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Blockchain stellt Vertrauen her Lieferkette soll sicherer werden

IBM Blockchain in der Lebensmittellogistik Foto: IBM

Die Blockchain hält Einzug in die Logistik. IBM arbeitet nun daran, die Lieferkette von Lebensmitteln sicherer zu machen. Mit von der Partie sind unter anderem Nestlé, Unilever und Walmart.

Die sogenannte Blockchain ist in aller Munde. Das disruptive Geschäftsmodell, das zunächst die Bankenwelt erschüttert hat, greift mittlerweile auch in anderen Geschäftsfeldern um sich. Bei der digitalen Internetwährung Bitcoin, dem ersten Anwendungsfall einer Blockchain, ging es zuvorderst um das Vereinfachen der Transaktionssicherheit im Vergleich zu zentralen Systemen. Im Zuge der Digitalisierung könnte diese Technologie nun aber auch die Logistikbranche revolutionieren

Logistik 4.0 lautet das Schlagwort. Im Zeitalter der Digitalisierung soll in der Branche ein höherer Grad an Prozessautomatisierung erreicht werden, was die Effizienz erheblich steigern würde. Die Blockchain wiederum könnte dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen. So gibt es in der Logistik noch immer eine Vielzahl an Dokumenten, die in Papierform hin- und hergereicht werden. Am eindrücklichsten lässt sich das Ganze am Beispiel des Konnossements (Bill of lading) veranschaulichen. Dieser Schiffsfrachtbrief ist zugleich ein Warenwertpapier. Darin ist der Wert der verschifften Güter abbildet. Aber nicht nur das: Das Dokument kann anstelle der eigentlichen Ware gekauft, verkauft oder verpfändet werden.

Im Verlauf eines Warentransports wird das Konnossement oft hin- und her gesendet. Der Weg führt vom Sender über den Spediteur und den Empfänger auch über Banken und Versicherungen. Im Zeitalter der Globalisierung sind die Wege damit weit und die Kosten hoch. Der Versuch, das Konnossement zu digitalisieren, ist bislang gescheitert. Zu hoch ist die Zahl der handelnden Akteure. Eine Blockchain könnte nun das Prozedere entsprechend vereinfachen und mögliche Sicherheitsbedenken zerstreuen.

Den Weg der Lebensmittel sicher rückverfolgen

Doch das ist längst nicht der einzige Anwendungsfall in der Logistik. Erst vor wenigen Wochen hat der IT-Konzern IBM angekündigt, in Zusammenarbeit mit Nestlé, Unilever, Walmart und weiteren Unternehmen die Supply Chain von Lebensmitteln sicherer zu machen. Genauer gesagt geht es darum, das Vertrauen von Verbrauchern in das weltweite Lebensmittelsystem zu stärken.

"Viele Probleme rund um Lebensmittelsicherheit, wie zum Beispiel Verunreinigungen, durch Lebensmittel verursachte Krankheiten, Verschwendung und teure Rückrufaktionen von Nahrungsmitteln, werden durch fehlenden Zugang zu Informationen und schlechte Rückverfolgbarkeit noch verstärkt", heißt es dazu seitens IBM. Es könne Wochen dauern, die genaue Ursache von Verunreinigungen ausfindig zu machen. Mithilfe der Blockchain-Technologie soll das anders werden. Die Transparenz soll sich über die gesamte Wertschöpfungskette erstrecken – vom Erzeuger über die Lieferanten, die verarbeitende Industrie, Händler, Behörden bis hin zu den Verbrauchern.

Über ein Blockchain-Netzwerk gibt es schließlich gesicherte und verlässliche Informationen über Herkunft und Zustand von Nahrungsmitteln. So könnten beispielsweise Lebensmittelhändler verunreinigte Produkte sehr schnell bis zu ihrer Quelle zurückverfolgen und entsprechende Produkte aus dem Verkauf nehmen. Blockchain-Technologie verändere die Art und Weise, wie gleichgesinnte Organisationen zusammenarbeiten können. Davon ist Marie Wieck, General Manager Blockchain bei IBM, überzeugt. Außerdem steige das gemeinsame Vertrauen enorm, weil alle Beteiligten die exakt gleiche Sicht auf die Dinge haben. "Unsere Arbeit mit Organisationen aus dem ganzen Lebensmittel-Ökosystem und auch IBMs neue Blockchain-Plattform werden helfen, das Potenzial dieser vielversprechenden Technologie für Unternehmen voll auszuschöpfen", sagt sie.

IBM testet die Technologie in China und den USA

In parallelen Tests in China und in den USA haben nun IBM und Walmart kürzlich demonstriert, wie Blockchain genutzt werden kann, um ein Produkt vom landwirtschaftlichen Erzeuger über jede Phase in der Supply Chain bis ins Einkaufsregal nachzuverfolgen. Dank der Blockchain funktioniere das in Sekunden statt wie bisher in Tagen oder Wochen. Die Projekte hätten gezeigt, dass die Beteiligten in der weltweiten Lebens­mit­tel­liefer­kette das Thema Lebensmittelsicherheit durchaus als gemeinsame Aufgabe umsetzen können.

"Für unsere Kunden setzen wir uns bei Walmart für mehr Transparenz im gesamten Lebensmittel-Ökosystem ein. Wir freuen uns, unsere bisherige Arbeit auszuweiten und gemeinsam mit anderen zu untersuchen, wie wir Blockchain-Technologie als wirkungsvolles Werkzeug für die Rückverfolgung von Lebensmitteln und für Lebensmittelsicherheit nutzen können", sagt Frank Yiannas, Vice President Food Safe­ty bei Walmart.

Bei der Blockchain gibt es noch technische und rechtliche Hürden

Natürlich sind viele Szenarien denkbar, wie etwa das eindeutige Authentifizieren von Containern, Waggons oder Paketen – um nur ein paar Assets zu nennen. Prinzipiell könnte jeder Auftrag komplett digital abgewickelt werden, wobei computergesteuerte Transaktionsprotokolle die Vertragsbedingungen selbstständig ausführen. Bis es so weit ist, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen. So muss etwa erst noch geklärt werden, wie sich die Blockchain in das Vertragsrecht einbinden lässt. Auch hinsichtlich des Datenschutzes gibt es weitere offene Fragen. Darüber hinaus gibt es ebenso noch technische Hürden zu nehmen. So gilt es zu klären, wie verschiedene Blockchains störungsfrei miteinander arbeiten können. Das ändert aber nichts daran, dass der Siegeszug der Blockchain wohl nicht mehr aufzuhalten ist.

Die Blockchain

  • Die sogenannte Blockchain ist mit der virtuellen Währung Bitcoin entstanden
  • Dabei werden keine Informationen wie Kartennummern, Namen oder Adressen bei Finanztransaktionen ausgetauscht
  • Mit dem digitalen Kontoauszug für Transaktionen zwischen Computern wird jede Veränderung genau erfasst
  • Die Informationen darüber sind dezentral und transparent auf viele Rechner verteilt speichert, sodass sie nicht manipulierbar sind
  • Die Idee des dezentralen Buchungssystems lässt sich auch auf viele andere Bereiche übertragen, so genauso auf Verträge in der Logistik

So funktioniert das Ganze

  • Die Blockchain besteht aus einer Reihe von Datenblöcken
  • In diesen Blöcken sind eine oder auch mehrere Transaktionen gespeichert
  • Ob es sich dabei um Zahlungen, Lieferungen oder Verträge handelt, ist unerheblich
  • Die Daten dazu werden nacheinander angelegt und elektronisch verschlüsselt
  • Die Daten sind jedoch nicht zentral, sondern im Netzwerk aller Nutzer abgespeichert und somit transparent
  • Aufgrund der Verkettung der Inhalte ist das Ganze unveränderlich, die Verschlüsselung ist ein zweiter Baustein in Sachen Sicherheit
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