Auf der Messe Transport Logistic 2019 drehte sich viel um Digitalisierung. Automatisierung, Blockchain und Künstliche Intelligenz sind im Kommen.
Auf der Weltleitmesse Transport Logistic 2019 drehten sich viele Lösungen und Vorträge um die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung. Prof. Michael ten Hompel, Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), plädiert für eine offene Supply-Chain-Plattform auf Open-Source-Basis in Europa und hofft dabei auf eine automatisierte multimodale Transportplanung. Grundlage dafür sei die Künstliche Intelligenz (KI) – beziehungsweise vor allem das maschinelle Lernen.
Die Logistik lasse sich komplett in Regeln abbilden – ähnlich wie die Geometrie. „Die Logistik ist folglich in sich berechenbar – auch wenn das nicht heißt, dass wir alles vorhersagen können.“ Und das wiederum werde unter KI gefasst. Es gehe um komplexe Datenmengen und darum, in diesen Muster zu erkennen. Dabei werde KI von einem Drittel als Gefahr angesehen – aber auch bereits von zwei Dritteln als Chance eingeschätzt.
DB Schenker setzt schon auf KI
Dr. Joachim Weise, Senior Vice President Data Strategy and Analytics bei DB Schenker, gehört zur zweiten Gruppe. Sein Unternehmen setzt bereits auf KI und nutzt diese für Nachfrage-Prognosen, die Kapazitätsplanung sowie bei der Automatisierung von Prozessen. Diese Technologie werde die Branche verändern, ist er sich sicher. DB Schenker habe daher auch bewusst eine eigene Abteilung dafür ins Leben gerufen. Ob Predictive Pricing (vorausschauende Preisanpassung) oder Volumenprognose – die Voraussetzung sei immer das Vorliegen von Massendaten – „die auch noch qualitativ hochwertig sein müssen“, erklärte Weise. Oft hapere es aber genau daran, diese beispielsweise von den Carriern zu bekommen.
Nach seinem Dafürhalten gebe es sicherlich noch ethische Fragen, wie etwa beim autonomen Fahren. „An dem Punkt sind wir in der Logistik aber noch nicht. Wir wollen verstehen, wo sich die Flurförderfahrzeuge bewegen – aber eben nicht den Mitarbeiter zu überwachen“, erläuterte er. Dies sollen ohnehin lediglich unterstützt, nicht aber durch die Automatisierung durch Maschinen ersetzt werden. Was es allerdings brauche, sind „zunehmend andere Jobprofile in der Logistik“. Den guten Speditionskaufmann brauche es weiterhin, wenn er auch durch KI unterstützt werde. In dem Zusammenhang gelte es zudem, die Mitarbeiter im Unternehmen weiter zu qualifizieren.
Oliver Wyman sieht Disruptionsgefahr
Laut Joris D’Inca, Partner beim Beratungsunternehmen Oliver Wymann, droht durch den Einsatz von KI aber durchaus auch Gefahr – allerdings aus einer anderen Ecke. „Innovative Start-ups sind dabei, das klassische Speditionsgeschäft komplett zu digitalisieren“, erklärte er. Vor allem US-amerikanische und chinesische Start-ups drängten mit viel Kapital an den Markt – mit der Gefahr, bisherige Geschäftsmodelle zu zerstören. Die etablierten Logistiker seien daher gut beraten, sich auf die Digitalisierung einzulassen.
Blockchain hat nicht in der Logistik verloren
Alexander Hoffmann wiederum ist als CEO des Berliner Start-ups TNX Logistics Teil der digitalen Revolution. Sein Unternehmen nutzt KI für die tägliche Lkw-Transportplanung. Die Cloud-basierte Software des Dienstleisters hilft Logistikern und Verladern dabei, „jede Fracht optimal zu transportieren“, so Hoffmann. Dabei sei es unerheblich, ob es sich um eigene Fahrzeuge, die von Subunternehmern oder auch am Spotmarkt zugekauften Frachtraum handelt. Der Erfolg liegt laut dem TNX-Chef auf der Hand: eine nachhaltige Verbesserung der Transportkosten zwischen sieben und zehn Prozent, Vermeidung von Leerfahrten sowie eine Reduktion von CO2-Emissionen. Doch bei aller Begeisterung sieht er auch die Grenzen der Digitalisierung: „Die Blockchain hat in der Logistik nichts zu suchen“, sagte er. Denn letztlich gebe es immer eine physische Ware, die übergeben werden muss. „Und ich muss drauf vertrauen, dass der Fahrer die Zustellung auch wirklich vorgenommen hat“, erklärte er. Ob das nun in der Blockchain dokumentiert sei oder nicht, ändere jedenfalls nichts an den Fakten.