Volvo-Oldtimer Tradition bewahren

Age Widme, Volvo Foto: Thomas Kueppers 18 Bilder

Manche Transporteure bleiben ihrer Lastwagenmarke ewig treu. So auch der Norweger Åge Widme, bei dem nichts anderes als Fahrzeuge von Volvo zum Einsatz kommen.

Wer die E6 in Norwegen kennt, den sogenannten Königsweg von Oslo nordwärts durch das weite Land, mag den Speditionshof mit seinen blauen Volvo schon gesehen haben. Er liegt zwischen Ringebu und Vinstra direkt an der Straße. Das Transportunternehmen von Åge Widme besitzt sieben moderne Lastzüge mit offener Pritsche und Heckladekran, die meisten davon sind FH 16 mit der maximalen Motorisierung von 750 PS. Gegründet wurde das Unternehmen vor über 80 Jahren vom Nachbarn. Dessen Sohn verkaufte es 1988 an Åge Widme. Seit 2013 hat wiederum dessen Junior Odd Arne die Geschäftsführung übernommen – was dem Vater mehr Zeit für sein Hobby lässt, nämlich die Fahrzeugveteranen.

Schöne "Rundnose"

Sein ältester Volvo steht sogar im eigenen privaten Museum. Åge Widme hat die Ende der 80er-Jahre stillgelegte Meierei gekauft und zeigt dort, wie mühsam das Geschäft des Milchtransports war, bevor die modernen Sammelwagen mit ihren Edelstahltanks und Saugpumpen aufkamen. Da wurden die vollen Kannen noch mit purer Muskelkraft auf die Ladefläche gewuchtet. Der kleine Pritschenwagen trägt nicht einmal, wie all seine Nachfolger, eine sichtbare Typenbezeichnung mit Nummer. Stattdessen wird er passenderweise als "Rundnose" bezeichnet. Der im Museum stammt aus dem Jahr 1946 und hat unter der Haube einen Benzinmotor mit 86 PS.

Schöne runde Hauben haben auch zwei weitere alte Volvo, je ein 465 und 495 aus dem Jahr 1963, die ebenfalls zur Sammlung gehören. Doch zu Åge Widmes liebstem Lastwagen hat sich der F 89 entwickelt, ein Pritschenwagen, der vor seiner Restaurierung für ein anderes Unternehmen Linienverkehre zwischen Norwegen und Polen erledigte. Das Fahrerhaus ist noch eng, aber urig, die Halbgänge werden mit einem Paddel vorgewählt, das aus dem Motortunnel ragt, und der Turbo pfeift ein eigenwilliges Lied, wenn die Spitzenleistung von 330 PS abgerufen wird.

Die F-Serie als Schitt in die Zukunft

Die folgende F-Serie, die als Typ 10 und 12 im Jahr 1977 auf den Markt kam, war ein großer Schritt in die Zukunft. Schon die Flachdachkabine bot ungleich mehr Innenraum, erst recht die 1979 nachgeschobene Hochdachvariante Globetrotter. Und der Fahrerplatz war eine gediegene Kommandozentrale mit von innen leuchtenden Schaltern aus farbigem Kunststoff. Ab 1987 kam der F 16 dazu mit einer für Sechszylinder bis dahin unvorstellbaren Kraft. Der von Åge Widme ist ein 91er-Modell, Sonderversion Privilege mit feinerer Kabinenausstattung und 495 PS. Der prächtige Anhängerzug mit seinen für Norwegen typischen sechs Achsen versorgte die Ölbohrindustrie entlang der Westküste mit eiligen Materiallieferungen. Jetzt macht er nicht nur seinem Besitzer Freude, sondern auch vielen Volvo-Freunden, denn Transportgeschichte wird in diesem Land großgeschrieben: Es gibt mehr Veranstaltungen, bei denen die Nutzfahrzeugveteranen im Mittelpunkt stehen, als Truckshows für die modernen Schönheiten.

Anfang der 90er-Jahre war der F 16 als Kofferzug mit linksseitigen Faltwänden, aufgebaut von Ekeri in Finnland, ein absoluter Fahrertraum, erst recht in der Privilege-Version. Der Kontrast zum Vorgänger ist extrem, plötzlich gab es reichlich Lebensraum hinter der riesigen Frontscheibe. Der Schalthebel zeigt sich knubbelig kurz, die Schalter leuchten bei Nacht in diversen Farben. Das Kupplungsmaul für die Anhängerdeichsel ist, wie im Norden üblich, zur Seite offen.

Eine Zeit, in der Komfort noch eher zweitrangig war

Der F 89 zeugt von einer Zeit, in der das Thema Fahrerkomfort noch eher zweitrangig war. Der Platz hinter dem Lenkrad war eng geschnitten, die geteilte Frontscheibe nahe. Immerhin hatte der kleine Drehzahlmesser schon einen grünen Bereich. Fahren aber ließ er sich großartig, und die Robustheit dieser Baureihe ist legendär. Mit dem kleinen Hebel konnte man den Anhänger getrennt anbremsen. Der Schalthebel ragte schräg nach vorn, das machte die Armbewegungen leichter.

Die Baureihe Rundnose produzierte Volvo von 1939 bis 1954. Der Typ LV 120 wird von einem 3,7-Liter-Benziner angetrieben, das Vierganggetriebe ist unsynchronisiert. Die Armaturen und Schalter sind auf das Wesentliche reduziert. Milchfahrer mussten damals noch sehr hart schuften und die Kannen von Hand verladen. Gern springt Åge Widme noch selbst ein, wenn dringend etwas zu fahren ist. Aber seine größte Freude sind jetzt seine Veteranen und das kleine Meiereimuseum.

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