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Bosch Connected World 2019 Nichts geht ohne Digitalisierung

Bosch Connected World 2019 Foto: Bosch/Martin Stollberg

Logistiker mahnen auf der Bosch Connected World 2019 zum Umdenken. Praxisbeispiele zeigen Nutzen der Automatisierung auf.

Bislang war die globale Wertschöpfungskette eine schwarze Box. Niemand konnte genau sagen, wo sich eine Sendung aktuell befindet. Dass das nicht so sein muss, zeigte die Session Logistics 4.0 auf der Bosch Connected Word 2019 in Berlin.Einen Blick in die Praxis gewährte Lothar Rosenkranz, COO von Innight Express Germany. Er stellte sozusagen ein Best-Practice-Beispiel für die „nächste Generation der Nox Logistik“ vor.

Dabei gab es einigen Grund, möglichst viel zu automatisieren. Denn Nox Nachtexpress hat mit rund 1.500 festen Mitarbeitern, etwa 2.600 Fahrzeugen und rund 181.000 Sendungen jede Nacht, eine recht unübersichtliche Größe. Zu den Kunden des Nachtexpressdienstes gehören dabei unter anderem Daimler, Scania, DAF und Volvo. Ohne Digitalisierung ist ein Transport nicht mehr möglich: „Alles geschieht automatisch und das ist auch der Grund warum es funktioniert“, sagte Rosenkranz.

Der Weg zum Kunden bei Nox

Die Schlüsselbegriffe für die Digitalisierung kenne mittlerweile jeder: Blockchain, Augmented Reality, Track & Trace, Internet of Things (IoT), Künstliche Intelligenz, 3D-Druck und einige mehr. Im Fokus von Nox sei dabei der Weg zwischen den Kunden und den eigenen Standorten. Die Grundlage dafür bilden Tracker, die es ermöglichen, den Weg der Container und Trailer verfolgen zu können sowie ein proaktives Meldesystem. „Der ROI war nach weniger als zwei Jahren erreicht“, berichtete Rosenkranz. Gerade in einer preissensiblen Branche wie der Logistik sei dies ein entscheidender Faktor.

Der Vorteil liegt in der sofortigen Auskunftsfähigkeit, ohne selbst aktiv werden zu müssen. So weiß das System bei einem Stau oder Unfall unmittelbar, was für mögliche Alternativen es gibt. Diese Optionen bekommt der Kunde dann in Echtzeit auf sein Smartphone und kann mit einem Klick auswählen, wie es weitergehen soll.

Riskmanagement bei Kühne + Nagel

Bei Katharina Uribe Casillas, Vice President Automotive Global Business bei Kühne + Nagel, dreht sich die Digitalisierung ebenfalls um eine Track & Trace-Lösung. Bei rund 81.900 Mitarbeitern sowie 73.000 Sendungen jeden Tag gab es ohne IoT keine Möglichkeit mehr, die Transparenz über alle logistischen Abläufe zu erhalten. „Dabei geht es uns aber nicht nur um die Ortung, sondern etwa auch ums Riskmanagement“, erklärte Uribe Casillas.

Wie so etwas aussehen kann, zeigt Kühne + Nagel am Beispiel der Verbindung von Bamberg nach Bursa in der Türkei. Auf dieser Strecke transportiert der Logistiker empfindliche Teile für die Automobilindustrie. Mit entsprechenden Trackern ausgerüstet, misst der Dienstleister unter anderem die Erschütterungen, denen die Fracht ausgesetzt ist. „Sind diese zu stark, schicken wir sofort neue nach und warten nicht eine Qualitätsprüfung vor Ort ab“, berichtet sie. Denn dann stehe die Produktion still.

Aber auch sonst setzt Kühne + Nagel auf Transparenz gegenüber den Kunden. Über das Portal KN Login erhalten diese in Echtzeit Informationen über Verspätungen, Probleme mit der Kühlung eines Transports oder eben die vorgenannten Erschütterungen. Diese Meldungen sendet das Portal dann proaktiv an den passenden Ansprechpartner.

Supply Chain bei Trumpf

Sven Müller, Head of Global Logistics bei Trumpf wiederum hatte sich das Thema „Realtime Supply Network“ auf die Agenda geschrieben. Als Maschinenbauer, unter anderem in der Lasertechnik unterwegs, nutze das Familienunternehmen die Möglichkeiten der Digitalisierung. „Wobei die Logistik eine unserer Kernkompetenzen ist“, erklärte Müller. Eine Echtzeit-Ortung von speziellen Containern allein reiche allerdings nichts aus. Darüber hinaus müsse auch analysiert werden, „wo es hängt und auf diese Weise Zeit verloren wird – um entsprechend eingreifen zu können“.

Eben diese Informationen habe Trumpf mittlerweile zur Hand. „Wir wissen beim Tracken nicht nur, welcher Container das ist und was in ihm befördert wird, sondern auch, welche Sendung sich genau dahinter verbirgt.“ In der Halle geht die Ortung mittlerweile bis auf einen Meter genau. „Wir können hier zwei nebeneinander stehende Paletten unterscheiden.“ Aber natürlich verschwinde die Ladung auch auf dem Transportweg nicht vom Bildschirm „Auch wenn es sich dabei natürlich um eine andere Technologie handelt“, berichtete Müller. Hier gebe es allerdings noch einiges zu tun. „Das ist unsere nächste Herausforderung.“

Der nächste Schritt ist, dass sich die an der Supply Chain Beteiligten in Echtzeit austauschen und gemeinsam Lösungen anstoßen können – darin waren sich die Referenten einig. „Vielleicht ist hier 5G der Schlüssel dazu“, erklärte der Nox-Chef. Da konnte ihm Katharina Uribe Casillas nur beipflichten: „Es geht nun im nächsten Schritt darum, die einzelnen Lösungen miteinander zu vernetzen und auf diese Weise tatsächlich eine Gesamtsicht zu erhalten.“ Wie wichtig das ist, fasste Rosenkranz in einem mahnenden Schlusswort zusammen: „Wir müssen aufpassen, dass wir ein Teil der Digitalisierung sind, und der Zug nicht ohne uns abfährt.“

Vernetzt und elektrisch

Personalisiert, automatisiert, vernetzt und elektrisch – so sieht für Bosch-Vorstandsmitglied Dr. Markus Heyn die Mobilität der Zukunft aus. Wobei das Auto nur ein Teil des Mobilitäts-Ökosystems darstellt. Aber wie werden Personen und Güter künftig von A nach B gebracht? Wie das im Einzelnen aussehen wird, kann aktuell noch niemand vorhersagen. Für Heyn ist aber immerhin klar, dass die dafür benötigten Informationen aus der Cloud kommen. Diese gehen dann weit über Staus oder Baustellen hinaus. Ob Wetterdaten, topografische Begebenheiten, Verkehrszeichen bis hin zu Veranstaltungen, die das Verkehrsaufkommen beeinflussen – denkbar ist an dieser Stelle vieles.

Die Vernetzung der Mobilität hat sich unter anderem das chinesische Start-up Didi auf die Agenda geschrieben, an dem sich Robert Bosch Venture Capital finanziell beteiligt hat. Bei Didi handelt es sich um eine Plattform für vernetze Fahrzeuge. Oder anders ausgedrückt: Bei dem Start-up handelt es sich um die chinesische Variante von Uber. Aber nicht nur das: Die Plattform hilft bei der Parkplatzsuche, informiert über günstige Tankstellen und kann sogar Versicherungsdienste vorschlagen.

„Wir steuern mittlerweile rund 30 Millionen Bewegungen am Tag und das weltweit“, berichtete Aries Liu, Head of Automative Business bei Didi. Tatsächlich will das Unternehmen aber auch bei Flottenkunden punkten. Die Angebote reichen von Leasing und Finanzierung bis hin zum Verkauf von Fahrzeugen – inklusive einem technischen Service und dem gesamten Flottenmanagement. Didi ist damit also durchaus in einem Bereich tätig, der auch im Straßengütertransport eine Rolle spielt. Und da ohnehin alles vernetzt wird, scheint eine Anbindung hier durchaus möglich.

Der Kongress

  • Bei der Bosch Connected World 2019 in Berlin zeigten mehr als 80 Aussteller ihre Lösungen rund ums Internet der Dinge (IoT)
  • Rund 5.000 Teilnehmer informierten sich auf mehr als 14.000 Quadratmetern in der „Station Berlin“
  • Mehr als 150 Redner gewährten Einblicke in aktuelle Entwicklungen
  • Bei einem Hackathon entwickeln etwa 700 Programmierer, Start-up-Mitarbeiter und Designer neue Ideen für vernetzte Lösungen
  • Die Bosch Connected World fand zum sechsten Mal statt
Unsere Experten
Carsten Nallinger Carsten Nallinger Lkw-Navigation
David Keil, Berater und Projektmanager Logistiksoftware und Telematiksysteme David Keil Berater Logistiksoftware und Telematiksysteme
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