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Zwei Bundesländer melden Teststrecken an Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw kommt

Siemens und Scania forschen gemeinsam am elektrifizierten Straßengüterverkehr / Siemens and Scania are conducting joint research into the electrification of road freight traffic Foto: Dietmar Gust/Siemens

Das Bundesumweltministerium (BMUB) will in zwei Bundesländern Erfahrungen mit Oberleitungs-Lkw sammeln und entsprechende Autobahnabschnitte elektrifizieren. In Schweden ist bereits eine entsprechende Strecke in Betrieb, ein weiteres Projekt in Kalifornien steht kurz vor der Umsetzung.

Ein Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw in Deutschland rückt näher. Nachdem im Juni in Schweden die weltweit erste elektrifizierte Autobahn in Betrieb gegangen ist und ein weiteres Projekt in Kalifornien kurz vor dem Start steht, soll diese Technologie auch bald hierzulande im Rahmen von Feldversuchen zum Einsatz kommen. "Wir haben zwei Teststrecken in der engeren Auswahl, bei denen eine Realisierung angedacht ist", sagt ein Sprecher des Bundesumweltministeriums (BMUB) gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell.


Die beiden Strecken liegen in unterschiedlichen Bundesländern und sind länger als die bisherigen in Schweden (zwei Kilometer) und Kalifornien (eine Meile pro Richtung). Um welche Bundesländer es sich handelt, teilt das Ministerium mit Blick auf die laufenden Vergabeprozesse noch nicht mit. Im ersten Halbjahr 2017 will es weitere Details nennen.
Die Finanzierung der Projekte ist bereits unter Dach und Fach: Sie erfolgt aus Sondermitteln im Rahmen des zehn Milliarden Euro schweren Zukunftsinvestitionsprogramms. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen beziffert die Kosten pro elektrifizierten Kilometer Autobahn in beide Richtungen auf 1,5 bis 2,5 Millionen Euro. Das Sonderprogramm läuft Ende 2018 aus. Bis dahin sollen die Pilotstrecken fertiggestellt sein.

Teilnahme von Speditionen mit Oberleitungs-Lkw erwünscht

Im Dezember 2014 hatte die Bundesregierung mit der Verabschiedung des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 den Weg für den Feldversuch frei gemacht. Vorigen November rief sie im Rahmen des Förderprogramms "Erneuerbar mobil" Interessenten im Bundesanzeiger dazu auf, ihr mögliche Projekte zu skizzieren. Als eine Anforderung ist die Einbindung mindestens einer Spedition und der für die jeweilige Strecke verantwortlichen Gebietskörperschaft genannt.


"Es geht bei dem Feldversuch darum, die Alltagstauglichkeit der Technologie, die seit mehreren Jahren auf einem abgeschirmten Testgelände in Groß Dölln erfolgreich erprobt wird, zu demonstrieren", erklärt das Umweltministerium. Gestartet werden soll mit einer geringen Zahl an Fahrzeugen, die dann schrittweise erhöht wird. Anfangs wird es sich hierbei wahrscheinlich – analog zu Schweden – um Lkw mit diesel-elektrischem Hybridantrieb handeln. Im zweiten Schritt könnten dann auch Lkw mit einer größeren Batterie an Bord zum Einsatz kommen, die während der Fahrt an der Oberleitung nachgeladen werden kann. Dies würde den elektrischen Aktionsradius der Lkw nochmals deutlich erhöhen. Ein entsprechender Prototyp auf Basis eines 40-Tonnen-Sattelzugs ist seit etwa einem Jahr in Groß Dölln im Einsatz.

BMUB: Oberleitungstechnik seit mehr als 100 Jahren bewährt

An Eignung und Zuverlässigkeit der Oberleitungs-Technologie hat das Umweltministerium keine Zweifel. Der Sprecher weist zum einen auf die in Groß Dölln erfolgreich abgeschlossenen Förderprojekte Enuba 1 und 2 mit Oberleitungs-Lkw hin, zum anderen auf elektrifizierte Züge, Straßenbahnen und Busse mit Stromabnehmern. "Bei der Oberleitungstechnik handelt sich um eine seit mehr als 100 Jahren bewährte Technologie."
Eine der Zielstellungen des Feldversuchs sei es nun, ein solches System einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren und eventuell vorhandene Vorbehalte abzubauen. Teilweise rennt das Umweltministerium hier schon offene Türen ein: Immer mehr Fachleute argumentieren, dass es im Güterfernverkehr auf der Straße bei der Berücksichtigung der Gesamtkosten und des Energieverbrauchs zur Elektrifizierung von oben kaum Alternativen gibt. Denn der Wirkungsgrad beim direkten Stromeinsatz sei mit über 80 Prozent deutlich höher als bei anderen alternativen Antrieben und Kraftstoffen. Eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamts befürwortet aus Kosten-Nutzen-Sicht ebenfalls den Start von Oberleitungs-Lkw.


Auch der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) befürwortet den Einsatz der Oberleitungs-Lkw: "Wir haben uns die Technologie angeschaut und finden sie faszinierend", erklärt BGL-Präsident Adalbert Wandt.

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