Van Hool auf Wachstumskurs Werk in Tennessee und E-Reisebus in Planung

Foto: Van Hool

Der unabhängige belgische Nutzfahrzeugbauer Van Hool erweitert sein erfolgreiches USA-Geschäft mit eigener Produktion und seinem ersten Elektro-Reisebus. Die Traktion kommt von keinem geringeren als dem amerikanischen E-Bus-Experten Proterra, der erst kürzlich einen Reichweitenrekord verkündet hat.

Van Hool wird im Jahr 2019 ein Stadtbus-Werk im südlichen US-Bundesstaat Tennessee bauen, in dem sich auch viele deutsche Autohersteller angesiedelt haben.

Grund ist vor allem der starke Absatz von Bussen. Neben Temsa und Setra ist Van Hool der einzige europäische Busbauer, der in den USA Busse über Importeure vertreibt und einen Marktanteil von rund 35 Prozent angibt. Auch das "Buy America Act" aus dem Jahr 1983, nachdem für öffentliche Aufträge mindestens 70 Prozent der Wertschöpfung in den USA erfolgen müssen, ist ein starkes Argument für den Bau des Stadtbus-Werkes. Der Stadtbusmarkt beläuft sich in den USA auf rund 7.000 Busse im Vergleich zu nur 2.000 Reisebussen.

E-Reisebus für Nordamerika

Ebenfalls 2019 will Van Hool erstmals einen rein elektrisch angetriebenen Reisebus vom Typ CX45E auf dem nordamerikanischen Markt einführen – bisher hat nur BYD 2015 auf der UMA einen elektrischen "35 Footer" gezeigt, der auch auf der IAA 2016 ausgestellt wurde. Erste Testfahrten sollen bereits Ende 2018 möglich sein. Van Hool kooperiert für die Lieferung der Batterietechnologie "E2" mit dem amerikanischen Unternehmen Proterra, einem 2004 gegründeten, heute führenden Anbieter von Batterietechnologie für schwere Nutzfahrzeuge mit Standorten im Silicon Valley sowie in Los Angeles und Greenville.

Das zu 100 Prozent elektrisch betriebene Fahrzeug soll eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern haben und vor allem für den Werksverkehr oder für die regelmäßige Personenbeförderung über kürzere Strecken eingesetzt werden, also eher weniger für den Langstreckenverkehr. Das Fahrzeug wird bei der belgischen Muttergesellschaft in Koningshooikt entworfen, und auch die ersten Prototypen werden dort gebaut. Der CX45 (45 Fuß Länge, ca. 13,71 m) wird wie auch der CX35 (35 Fuß Länge, ca. 10,66 m) in Skopje (Mazedonien) gebaut. Das Werk ging 2014 in Betrieb und wird derzeit in seiner Kapazität auf rund 900 Busse im Jahr verdoppelt.

"Mit dieser Ankündigung setzen wir ein Sahnehäubchen auf das 30-jährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen Van Hool und seinem Exklusivpartner ABC Bus Companies Inc. auf dem nordamerikanischen Markt. In all den Jahren harter Arbeit im Dienste unserer Kunden ist es uns gelungen, den Namen Van Hool in Amerika zu etablieren. Heute sind rund 10.000 Reise- und Omnibusse von Van Hool auf amerikanischen Straßen unterwegs, unter anderem für eine Reihe großer Unternehmen im Silicon Valley, die Shuttle-Services für eigene Mitarbeiter organisieren, und für viele andere Kunden. Aufgrund der Nachfrage einiger Kunden nach Fahrzeugen mit rein elektrischem Antrieb suchten wir bei Van Hool nach einer Lösung. Van Hool ist vollauf begeistert und stolz darauf, mit Proterra zusammenzuarbeiten, einem Pionier in der Entwicklung und Produktion von Batterietechnologie", sagt Filip Van Hool, CEO von Van Hool. "Der Diesel-Reisebus CX45 hat sich auf dem amerikanischen Markt bewährt. Die Integration der Batterietechnologie von Proterra in den CX wird diesen Bus noch weiter aufwerten. Hiermit machen wir eine klare Aussage über Van Hools langfristige Vision für den nordamerikanischen Reisebusmarkt und stellen unter Beweis, wie schnell wir auf die Bedürfnisse unserer Kunden reagieren können."

Reichweitenstarke Batterie-Technologie

Die neuen Modelle CX45E und CX35E werden mit der Batterietechnologie von Proterra kombiniert. In den Elektrofahrzeugen aus der Serie CX von Van Hool wird dieselbe Batterietechnologie zum Einsatz kommen, mit der unlängst mit einer 660 kWh leistenden (160 Wh/kg), also extrem großen Batterie, der Weltrekord an Reichweite (1.101,2 Meilen, 1.772,2 km) mit einer einzigen Ladung unter idealen Bedingungen aufgestellt wurde. Derzeit baut Proterra zusammen mit LG Chem eine Batteriezellfertigung für über 500 Megawattstunden Kapazität nahe San Francisco auf.

Zunächst kommt der CX45E auf den Markt, später folgt das kürzere Modell CX35E. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat ABC Companies Van Hool dabei unterstützt, Vertriebs-, Verkaufs-, Ersatzteil- und Servicenetzwerke im gesamten nordamerikanischen Territorium aufzubauen, und der Importeur wird auch für die Markteinführung der CXE-Modelle verantwortlich sein.

Proterra: Kooperation als Einstieg in den Reisebusmarkt

Auch für Proterra, die bisher ausschließlich Stadtbusse gebaut haben, ist die Kooperation eine Win-Win-Situation: "Für uns ist das der Einstieg in den Reisebusmarkt. Mit ihm erhalten wir Zugang zu Reisebusflotten, um dort gemeinsam mit Van Hool – einem erprobten Marktführer auf dem amerikanischen Reisebusmarkt – ein rein elektrisches Fahrzeug anzubieten. Das ist ein wichtiger Meilenstein für Proterra und für die gesamte Branche des elektrischen Schwertransports", sagt Ryan Popple, CEO von Proterra. "Unsere EV-Technologie hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Wir freuen uns besonders, dass wir unser Arbeitsgebiet vergrößern und helfen können, schwere elektrische Nutzfahrzeuge für neuartige Aufgaben einzusetzen."

Matt Horton, Chief Commercial Officer von Proterra, sagte auf dem UITP Kongress in Montreal im Mai 2017: "Viele nennen uns den ‚Tesla des Busmarktes‘, und das aus gutem Grund. Unser CEO und CFO kommen beide von Tesla und wir haben eine ähnliche Philosophie was hochwertige, elektrische Fahrzeuge angeht. Die Art und Weise, wie Tesla seine Wettbewerber dazu gebracht hat, die Elektromobilität ernst zu nehmen, hat den Markt total umgekrempelt. Wir glauben, dass die Busindustrie die erste sein wird, die zu 100 Prozent auf den elektrischen Antrieb umstellen wird, für Nordamerika sehen wird das spätestens für 2030 für Neufahrzeuge. Schon heute haben Elektrobusse in den USA niedrigere TCO-Kosten als Dieselbusse vorzuweisen. In zehn Jahren werden Verbrennungsmotoren kostenseitig einfach nicht mehr mithalten können." Als größte Herausforderung auf dem Weg zum etablierten Bushersteller sieht Horton das Hochfahren der Produktion, um die Kundennachfrage zu befriedigen. Man habe gerade erst ein zweites Werk eröffnet. Auch dieses Thema kennt man so vom großen Vorbild Tesla. In internationale Märkte will Proterra trotz Interesse von rund 600 Städten um den Globus aber ganz bewusst noch nicht verkaufen.

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