Schwertransporte Begleitung Polizei-Eskorte – muss das sein?

Schwertransporte Begleitung, Nachtransport Foto: Norbert Böwing 10 Bilder

Franz-Josef Göcke von der Autobahnpolizei Lingen erklärt, wie Schwertransporte auch ohne seine Kollegen sicher ans Ziel kommen.

Den Anstieg der vielen Großraum- und Schwertransporte (GST) bekommt auch die Polizei zu spüren. Immer häufiger wird sie zur Begleitung herangezogen. Die Gesetze und Verordnungen dazu sind eindeutig: Ab einer bestimmten Größe der Fahrzeuge führt kein Weg daran vorbei. Allerdings entsprechen diese Bestimmungen teilweise nicht mehr der Realität auf der Straße. Schwertransporte müssen stehen bleiben oder verspätet fahren, weil die Polizei durch andere Einsätze gebunden ist. Begleiten die Beamten dann einen Transport stundenlang, fehlt ihnen diese Zeit für die Kriminalitätsbekämpfung und Verkehrsüberwachung. Daher suchen die Behörden nach Möglichkeiten, die Transporte auch ohne Eskorte durchzuführen. Zum Beispiel im Emsland:

Rotorblatt auf Straße, Schiene oder Wasser

Dort hat ein Hersteller von Windenergieanlagen ein Rotorblattwerk errichtet. Die Blätter haben alle dieselben Maße. Für den Schienentransport fehlen entsprechende Waggons und eine Entlademöglichkeit im Zielbahnhof. Aus Umweltgründen prüft die Firma immer, ob ein Transport mit dem Binnenschiff möglich ist. Häufig bleibt jedoch nur der reine Straßentransport übrig. Der entsprechende Schwerlastzug ist 57 Meter lang, vier Meter breit und 4,30 Meter hoch. Das Gesamtgewicht liegt bei 60 Tonnen.

Problemstellungen beim Straßentransport

Nach der Entscheidung des Herstellers, welche Komponenten genau im Werk in Haren/Ems hergestellt werden, haben sich auf Initiative der zuständigen Polizeiinspektion alle beteiligten Behörden, die Herstellerfirma und ein erfahrenes Transportunternehmen zusammengesetzt. Ziel: Die möglichen Probleme bei einem Straßentransport erörtern. Voraussetzung war, dass nur gleiche Baukomponenten produziert werden, sodass immer dieselben Parameter bei der Durchführung der Transporte gelten. Für den Weg vom Werk zur Autobahn kam nur eine bestimmte Strecke in Frage.

Um exakte Daten für ihren möglichen Aus- oder Umbau zu erhalten, wurde eine Testfahrt mit einem 50 Meter langen Schwerlastsattelzug vereinbart. Bei dieser Testfahrt zeigte sich, dass die Strecke für einen Straßentransport so nicht geeignet war. Die Straße musste erweitert, eine Mittelinsel und ein Ampelmast entfernt werden. Ein Ingenieurbüro entwickelte eigene Schwerlastspuren neben den eigentlichen Fahrspuren. Die Kosten für Planung und Ausbau übernahm der Windanlagenhersteller.

Schwertransport ohne Polizei-Eskorte

Nun galt es, die Schwertransporte auch ohne Polizeibegleitung zu organisieren. In Abstimmung mit den beteiligten Behörden wurde ein detaillierter Auflagenkatalog erarbeitet, der den Ablauf des Transportes bis zur Autobahn beschreibt und vorgibt: Die Rotorblätter werden immer zu dritt im Konvoi transportiert. Die auf dem Weg liegende Ampelanlage kann per Schlüssel entsprechend geschaltet werden. Bis zur Auffahrt auf die A  31 fahren die drei Transportfahrzeuge dicht aufgeschlossen und sind nach hinten jeweils mit einem BF-3-Fahrzeug abgesichert, das nach hinten "Überholverbot" anzeigt. Wegen der Länge der Züge muss die jeweilige Autobahnauf- und abfahrt für den übrigen Verkehr gesperrt werden.

Diese Aufgabe übernimmt – ebenso wie den Abbau von Verkehrsschildern – eine private Firma. Die manuellen Sperrmaßnahmen sind jedoch nur übergangsweise gedacht. Sowohl an den Auf- und Abfahrten der Anschlussstelle Haren als auch im Schüttorfer Kreuz sind vollautomatische Verkehrsbeschilderungen geplant, die stufenweise per iPad geschaltet werden können. Deren Wartungskosten trägt der Windradhersteller. Inzwischen gehen jeden Abend ein bis drei Konvois mit Komponenten aus Haren/Ems auf die Reise – reibungslos und sicher, auch ohne Polizeieskorte.

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