Mit der Elektromobilität erlebt die Werkstatt ihre dritte industrielle Revolution – weg vom öligen Schraubenschlüssel, hin zu Bits und Bytes bei Diagnose und spezieller Ausbildung im Umgang mit Hochvolttechnik. Das hinterlässt deutliche Spuren auf dem „Werkstattparkett“.
Der ÖPNV wird nun elektrifiziert. Die Servicemarke Omniplus von Daimler Buses hat daher ein E-Mobility-Servicekonzept insbesondere für Kommunen vorbereitet – rechtzeitig zum Start des vollelektrischen eCitaro Ende 2018. Verkehrsbetriebe können sich daraus individuell passende Bausteine wählen. Das beginnt mit der klassischen Betreuung der Kundenwerkstatt und mündet im Busdepotmanagement. Hier übernehmen Mitarbeiter von Omniplus festgelegte Arbeiten bis zur Rundumbetreuung der Fahrzeuge direkt in der Kundenwerkstatt. Als Pilot für viele weitere Werkstätten hat Daimler im Trainingscenter Dortmund eine Musterwerkstatt aufgebaut und jetzt den neuen Anforderungen angepasst.
Diese einmalige Einrichtung ist beispielhaft ausgerüstet – von isoliertem Werkzeug bis zu Dacharbeitsständen, von einer Krantraverse zum Aus- und Einbau von Batteriemodulen bis zur Hochvoltlagereinrichtung mit integrierter Brandschutzanlage für Batteriemodule. Bei vielen Batteriearten ist dieses Thema ja besonders kritisch.
Vorschriften für die Sicherheit
Ebenso können sich Unternehmen dort über Arbeitsschutzvorschriften und weitere Themen rund um Hochvolttechnik erkundigen, beispielsweise das Arbeiten unter Spannung bei Reparaturen von Batteriemodulen. Oder wann man die Spannung tunlichst abklemmt. Im elektronischen Bus-Doc-System sind alle erforderlichen Unterlagen und Daten für die Werkstatt zugänglich und praxisnah aufbereitet.
Dortmund ist aber weit mehr als eine Schauwerkstatt – hier wird intensiv qualifiziert und ausgebildet, denn nur entsprechend vorbereitete Mitarbeiter dürfen eine Werkstatt mit Elektrofahrzeugen betreten oder gar mit der Hochvolttechnik arbeiten. Stichwort hierbei: „Arbeiten unter Spannung“.
Die Servicemarke Omniplus hat unter Berücksichtigung der Kundenwünsche ein komplettes Qualifizierungskonzept entwickelt – von der Hochvoltsensibilisierung über Schulungen für Fachkräfte bis zur Vorbereitung von Ausbildern. Geschult werden sowohl eigene Mitarbeiter als auch das Personal von Verkehrsbetrieben.
Schulungskonzepte für Kundenfahrzeuge
Im Zuge der Einführung des vollelektrisch angetriebenen eCitaro wird das Konzept europaweit ausgedehnt. Schon vor der Auslieferung des ersten Kundenfahrzeugs ist vom Schulungskonzept für Mitarbeiter von Verkehrsbetrieben bis zu einer Erweiterung des Rettungsleitfadens alles für die Einführung von Hochvolttechnik vorbereitet. Der eCitaro ist damit von Beginn an ein selbstverständlicher Bestandteil des integralen Sicherheitskonzepts von Mercedes. Es wird für ihn auch gestaffelte Serviceverträge mit den Bezeichnungen „eBasic“ und „ePremium“ geben.
Basis ist eine große Erfahrung im Umgang mit Hochvolttechnik. In Dortmund seien für die vorhergehende Generation von Hybrid- und Brennstoffzellenbussen in knapp zehn Jahren bereits rund 1.500 Mitarbeiter weitergebildet worden, berichtet Udo Mache, Leiter Training und Dokumentation bei Daimler Buses, stolz.
3D-Druck für Batteriehalterung
Seit 2016 wiederum hat sein Team umfangreiche Befragungen und Workshops mit Mitarbeitern und Bestandskunden durchgeführt, um das Konzept noch weiter anzupassen. Ein Ergebnis aus diesen Workshops sei zum Beispiel ein spezieller Batteriehalter aus dem 3-D-Drucker, mit dem ein einzelner Mitarbeiter sehr einfach ein wertvolles und filigranes Batteriemodul aus seiner Halterung heben könne.
„Dieses Bauteil war in dieser Art nicht verfügbar, also haben wir uns der neuen Methode, die wir ja auch für Kundensonderwünsche anwenden, bedient, um es passgenau für unsere Bedürfnisse maßzuschneidern“, sagt Mache bei der Vorstellung des eCitaro in Mainz. Auch mobile, hochstabile Dacharbeitsplattformen für die häufigen Arbeiten auf dem Dach wurden eigens weiterentwickelt, ebenso wie das neue Layout der Werkstatt mit gesonderten Arbeitsbereichen. Neue, integrierte Diagnosetools runden das Erscheinungsbild der Musterwerkstatt ab.
Darüber hinaus bietet Omniplus Trainings zum eCitaro an. Sie umfassen eine große Spanne – von Einführungsschulungen ohne Hochvoltumfänge bis zu Schulungen für Rettungskräfte. Parallel zur Einführung des eCitaro wurde der Rettungsleitfaden der Busse mit Stern um ein Kapitel eigens für den eCitaro erweitert (den Download finden Sie hier). Damit rundet Omniplus sein Schulungsangebot bedarfsgerecht ab.