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Aufbau von Lkw-Ladesäulen Vorreiterrolle für Deutschland

Elektrotankstelle, Ladesäule Foto: Christoph Pforr

Deutschland soll beim Aufbau von Ladesäulen für Elektro-Lkw und -Reisebusse eine Vorreiterrolle einnehmen. Das fordern acht Verbände – was dazu passieren muss.

Es braucht mehr Energie beim Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw und -Reisebusse – dieser Auffassung sind acht Verbände aus den Bereichen Transport, Logistik sowie Fahrzeug- und Elektroindustrie. Sie fordern ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um den Markthochlauf einer geeigneten Ladeinfrastruktur zu beschleunigen.

Warum acht Verbände Tempo bei Ladesäulen machen

Die Verbände machen Tempo: „Die Planung für den Aufbau von Ladeinfrastruktur für Lkw und Reisebusse erfolgt spät“, bemängeln AMÖ, BGL, BIEK, BWVL, DSLV, VDA, VDIK und ZVEI in einem am Mittwoch veröffentlichten Branchenpapier mit dem Titel „Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs“. Das betreffe sowohl die Netzplanung als auch die Ausschreibung eines Initialnetzes. Die geplante Ausschreibung erst im dritten Quartal 2023 werde weder der geplanten CO2-Regulierung – das Paket für eine CO2-basierte Maut soll nächstes Jahr geschnürt werden – noch einem signifikanten Markthochlauf von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) ab Mitte des Jahrzehnts gerecht.

Die Verfasser des Papiers weisen darauf hin, dass sie entsprechende Zahlen zur Nachfrage nach BEV-Lkw bereits vorgelegt hätten. Daher solle die Ausschreibung eines Initialnetzes für eine Nutzfahrzeug-Ladeinfrastruktur „zeitnah“ starten, fordern sie und sprechen sich dafür aus, in den Ausschreibungen konkrete Vorgaben zu machen, was den Zeithorizont, aber auch die Zahl der Ladesäulen angeht. Was den zweiten Punkt angeht, schwebt den Verbänden ein Aufbauziel von mindestens 4.000 Hochleistungs-Schnelladesäulen nach dem Megawatt-Lade-Standard (MCS) bis 2030 vor. In dem Fall würde die Bundesregierung noch über die Empfehlungen der EU im Rahmen der AFIR-Planung (Alternative Fuels Infrastructure Regulation) hinausgehen und eine EU-weite Vorreiterrolle Deutschlands für BEV-Lkw sicherstellen, erklären die Verbände.

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Überhaupt messen die acht Unterzeichner des Papiers dem Hochleistungs-Laden – zum Beispiel an öffentlichen Tank- und Rastanlagen entlang der wichtigen Korridore – eine hohe Bedeutung zu. „Ausbau und Auslegung des Stromnetzes sollten vorrangig mit den Anforderungen des MCS-Standards in Einklang stehen“, heißt es. Darüber hinaus brauche es aber auch Anlagen mit geringerer Ladeleistung zum Übernachtladen. Beides setzt für die Unterzeichner sowohl eine clevere Planung des Ausbaus als auch eine clevere Steuerung des Energie- und Lastmanagements voraus. Die Verbände merken an, dass bei der Umsetzung dieser Vorhaben die örtliche Stromversorgung nicht beeinträchtigt werden darf – um konkret also zu verhindern, dass beim Verbraucher die Lichter ausgehen.

Eine weitere Herausforderung, welche die Branchenverbände sehen: die öffentlichen Anlagen auf Flächen zu installieren, die ohnehin knapp sind – nämlich auf öffentlichen Parkplätzen. Strom und Sozialvorschriften dürfen also nicht miteinander konkurrieren. „Der Aufbau von Ladeinfrastruktur für BEV-Nutzfahrzeuge muss auch als Signal gesehen werden, dem wachsenden Parkplatzmangel entgegenzutreten“, betonen die acht Akteure. Das Bereitstellen von öffentlicher Ladeinfrastruktur und von Lkw-Parkplätzen müsse also synchronisiert werden.

Förderung von E-Ladesäulen aufrechterhalten

Und klar ist für die Verfasser des Papiers auch, dass der Aufbau der Ladesäulen für Lkw seinen Preis hat. Daher setzen sie auf entsprechende Förderprogramme gerade in der Anfangsphase, wenn die Lkw-Ladesäulen noch keine hohe Auslastung haben. Zuschüsse sollten ihrer Ansicht nach auch in privat betriebene Ladesäulen auf Speditionshöfen oder Logistik-Terminals aufrechterhalten bleiben. Aktuell winken Mittel im Rahmen des Förderprogramms klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (KsNI).

Als positiv erkennt die Verbände-Allianz, dass die Bundesregierung nach dem Masterplan Ladeinfrastruktur im Jahr 2019 nun einen Nachfolger auf den Weg gebracht hat. Die Bundesregierung sieht den Masterplan Ladeinfrastruktur II als Fahrplan für die Aufgaben der nächsten Jahre an, er umfasst 68 Maßnahmen in den Bereichen Förderung, Kommunen, Flächenverfügbarkeit, Stromnetzintegration, Laden an Gebäuden sowie schwere Nutzfahrzeuge. Die Aufnahme der Lkw- und Omnibus-Ladeinfrastruktur in den Masterplan sei richtig und dringend notwendig, heißt es in dem Branchenpapier. Nun gehe es um konkrete Zielvorgaben, ambitioniertere Zieltermine sowie die Bereitstellung der erforderlichen Flächen und Energien.

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Am heutigen Donnerstag findet auf Initiative des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) eine Fachkonferenz klimafreundliche Nutzfahrzeuge in Berlin statt, organisiert durch die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (Now GmbH), ergänzt um die Möglichkeit einer Online-Teilnahme. Vertreter der unterzeichnenden Verbände werden dort auch zu Wort kommen und auch die Themen des Branchenpapiers aufgreifen und adressieren.

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