Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal fahren noch immer unzählige privat organisierte Hilfstransporte ins Ahrtal und bringen, was gebraucht wird.
Am Steuer sitzen Berufskraftfahrer, die sich Urlaub nehmen, um zu helfen, an jedem freien Wochenende Hilfstransporte organisieren, unterstützt von ihren Familien und ihren Arbeitgebern, die die Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Einer von ihnen ist Frank Cremmans, der für die Transporte Conrads GmbH in Übach-Palenberg fährt.
Frank erzählt: „Das erste Mal war ich direkt nach der Flut im Ahrtal. Noch als in der Nacht die Nachrichten liefen hat mein Chef, Guido Conrads, alle von der Belegschaft angerufen und gefragt, wer mit aufräumen kommt. Wir sind mit der ganzen Belegschaft und allen Fahrzeugen losgefahren. Dann haben wir erstmal Tag und Nacht Müll und Schutt weggeräumt. Als Entsorgungslogistiker und Baustofftransporteur hatten wir ja das richtige Gerät und die richtigen Fahrzeuge außerdem sind wir auch die, die das können.“
Frank und seine Kollegen gehören zu den Ersthelfern im Ahrtal. Sie sorgen dafür, dass Straßen wieder frei, Plätze wieder nutzbar werden und machen damit weitere Hilfe erst möglich. Zurück in Übach-Palenberg gehen Frank die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Er beginnt, Spielzeug zu sammeln, um den von der Flut betroffenen Kindern eine Freude zu machen. Frank kehrt als Weihnachtsmann ins Ahrtal zurück und trifft eine Entscheidung: „Bei dieser Lieferung dachte ich: Du bist nicht zum letzten Mal hier.“ Von nun an sammelt Frank alles Mögliche und baut sich ein Netzwerk auf. Schnell finden sich weitere Unterstützer für Spendenaktionen.
„Fahren kann ich immer“
Der Bauunternehmer Werner Prepols gehört ebenfalls zu den aktiven Helfern. Selbst als er im Dürre-Sommer 2022 durch einen fremdverursachten Brand sein Haus und seinen Betrieb verliert, fährt er weiter Baustoffspenden ins Ahrtal, dann eben in einem ausgeliehenen Lkw: „Ich kann gerade nichts mehr spenden, aber fahren kann ich immer“, ist sein Motto. Werner Prepols ist auch 2023 mit dabei und unterstützt die Hilfslieferungen mittlerweile wieder mit eigenen Fahrzeugen. Unermüdlich sammelt Frank Spenden und organisiert Hilfstransporte. Die Spedition Pütz aus Übach-Palenberg schließt sich der Helfergruppe an, die Schreinerei Heffels aus Haaren spendet regelmäßig, vom Gartenbaubetrieb Barkovski kommen 140 Bäume und Dirk Mohrs, Filialeiter des MoBau spendet regelmäßig Baustoffe.
Anlaufstelle und Verteiler für die Spenden ist das Baustoffspendenzentrum in Erftstadt. Dort sitzt Tibor Shady vor vier Telefonen und organisiert die Verteilung. TSFK – Tibor Shady freiwilliges Krisenmanagement heißt seine Organisation, die sich die Zusammenführung von Kontakten und Beziehungen zur Krisenbewältigung zur Aufgabe gemacht hat. Tibor setzt sich beharrlich für die Opfer der Ahrtalflut ein und kämpft mit Erfolg dafür, dass das Baustoffzentrum auch in diesem Jahr geöffnet bleibt. Warum er sich das antut? „Einer muss es ja machen“, antwortet er lächelnd und greift zu dem nächsten seiner ständig klingelnden Telefone. Wer helfen möchte, findet Franks Helfergruppe auf Facebook unter „HS hilft NRW-RLP/Ahrtal“.
