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Zeitverlust und Unfallrisiko für Lkw Baustellen: Hindernis und Ärgernis

Foto: RONALD RAMPSCH Adobe Stock

ADAC-Umfrage: Urteil für Baustellenmanagement fällt mittelmäßig aus. Was die Branche fordert und was die Sicherheit erhöht – mit Infografik.

Baustellen – Ärgernis, Hindernis und Gefahrenstelle. Erst Anfang des Jahres gab es einen Unfall an der Baustelle auf der A 42 in Richtung Dortmund – ein Lkw war an einem Stauende auf einen Kleinlaster aufgefahren, glücklicherweise gab es nur Leichtverletzte. Doch der Verkehr staute sich auf einer Länge von vier Kilometern.

Karlhubert Dischinger, Präsident des Verbandes Spedition und Logistik in Baden-Württemberg (VSL), bestätigt, dass in Baustellenbereichen Gefahren entstehen können: „Entweder durch einen Rückstau, der möglicherweise schon entstanden ist, bevor Schilder überhaupt auf die Baustelle hinweisen, oder durch verengte Fahrbahnen.“ Die dadurch entstehenden Verzögerungen erschwerten es Transportunternehmen dann bei der Disposition. Und so fordert er: „Es sollte keine reinen Tagesbaustellen mehr geben.“ Denn nachts sei insgesamt weniger Verkehr und somit entstehe auch weniger Stau, zudem sorge die entsprechende Beleuchtung für mehr Sicherheit. So würde auch dem Umweltaspekt Rechnung getragen, sagt er weiter.

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) gab es im Jahr 2018 in Baustellenbereichen insgesamt 4.226 (2017: 3.771) Unfälle mit Personenschaden – an 993 (2017: 909) davon war mindestens ein Güterkraftfahrzeug beteiligt. Auf Autobahnen waren es insgesamt 1.829 (2017: 1.689) Unfälle mit Personenschaden in Baustellenbereichen – an 656 (2017: 610) davon war mindestens ein Güterkraftfahrzeug beteiligt.

Markus Egelhaaf von der Dekra-Unfallforschung bestätigt, dass verengte Fahrstreifen in Baustellenbereichen ein Risiko darstellen. Vor allem Transporterfahrer müssten bedenken, dass sie mit Spiegeln leicht auf eine Fahrzeugbreite von mehr als 2,20 Metern kämen und somit „in entsprechend beschilderten Baustellenbereichen nicht auf den beschränkten Fahrstreifen fahren dürfen“. Im sogenannten Verschwenkungsbereich, in dem Fahrbahnen komplett auf die Gegenfahrbahn gelenkt werden, würden Lkw häufig auf Fahrbahnteiler auffahren oder durch dortige Bodenunebenheiten auf den parallel verlaufenden Fahrstreifen kommen.

Dazu teilt die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) mit, dass es nur bei einer durchschnitt­lichen täglichen Verkehrsstärke von weniger als 16.000 Fahrzeugen je Fahrstreifen und einer Mindestbreite des Hauptfahrstreifens von 3,25 Metern und mindestens 3 Metern für den Behelfsfahrstreifen möglich sei, eine Baustelle in normaler Tagesschicht einzurichten. Ansonsten sei entweder an allen Werktagen unter Ausnutzung des Tageslichts, nur nachts oder rund um die Uhr zu arbeiten. Wie Baustellen korrekt zu sichern sind, beispielsweise mit Verkehrszeichen oder Fahrbahnmarkierungen, beschreiben die Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA). Dagegen beschreibt die Arbeitsstättenregel (ASR), wie die Beschäftigten der Baustelle im Grenzbereich zum Verkehr zu schützen sind.

Informationen zu angemeldeten Dauerbaustellen bietet etwa die Website baustellen-check.de oder der Mobilitäts-­Daten-Marktplatz (MDM) der BASt, für den die Länder ihre Baustellendaten zur Verfügung stellen. Ab dem Jahr 2021 übernimmt dann die Autobahn GmbH des Bundes sämtliche Auftragsverwaltungen der Bundesautobahnen.

Insgesamt hängt nach Angabe des ADAC die Zahl der Baustellen auch stark von der Jahreszeit ab: Im vergangenen Jahr habe es im Juli einen Höchststand von etwas mehr als 600 Baustellen gegeben. Aktuell seien es nun Mitte Januar 346. Um die Zahl der Baustellen zu ermitteln, nutzt der Verband verschiedene Quellen, etwa die Landesmeldestellen der Polizei, den Datenmarktplatz des BMVI sowie Informationen der Autobahndirektionen, Verkehrszen­tralen und Landesministerien.

Bei einer Umfrage im vergangenen Herbst stellte der ADAC fest, dass die Mehrheit der 2.027 befragten Kraftfahrer das Baustellenmanagement als mittelmäßig bis schlecht bewerten. Außerdem vermissen rund 35 bis 38 Prozent der Befragten eine zügige Abwicklung der Bauarbeiten. So befürworteten es 87 Prozent der Befragten, die Bauzeit auf Autobahnen durch Wochenend- und Nachtarbeit zu verkürzen.

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