Ziel des Vereins "Blut transportiert" Mit der Logistik gemeinsam Leben retten

Foto: Jan Bergrath
Meinung

Der Verein „Blut transportiert“ will Mitarbeiter in der Logistik animieren, sich für eine Stammzellenspende typisieren zu lassen. Er beruht auf einer tragischen Familiengeschichte.

Es ist ein großer Satz in kleiner Runde. „Wenn alle Unternehmen aufhören, sich sozial zu engagieren, dann haben wir ein großes gesellschaftliches Problem.“ Er stammt von Nicolas Gallenkamp, 39 Jahre alt und seit Anfang 2017 geschäftsführender Gesellschaft der NOSTA Group aus Osnabrück, für die Thomas Gallenkamp 1978 zusammen mit seiner Frau Andrea den Grundstein legte.

Mit 32 Jahren trat Nicolas Gallenkamp ins Unternehmen ein, zuerst als Assistent der Geschäftsführung. Zuvor hatte er Business Management in Hamburg studiert. Die Geschäfte leitete zu dem Zeitpunkt noch seine Mutter, der Vater war 2004 verstorben. Zwischen 2013 und 2016 steckte das Familienunternehmen in einer Krise, aus der es längst wieder herausgefunden hat.

Heute beschäftigt die NOSTA Group über 800 Mitarbeiter an weltweit 40 Standorten und hat 34 eigene Sattelzüge, einen davon mit der auffälligen Werbung für den am 21. November 2022 von Gallenkamp gegründeten Verein „Blut transportiert“. Damit wird der Zweck des Vereins auf den Autobahnen, Bundesstraßen und bei den Kunden deutlich sichtbar. Drei weitere derart gebrandete Auflieger sind bei Partnern im Einsatz.

Blut transportiert e.V. Foto: Blut transportiert e.V.

Typisierung auf dem Logistics Summit

Wir trafen uns bereits am 11. Oktober auf dem Logistics Summit in Düsseldorf. Dort hatten er und sein Team von mittlerweile sieben Mitgliedern direkt am Eingang der altehrwürdigen Hallen des Areal Böhler einen unübersehbaren Stand aufgebaut. Unterstützt wurden sie dabei von der Knochenmarkspenderzentrale der Uniklinik Düsseldorf. Mit Erfolg: 62 Menschen aus dem Bereich der Logistik haben sich in den beiden Tagen des Kongresses typisieren lassen, um bei Bedarf für eine Transplantation ihre Stammzellen zur Verfügung zu stehen. „Dazu haben wir viele neue Kontakte und Partnerschaften aufbauen zu können“, erzählt Gallenkamp über seine intrinsische Motivation als treibende Kraft. Sein Ziel: „Wir möchten die Bekämpfung von Blutkrebs sowie anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems tatkräftig unterstützen – und zwar, indem wir selbst aktiv werden.“

Wettlauf gegen die Zeit

Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden. „Blutkrebs ist nach wie vor die häufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle bei Kindern“, heißt es etwa auf der Internetseite der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), mit der das Team von Gallenkamp natürlich kooperiert. „Viele Patienten können ohne eine lebensrettende Stammzellspende nicht überleben, und mit der Suche nach geeigneten Spendern beginnt immer auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Je schneller ein „Match“ gefunden wird, desto größer sind die Überlebenschancen der Patienten.“

Die Analogie für das nebenberufliche Engagement von Gallenkamp ist logisch: So wie die globale Logistik in einem immer wieder auch anfälligen Kreislauf Waren transportiert, so transportieren die roten Blutkörperchen Sauerstoff, weiße Blutkörperchen bekämpfen Infektionen und Blutplättchen stoppen Blutungen. Werden diese gesunden Blutzellen von funktionsuntüchtigen, kranken Zellen verdrängt, kann das Blut seine lebensnotwendigen Aufgaben nicht mehr übernehmen.

Was ist Blutkrebs?

Die größte Gefahr für diesen Kreislauf ist der Blutkrebs. Es gibt viele verschiedene Formen von Blutkrebs, mit unterschiedlichen Verläufen und Symptomen. Drei wichtige Gruppen sind Leukämien, Lymphome und Myelome. Sie sind heute mit dem Fortschritt der medizinischen Forschung teilweise heilbar oder können für eine Zeit des Überlebens eingedämmt werden.

Ich selbst habe seit dem vergangenen Sommer meinen persönlichen Kampf gegen den Lymphdrüsenkrebs in den sozialen Medien und in meinem Roman „Die Gefahr im Kopf“ dokumentiert. Tatsächlich ist die Chance groß, dass ich nun nach dem Abschluss meiner seit März 2023 andauernden ambulanten Therapie mit dem Antikörper Glofitamab eine sogenannte Vollremission erreicht habe.

Zu Beginn dieser neuen Behandlung hieß es von den Onkologen der Uniklinik Köln noch, danach wäre Zeit für eine allogene Stammzellentransplantation. Also praktisch jetzt. Die potentiellen Spender sind auch bereits gefunden. Mittlerweile gibt es allerdings eine sehr gute Option für ein sogenanntes „Recharging“ mit dem Antikörper eines Schweizer Pharmakonzerns. Was mich beruhigt. Es waren jedenfalls auch sehr persönliche Gründe, warum ich auf der Messe das Gespräch mit Nicolas Gallenkamp gesucht habe.

Der Leukämie-Fall in der Familie

Denn der Grund für das spätere Engagement ist der viel zu frühe Tod seiner jüngeren Schwester Victoria, die 2006 nach einer akuten Leukämie verstorben ist, obwohl die damalige Chemotherapie einen guten Heilungsprozess versprach. Doch dann fing sie sich in der Klinik einen Keim ein, der zu einer tödlichen Lungenembolie führte.

Neben der Leitung der NOSTA Group hat Gallenkamp vor drei Jahren zunächst die Initiative „Blut transportiert“ ins Leben gerufen. Der heute spendenfinanzierte Verein hat mittlerweile erfolgreich landesweite Partnerschaften mit logistischem Bezug etabliert und wirkungsvolle Aktivitäten mithilfe des Netzwerks durchgeführt. Darunter waren auch bedeutende Registrierungsaktionen, wie zuletzt bei einem Heimspiel von Borussia Dortmund.

Joachim Fehrenkötter Foto: Fehrenkötter

Gegenseitige Unterstützung

„Eine Registrierung für eine potenzielle Knochenmark- oder Stammzellspende dauert nur wenige Minuten und erfolgt durch einen einfachen Wangenabstrich“, erläutert Gallenkamp, der natürlich auf diesen Messen und Kongressen versucht, die Entscheider zu überzeugen.

Auf meine Anregung hin kam es am 23. November auf der Veranstaltung „Fahren für Deutschland“ von MAN Truck & Bus in München zu einem ersten Treffen zwischen Gallenkamp und dem ebenfalls seit Jahren bei DocStop ehrenamtlich und sozial engagierten Spediteur Joachim Fehrenkötter aus Ladbergen. „Dabei haben wir festgestellt, dass wir beide einen sehr ähnlichen Ansatz haben“, sagte Fehrenkötter. „Wir überlegen nun, wie und an welcher Stelle wir ‚Blut transportiert‘ auf die Bühne nehmen oder in unsere Kommunikation mit einbeziehen können. Im Gegenzug überlegt Nicolas Gallenkamp natürlich, wie er DocStop in sein Unternehmen integrieren kann. Eins können wir schon jetzt sagen, dass beide Vereine versuchen wollen, einander zu helfen und zu unterstützen.“

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