Zusammenhang noch nicht fest. Allein, dass eine gesetzlich vorgeschriebene Verbrauchsreduzierung kommt, ist sicher.

Die Lkw-Hersteller – und erst recht ihre Zulieferer – haben sich längst darauf eingerichtet und arbeiten bereits an Lösungen. Ein Beispiel ist CCAP von Scania. Das Kürzel steht für Cruise Control with Active Prediction – zu Deutsch: vorausschauende Geschwindigkeitsregelung. Der Name ist Programm. Tatsächlich nutzt die Geschwindigkeitsregelung, also der Tempomat, im Fall CCAP die Topografiedaten der folgenden drei Kilometer. Die sind für 95 Prozent der westeuropäischen Hauptverkehrswege im Gerät hinterlegt. GPS-Daten nutzt CCAP hingegen nur, um die Fahrtrichtung und den Standort des Lkw zu bestimmen.

Kraftstoff sparen kann CCAP fast nur auf hügeliger oder bergiger Topografie

Aktiviert wird das System mit den beiden bei Scania üblichen Lenkradtasten für Tempomat und Bergabgeschwindigkeit. Ist die Strecke dem Rechner bekannt, dann zeigt das Display zwei weitere Tempi – hier 77 und 87. Das ist dann zugleich die Spanne, in welcher der Rechner mit dem Tempo zu spielen gedenkt. Greift der Rechner in das vom Fahrer vorgegebene Tempo ein, dann erscheint unten links zusätzlich ein „E“.

Kraftstoff sparen kann CCAP fast nur auf hügeliger oder bergiger Topografie. Und zwar vor Beginn und kurz vor Ende einer Steigung (siehe Grafik S. 20). Kommt eine Steigung in Sicht, dann erhöht der Rechner das Tempo um zwei, drei km/h (hier auf maximal 87 km/h). Mit diesem Mehr an Bewegungsenergie lassen sich gerade kurze Anstiege schneller und mit weniger Schaltungen meistern. Der Verbrauchsvorteil fällt hier aber recht gering aus. Deutlich mehr lässt sich am Ende der Steigung sparen. Da der Rechner die Topografie, aber auch das Gewicht kennt, weiß er genau, wie viel Gas er am Ende einer Steigung noch geben muss und wann er vor einem anschließenden Gefälle vom Gas gehen kann. CCAP beschleunigt am Ende einer Steigung also nicht so weit wie möglich, sondern belässt es im Beispiel bei minimal 77 km/h und geht anschließend viel früher vom Gas als ein normaler Tempomat. Das alte Reisetempo von 84 km/h stellt sich im anschließenden Gefälle sowieso von selbst ein.

Ein R730 wird zu Beginn einer leichten Steigung niemals automatisch beschleunigen

Die Spanne, in der CCAP mit dem Tempo spielt, hat Scania genau festgelegt. Grundsätzlich greift der Rechner erst bei Geschwindigkeiten von mehr als 60 km/h ein und weicht um maximal vier Prozent nach oben und acht Prozent nach unten von den eingestellten Werten ab. Größere Abweichungen von den Sollwerten hätten noch größere Kraftstoffeinsparungen zur Folge, sind aber in der Praxis kaum akzeptabel. Bei der Abweichung von den Sollwerten orientiert sich CCAP unter anderem auch an der Motorleistung. Ein R730 wird also zu Beginn einer leichten Steigung niemals automatisch beschleunigen, weil er kräftig genug ist, um sie ohne Schaltung zu meistern.

Nach wie vor im Angebot von Scania ist der Ecocruise genannte Tempomat, dessen Preis drastisch reduziert (rund 300 Euro) wurde und der mit ähnlichen Tricks wie CCAP versucht hat, Diesel zu sparen. Dabei war er allerdings auf Vermutungen angewiesen. Für 500 Euro gibt es CCAP und die ersten Messungen bestätigen, dass dieser Betrag gut angelegt ist. Abhängig von der Strecke erreicht CCAP Verbrauchseinsparungen von knapp über null (überwiegend Flachland) bis über vier Prozent (überwiegend bergig). Oder anders: Schon nach 50.000 Kilometern hat sich die Investition in CCAP in vielen Fällen amortisiert.

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