Truck-Rennen auf dem Slovakiaring Eine weitere Galavorstellung des Champions

Foto: Richard Kienberger & Mathias Schröder 42 Bilder

Auf dem Slovakiaring hat Norbert Kiss am Wochenende geschafft, was seit Einführung des Reverse Grid in den Championship-Rennen 2 und 4 kaum noch vorkommt: Er gewann alle vier Wertungsläufe.

Eigentlich gab es beim zweiten Rennen der aktuellen Truckracing-Europameisterschaft nur einen überraschenden Moment: Am Samstag, im ersten Qualifying und in der anschließenden Superpole kam Jochen Hahn bis auf 54 Hundertstel Sekunden an die Rundenzeit von Norbert Kiss heran. So knapp war dem Europameister der vergangenen Jahre in letzter Zeit noch niemand auf die Pelle gerückt.

Doch so unerfreulich die Feststellung für Hahn auch sein mag: Es war wohl eher ein kurzer Ausrutscher des Konkurrenten als eigene Stärke, die zu dem knappen Ergebnis geführt hatte. Kiss zeigte sich auch im anschließenden Interview unzufrieden mit der eigenen Performance – was aber am Sonntagabend, nach Abschluss des Gastspiels der Truckracer auf einem der längsten Rundkurse Europas, völlig unerheblich war. Denn Kiss schaffte, was seit Einführung des Reverse Grid in den Championshipraces 2 und 4 kaum mehr vorkommt: Er gewann in der Slowakei alle vier Wertungsläufe. Vier Rennen, vier Siege – das hat es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben, es unterstreicht die derzeitige Dominanz des Ungarn.

Wobei ja nicht nur das Ergebnis verblüffend ist. Sondern auch die Art und Weise, wie der Fahrer mit der Startnummer 1 das Full House geschafft hat. In den Läufen 2 und 4, als Kiss vom achten Startplatz aus ins Rennen gehen musste, legte er sich seine Konkurrenten nahezu nach Belieben zurecht. Zupass kommt ihm dabei sicherlich, dass er auf dem Slovakiaring (der nicht allzu weit von Ungarn entfernt ist) vermutlich schon einige Hundert Runden mehr absolviert hat als der Rest des Feldes. Andererseits sind die Top-Konkurrenten ja auch schon einige Jahre im Geschäft und wissen eigentlich, wie dieses funktioniert. Doch Kiss setzt seine Attacken zentimetergenau am richtigen Punkt an, um dann – oft einige hundert Meter später – genau in der richtigen Position zu sein, scheinbar mühelos und blitzsauber auch an Schwergewichten wie Jochen Hahn, Antonio Albacete oder Sascha Lenz vorbeizuziehen.

Am Ende der Rennen stehen dann trotz zum Teil schwieriger Bedingungen 20.250 oder 5.898 Sekunden Vorsprung in der Ergebnistabelle. Es war erneut Jochen Hahn, der in den Rennen 2 und 4 mit einem Rückstand von 1.760 beziehungsweise 3.710 Sekunden den Seriensieger wenigstens noch im Blick hatte.

Mit dem zweiten Platz am Sonntagnachmittag entschädigte sich Hahn für einen verkorksten Tag, er konnte im Zeittraining seine gute Performance vom Vortag nicht wiederholen und schien komplett „verwachst“ zu haben, wie man im Skisport sagt. Platz 6 in der Superpole ist sicherlich ein Ergebnis, mit dem der Ex-Champion nicht zufrieden sein kann. Sascha Lenz im MAN machte seine Sache deutlich besser, er holte sich den Startplatz in Reihe 1 neben Kiss und verbesserte sich damit im Vergleich zum Vortag um zwei Plätze.

Regen und zwei Trucks im Kiesbett

Die Samstagsrennen waren nicht nur wegen des souveränen Auftritts von Kiss etwas Besonderes. Der Auftakt konnte nur mit Verzögerung gestartet werden, weil wenige Minuten vor dem geplanten Start ein gewaltiger Wolkenbruch die Strecke unter Wasser setzte. Die nächste, etwas weniger heftige Regenfront erreichte den Slovakiaring dann pünktlich zum Start des zweiten Championshiprace. Trotz der schwierigen Bedingungen gab es keine nennenswerten Ausfälle zu verzeichnen.

Das änderte sich dann am Sonntag beim Start zum dritten Wertungslauf des Wochenendes, diesmal bei gutem Wetter. Da steckte der junge Portugiese Jose Eduardo Rodrigues im Kiesbett von Kurve 1 fest. Das Rennen wurde abgebrochen und neu gestartet, nachdem Rodrigues blauer MAN aus dem Kies gezogen worden war. Beim Neustart erwischte es an gleicher Stelle Steffi Halm – doch diesmal entschieden die Kommissare auf gelbe Flaggen statt auf rote, was Halm verständlicherweise gewaltig ärgerte, während sie den Wettstreit der Konkurrenten nur als Zuschauerin verfolgen konnte. Was dann dazu führte, dass die einzige Fahrerin im Starterfeld im abschließenden Lauf mit „dickem Hals“ aus der letzten Startreihe bis auf Platz 5 vorfuhr.

Hinter Seriensieger Kiss haben sich die Verfolger noch nicht wirklich sortiert. Hahn hält nach der zweiten Runde mit einem Zugewinn von 36 Punkten einen schmalen Zwei-Punkte-Vorsprung vor Albacete, der sein Konto in der Slowakei um 40 Punkte aufstockte. Den Oldie im Pulk trennen wiederum elf Punkte von Sascha Lenz (zweimal Podium und ebenfalls 36 Punkte auf dem SK-Ring). Andre Kursim, der sich auf dem Slovakiaring zwei Podestplätze erkämpft hatte, folgt mit wiederum elf Punkten Abstand auf der fünften Position. Etwas überraschend: Den sechsten Platz belegt Jose Eduardo Rodrigues – ein Riesentalent, der das Zeug dazu hat, der erfolgreichste Racer in der portugiesischen Trucksport-Familie zu werden. Was Opa Eduardo und Papa Jose, die immer mit dabei sind, natürlich sehr freut.

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