BusBlog Der Traum des Busfahrers

Foto: MAN Truck & Bus

In Deutschland gibt es immer weniger Busfahrer. Genügend Nachwuchs ist nicht in Sicht. 

Wovon träumen kleine Jungs und Mädchen heute in Zeiten von Netflix und Playstation 4? Ich wage zu behaupten, sie sehnen sich nicht danach, einen Bus von 18 Tonnen Gesamtgewicht und mehr zu steuern. Eher denken sie daran, Astronaut, Elektroautobauer oder Computerspielentwickler zu werden – wenn die heranwachsende Generation Z überhaupt so konkrete Ziele für ihre Zukunft hat. Busfahrer werden? Das klingt soooo Achtziger. Geht gar nicht! 

Die Zahl der Busfahrer sinkt beständig

Es gibt rund 100.000 Busfahrer in Deutschland, Tendenz sinkend, da viele von ihnen in absehbarer Zeit in Rente gehen. Und ausreichend Nachwuchs ist derzeit kaum in Sicht. Zu unattraktiv scheint der Beruf vielen jungen Leuten zu sein: wenig herausfordernd, schlecht bezahlt und zeitlich streng reglementiert – kurzum ein modernes Sklavendasein. Oder wie der neue bdo-Präsident Karl Hülsmann unlängst vorsichtig formulierte: "Es gibt vielleicht auch bequemere Arbeiten." Dann doch lieber ein Studium der... - sagen wir - Volkswirtschaft oder Psychologie? Ob man letztlich damit etwas anfangen kann, danach fragen die wenigsten.

Zu den schlechten Grundbedingungen des Jobs kommen noch die zunehmend roheren Sitten unserer Hochzivilisation, in der ein Dienstleister vielerorts zur niedersten Kaste zu gehören scheint, den man nicht beachten oder gar wertschätzen muss. Im Gegenteil: Er kann schon froh sein, nicht ausgeraubt oder bespuckt zu werden, wie es ein Fahrer im Magazin Spiegel anschaulich beschreibt. Hersteller und Betreiber reagieren mit immer hermetischerer Kapselung der Fahrerkabinen und verstärkter Videoüberwachung. 

Flüchtlinge sind keine nachhaltige Lösung für den Fahrermangel

Sind Flüchtlinge die Lösung für den Fahrermangel, so wie es aus dem Logistikbereich vielfach zu hören ist? Hülsman ist aufgrund der Sprachbarriere skeptisch, was den Bus betrifft: "Da kann ich jemanden aus den Nachbarländern einstellen - die Ware unterhält sich ja nicht." Auch wenn diese Aussage den Beruf des Lkw-Fahrers doch sehr stark vereinfacht. Richtig ist, dass der Busfahrer eine hohe soziale Kompetenz braucht, um seinen Job gut zu machen – sei es im Stadtbus, und noch mehr im Reisebus, wo der Fahrer eigentlich Mädchen für fast alles ist. Das hat sicher auch etwas mit der sicheren Sprache und kulturellen Kenntnissen zu tun. Beides ist unerlässlich und stellt eine ebenso große Hürde dar wie der teure Führerschein. 

Sicher ist die Anstellung von Flüchtlingen also keine Kurzzeitlösung, aber ein Hoffnungsschimmer allemal. Schließlich heißt "Omnibus" auf lateinisch "Für alle". Eine beinahe vergessene Grundbedeutung heutzutage. Im Bus sind wir alle gleich – wenn dieses befremdliche Gefühl mancher auch nur gehetzt noch im Flughafenbus erlebt.

Hoffnungsschimmer autonomes Fahren 

Hoffnung verbindet die Branche auch mit dem autonomen Fahren – Daimler hatte mit einer sehr frühen und mutigen Technikpräsentation in Amsterdam 2016 schon große Hoffnungen für das Thema geschürt und musste sich auf der IAA der Kaufgesuche aus aller Welt erwehren – Luxusprobleme! "Der Fahrermangel könnte sich auf diese Weise abwenden lassen, weil nur noch eine Begleitperson mitfährt", argumentiert bdo-Chef Hülsmann. Es werde beim Bus aber länger dauern als beim Auto, bis das autonome Fahren kommt. "Auf dem Weg dorthin sind noch Probleme zu lösen, etwa das Anfahren an eine Haltestelle in Ausnahmesituationen wie beim Gedränge kurz nach Schulschluss." 

Gerade das Anfahren an der Haltestelle ist eine Herausforderung

Das ist zu kurz gedacht – gerade das Anfahren einer Haltestelle wird eine der ersten Situationen sein, die zum Wohle der Reifenflanken automatisiert werden können, ebenso wie Autobahnfahrten. Dass der Fahrer aber durch eine reine Begleitperson ersetzt wird, werden die meisten von uns nicht mehr oder nie erleben. Es ist aus meiner Sicht eher vom Prinzip Flugzeug auszugehen, wo der Autopilot bisher auch nicht die hochprofessionelle Crew im Cockpit ersetzen durfte. Menschen wollen (noch) nicht von Maschinen bewegt werden ohne menschliche Beaufsichtigung. 

Glücksmomente im Alltag eines Busfahrers

Nun muss man nicht unbedingt ein verkannter Dichter wie Schauspieler Adam Driver in Jim Jarmuschs Film Paterson (2016) sein, um die Vorteile und leisen Glücksmomente im Alltag eines Busfahrers nachzuvollziehen. Manchmal ist es einfach nur das souveräne Gefühl am Steuer einer Größtraumlimousine und die faktische Macht von 18 bis 28 Tonnen auf Rädern, die den anderen Verkehrsteilnehmern im immer selteneren Fall Ehrfurcht einflößt oder zumindest einflößen sollte. 

Vielleicht ist es auch nur die Mischung aus Technikbegeisterung und positiver sozialer Interaktion am Puls der Zeit und mitten im Leben, die ich als Bustester in seltenen Momenten ein wenig nachvollziehen kann. Und die es immer noch gibt – aller Unbill zum Trotz. Lasst es uns den Jungs und Mädchen erzählen!

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