Citroen Berlingo (2019) im Test Kompakter Transporter deutlich aufgewertet

Citroen Berlingo Foto: Thomas Kueppers 16 Bilder

PSA hat vor Kurzem seine Lieferwagen-Baureihen neu aufgelegt. Dabei haben die Franzosen ein paar Weichen neu gestellt – mit Erfolg.

Den Citroen Berlingo hat PSA wie die Brüder Opel Combo und Peugeot Partner nicht mehr als Nutzfahrzeug mit Pkw-Option entwickelt, sondern hat die Vorzeichen umgedreht. Das merkt man deutlich an vielen Stellen. Der Innenraum wirkt deutlich wertiger als vorher. Gleichzeitig halten viele moderne Pkw-Systeme Einzug – Navi, Toter-Winkel-Assi, Sitzheizung sind natürlich an Bord. Dazu bietet der Berlingo eine Ladeschale für Handies, die sich per Induktion laden lassen. Auch der Zugang zum Fahrzeug passiert wie von Zauberhand: Keyless. Der Testwagen, ein Kastenwagen mit zwei Schiebetüren hat ein ordentliches Handicap. Die Sicht nach hinten gibt es nicht. Doch auch hierfür schafft Citroen Abhilfe. Eine kombinierte Rückfahrkamera bietet drei Modi. Beim Rückwärtsfahren schaltet sie in den Weitwinkelmodus – das kennt man ja. Liegt aber einer der Vorwärtsgänge an, wechselt die Ansicht im Display und die Kamera simuliert einen regulären Innenspiegel. Wer mag, kann per Knopfdruck umschalten und so den Toten Winkel rechter Hand überwachen, dort sitzt nämlich eine zusätzliche Kamera.

Innovatives Wischsystem

Ein Druck auf den Startknopf erweckt den Berlingo – erstmal nicht – zum Leben. Der Knopf reagiert nur auf Nachdruck. Auch die Sitzheizung gibt sich ein wenig kapriziös. Es mag an den tiefen Temperaturen beim Test liegen, dass sich der Gesäßwärmer erst nach ein, zwei Kilometern zum Dienst animieren lässt. Das ist doppelt ärgerlich, da der Knopf recht versteckt an der Seite der Sitzfläche liegt. Man muss also tatsächlich per Augenkontakt prüfen, ob die Kontrollleuchte am Schalter scheint. Wesentlich besser ist das Wischsystem des Franzosen gelöst. Statt althergebracht Wischwasser im hohen Bogen diffus über die Scheibe zu versprühen, spritzt das System das Wasser direkt vor den Wischer. Dadurch hat der Fahrer immer freie Sicht. Während die diffuse Wolke nämlich sonst auf der Scheibe wabert und auf den Wischer wartet, legt der Wagen im Zweifel eine ziemlich lange Strecke im Blindflug zurück. Gute Idee, Citroen!

Schlapper Motor

Beim Ausparken fällt auf, dass die Lenkung recht synthetisch Rückmeldung gibt. Bei höheren Geschwindigkeiten ist dies aber kein Thema mehr. Ein Thema sind eher die höheren Geschwindigkeiten an sich. Der Motor leistet zwar laut Papierform 130 PS. Davon ist aber nur wenig zu spüren. Gut 12 Sekunden vergehen, bis der leichte Transporter den Standardsprint erledigt hat. Gefühlt, dauert es eher länger. Der Motor dreht ziemlich zäh hoch, scheint sich gegen zu hohe Leistungsansprüche fast ein wenig zu wehren. Gleichzeitig passt diese Gemütlichkeit zum Fahrwerk. Das ist sehr kommod abgestimmt, ohne aber unsicher zu wirken – ein Franzose aus dem Bilderbuch. Gleichsam verhindert die sanfte Leistungsabgabe, dass die Räder beim Anfahren durchdrehen. Entsprechend eigenwillig muten darum auch die Schaltempfehlungen an. Aber größtenteils liegt der Berlingo damit tatsächlich richtig und der Momentanverbrauch sinkt nach dem Schaltvorgang. Auf der Verbrauchsrunde genehmigt sich der Berlingo mit einem Testverbrauch von 6,0 Liter auf 100 Kilometer dennoch einen gehörigen Schluck mehr als die Herstellerangabe von 4,5 Liter verheißt.

Beladungskontrolle verhindert Überladen

Weniger Grund zur Freude liefert der Tempomat. Einerseits ist der Bediensatellit, der durchaus haptisch überzeugt, nicht gerade prominent platziert. Andererseits ist die Bedienung fummelig und nicht sehr intuitiv. Meistens drückt man einfach solange daran herum, bis das System bei der gewünschten Geschwindigkeit landet. Deutlich besser dürfte die Beladungskontrolle funktionieren, die demnächst verfügbar sein wird. Sie überwacht das Fahrzeuggewicht automatisch und signalisiert dem Fahrer per Lichtzeichen, ob er den Wagen überladen hat.

Unterm Strich hat Citroen trotz der kleinen Kritikpunkte nicht nur einen würdigen Nachfolger für den alten Berlingo auf die Räder gestellt, sondern die Baureihe deutlich verbessert. Gleichzeitig stehen der Kritik an der Abstimmung hier und da schöne Detaillösungen gegenüber.

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