Rheinbrücke Neuenkamp A 40 Alte Brücke muss durchhalten

stau, rheinbrücke, autobahn, a4 Foto: Jan Bergrath 5 Bilder

Die Rheinbrücke Neuenkamp, Teil der A 40, wird erneuert. Bis es so weit ist, muss das alte Bauwerk noch halten. Zu schwere Lkw werden daher aus dem Verkehr geleitet. Fahrer müssen vor Ort abladen.

Die vierspurige Rheinbrücke der A 40 zwischen Moers und Duisburg stammt aus den 70er-Jahren. Ausgelegt war sie einst für 30.000 Fahrzeuge am Tag. "Mittlerweile hat sich der Verkehr auf rund 100.000 Fahrzeuge erhöht", sagt Joachim van Bebber, Leiter der Autobahnniederlassung Krefeld von Straßen NRW. "Davon sind rund zehn Prozent schwere Lkw. Doch es ist nicht das Gesamtgewicht, das uns Probleme macht, es sind die Achslasten." Ein neues Kapitel im Trauerspiel "Deutschland und seine maroden Bauwerke". Vor allem die Brücken aus den 70er-Jahren halten der Belastung durch den explodierten Schwerverkehr nicht mehr stand. Bekannt ist vor allem die Leverkusener Brücke der A 1 über den Rhein. FERNFAHRER hat bereits 2017 berichtet, dass hier eine Schrankenanlage zu schwere Lkw daran hindert, über die Brücke zu fahren. Umwege über die A 3 und die A 4 sind die Folge. Doch auch die Rodenkirchener Brücke sendet nun erste Warnzeichen.

Überladene Lkw werden an Wiegeeinrichtung gestoppt

Ab Sommer 2019 wird jetzt die Rheinbrücke Neuenkamp in zwei Etappen vollständig neu gebaut. Der Planfeststellungsbeschluss für den achtstreifigen Ausbau zwischen den Anschlussstellen Duisburg-Homberg und Duisburg-Häfen ist seit 4. März 2019 rechtskräftig. Erste vorbereitende Baumaßnahmen sollen im Sommer beginnen. Der Plan: In Fahrtrichtung Duisburg entsteht ein komplett neues Bauwerk mit drei Fahrstreifen. Es soll bereits drei Jahre nach Baubeginn fertiggestellt sein. Dann wird der gesamte Verkehr zunächst über diese südliche Brücke geleitet und die alte Brücke abgerissen. "Bis dahin muss die alte Brücke auf jeden Fall halten", erklärt van Bebber. Deshalb ließ der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) Ende März folgende warnende Botschaft mitteilen: "Die schadhafte Rheinbrücke Neuenkamp im Zuge der A 40 wird bis zum geplanten Neubau nur für alle Fahrzeuge befahrbar bleiben, wenn sie nicht von zu schweren Fahrzeugen weiter geschädigt wird."

Die 777 Meter lange Schrägseilbrücke ist im Laufe der Zeit immer wieder saniert worden. Nun aber treten seit einigen Jahren immer wieder Schäden in den Querträgern, die regelmäßig geschweißt werden, auf. "In dieser langen Zeit haben sich aber auch die Achslasten der Lkw auf mehr als zehn Tonnen erhöht", erläutert van Bebber. "Seit Anfang November 2018 ist daher zunächst in Fahrtrichtung Duisburg eine Wiegeeinrichtung in Betrieb, die rechtswidrig überladene Lkw am Überfahren der Brücke hindert." Seit Ende Mai ist eine zweite Waage geöffnet. Aus Fahrtrichtung Moers sowie in der Zufahrt der Anschlussstelle Duisburg-Homberg werden alle Lkw zunächst automatisch verwogen. Weiter die Brücke überqueren dürfen Lkw, die der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) entsprechen, die also zunächst nicht schwerer als 40 Tonnen Gesamtgewicht sind. Im Kombinierten Verkehr – das gilt also auch für die vielen Containerladungen im Hafenhinterlandverkehr des größten Binnenhafens in Deutschland – sind 44 Tonnen weiterhin möglich.

"Lediglich die Achslast 11,5 Tonnen darf definitiv nicht mehr überschritten werden", berichtet van Bebber, "daran haben sich nach unseren Erkenntnissen allerdings zu viele Lkw-Fahrer leider nicht gehalten." Für alle in der Anfahrt zur Brücke verwogenen und überladenen Fahrzeuge geht nun rechtzeitig eine Schranke herunter. Die Lkw werden auf einen abgetrennten Platz neben der A 40 und dort auf eine Wiegeanlage geleitet. Diese ist rund um die Uhr besetzt. "Amtliche Kontrollen dürfen allerdings nur die Polizei und das Bundesamt für Güterverkehr vornehmen", sagt van Bebber. Die Betreiberfirma hält einen Gabelstapler bereit. Für die betroffenen Fahrer der überladenen Lkw besonders ärgerlich: Die Fracht muss zunächst im Auflieger umgeladen werden, bis die zulässige Achslast erreicht ist. Problematisch wird es bei einer üblichen Komplettladung mit 33 oder, je nach Auflieger, 34 Paletten. Dann droht nicht nur ein herber Zeitverlust. Es wird für den Spediteur und seinen beauftragten Frachtführer richtig teuer. "Der Fahrer muss die Fracht auf unserem Platz stehen lassen, bis sie von einem anderen Lkw wieder abgeholt wird."

Bisher nur Teilerfolg

Bislang meldet das Verkehrsministerium in Düsseldorf allerdings nur einen Teilerfolg der Maßnahme. Im Erfassungszeitraum vom 19. November 2018 bis zum 24. Februar 2019 wurden laut der eigenen Statistik insgesamt 4.705 Fahrzeuge durch die Wiegeanlage entdeckt und auf die Waage geleitet. In 1.822 Fällen ließen sich demnach Überschreitungen der zulässigen Gewichte rechtssicher feststellen. "Täglich versuchen immer noch, wenn auch mit leicht abnehmender Tendenz, 50 bis 60 überladene Lkw auf die Rheinbrücke Neuenkamp zu fahren", sagte Wüst Ende März. "Das müssen wir verhindern. Wir werden uns unsere Straßen und Brücken nicht von überladenen Lkw kaputtfahren lassen." Daher wurde nun an der Anschlussstelle Duisburg-Häfen ebenfalls eine Schranken- und Wiegeanlage über die Rheinbrücke in Fahrtrichtung Venlo eingerichtet. "Diese Anschlussstelle ist in ihrer Bauform mit einer Parallelfahrbahn einem Autobahnkreuz ähnlich", beschreibt van Bebber, "weshalb sich der Aufbau der Anlage etwas aufwendiger gestaltet hat." Für Lkw-Fahrer bedeutet der nun beginnende Neubau der Rheinbrücke Neuenkamp noch mindestens die nächsten drei Jahre eine erhebliche Rückstaugefahr, vor allem im frühmorgendlichen und abendlichen Berufsverkehr. Entsprechend rechtzeitig warnt Straßen NRW auch vor der potenziellen Unfallgefahr.

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