10 Jahre Truckfestival der Franken-Strolche in Lichtenfels Feste feiern, nüchtern informieren

ETRC 2019 Most Foto: Jan Bergrath 42 Bilder

Vor zehn Jahren formierten sich begeisterte Lkw-Fahrer und engagierte Unterstützer zu den „Franken-Strolchen“. Zum zehnjährigen Jubiläum ließen sie es nun richtig krachen.

Der oberfränkische Wettergott hatte es noch einmal gut gemeint am ersten Wochenende im September. Entgegen der Vorhersage war es am Samstag zwar durchgehend bewölkt mit einzelnen willkommenen Sonnenstrahlen zwischendurch, aber trocken. Das hatten sich die unermüdlichen Organisatoren der vor zehn Jahren gegründeten „Franken-Strolche“ auch verdient. Denn der Verein mit seinen rund 60 festen Mitglieder aus Fahrern, Unternehmern und Unterstützern wie der Autobahnkanzlei, der für seine regelmäßigen Treffen mittlerweile in Mittwitz ein Vereinsheim betreibt, stemmt dieses weit über die Grenzen Oberfrankens bekannte und für seine Familienfreundlichkeit beliebte Festival vollkommen aus eigener Kraft. Und mit maximalem ehrenamtlichem personellen Einsatz - von Fahrern für Fahrer und ohne kommerzielles Interesse. Sponsoren helfen dabei, dass es am Ende des Wochenendes, wenn die Getränke gut laufen, ein kleines Plus gibt. Das fließt wiederum ins Vereinsheim oder dient als Rücklage fürs Festival im nächsten Jahr.

Beliebter Treffpunkt für regionale Transportunternehmen

Der Schützenplatz in Lichtenfels und das Areal hinter der Eventhalle sind beliebter Treffpunkt vor allem für regionale Transportunternehmen, die dieses Wochenende nutzen, um mit ihren Fahrern und deren Familien zu verbringen. Mit der einsetzenden Dämmerung folgt die höchst beeindruckende Demonstration aller denkbaren Facetten an Zusatzbeleuchtung. Fans dieser prächtig illuminieren Trucks pilgern mit ihren Kameras durch die Reihen und halten das bunte Farbenspiel selber fest. Einmal mehr zeigt sich - ohne diese schönen Fahrzeuge, die seit über einem Jahr im Fokus der Behörden stehen, verlieren Truckertreffen ihren optischen Reiz. Die meisten Fahrer nutzen allerdings längst eine Abschaltvorrichtung, um zwischen Fahrbetrieb und Festbeleuchtung zu trennen.

Diskussionen und Informationen

Den Unterschied zu anderen Truckfestival, so wird es jedes Jahr aufs Neue deutlich, macht Norbert Jungkunz, der Pastoralreferent und Fernfahrerseelsorger mit Sitz in Bamberg, der das Rahmenprogramm organisiert und auch moderiert. Da ist dieses Jahr neben dem beliebten Wettkampf „Zieh den Strolch“ vor allem die Demonstration der Bergung eines im Lkw kollabierten Fahrers durch die freiwillige Feuerwehr der Stadt Lichtenfels und des bayrischen Roten Kreuz der Höhepunkt. Ein Aspekt des Festivals, der darin erinnert, dass es in den letzten Wochen und Monaten viel zu viele, teils hochdramatische reale Vorfälle mit im Lkw auf und abseits der deutschen Autobahnen gab. Aber auch eine Versteigerung von Michelin-Männchen und weiteren Attraktionen aus dem FERNFAHRER-Shop für die Klinik Clowns, zwei engagierte Damen, die kranken Kindern in den umliegenden Kliniken ein Lachen ins Gesicht zaubern, gehört dazu.

Große Sorgen um den harten Wettbewerb in der Branche

Und so kommt in den kurzen Gesprächen am Truck der FERNFAHRER-Roadshow am zentralen Biergarten und vor allem beim sonntäglichen Fernfahrerfrühschoppen mit Vertretern der Gewerbeaufsicht, der Gewerkschaft Verdi und der Polizei auch immer wieder der raue Alltag zum Vorschein, der sich hinter dem edlen Glanz der Trucks verbirgt. Dazu zählen: der immer härter geführte Wettbewerb im nationalen und internationalen Güterverkehr auf der Straße, der im Alltag mittlerweile seinen Tribut fordert, nach wie vor zu lange Arbeitszeiten und der heute schon extreme Parkplatzmangel, was alles in allem offenbar zu einem Anstieg des Missbrauchs mit der Fahrerkarte führt. Dazu immer mehr Fahrer, die heute im Rentenalter auf den Lkw sitzen, weil sie einerseits durch den Fahrermangel gebraucht werden, andererseits es sich nun rächt, dass sie jahrelang auf hohe Spesen und Prämien gefahren sind. Es ist dem Truckfestival in Lichtenfels daher hoch anzurechnen, dass dort einerseits feste gefeiert aber auch nüchtern diskutiert wird. Zumindest unter den Fahrern, die die beiden Nächte von Freitag auf Samstag und speziell die Nacht von Samstag auf Sonntag, die mit einem tollen Feuerwerk das zehnjährige Jubiläum betonte, mit klarem Kopf überstanden haben.

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