MAN übergibt E-Lkw an CNL Praxiserprobung läuft an

MAN CNL eTGM-Übergabe Foto: MAN 9 Bilder

Gemeinsam mit dem österreichischen Council für nachhaltige Logistik (CNL) schickt MAN neun Elektro-Lkw auf TGM-Basis in die Praxiserprobung. 2019 sollen die 26-Tonner in einer Kleinserie vom Band in Steyr laufen.

Wo man sich auch umschaut – der Verteilerverkehr liegt im Fokus der Elektrifizierung von Lkw. Viele Hersteller wollen ihre ersten Elektro-Trucks genau in diesem Segment platzieren, und das aus guten Gründen.

In urbanen Gebieten ballt sich der Verkehr, die Städte kämpfen mit täglichen Staus. Transportaufträge bei Nacht auszuführen, würde dem entgegenwirken – und wäre mit leisen Elektro-Lkw realisierbar. Auch die Bevölkerung ist von den Stromern angetan, ihr ökologisches Gewissen wird immer ausgeprägter. Der lokale Ausstoß von CO2, Stickoxiden und Feinstaub, die Lärmbelästigung durch Verbrennungsmotoren – all diese Probleme, die in Zukunft auch Fahrverbote zur Folge haben werden, kann ein elektrifizierter Antriebsstrang ausräumen. Und sein größter Nachteil, die aufgrund des Gewichts und der Größe der aktuellen Batteriegeneration begrenzte Reichweite, ist im Verteilerverkehr mit überschaubaren Tageskilometerleistungen kein Hindernis.

Elektro-Lkw-Kleinserie in 2019

Neben Mercedes mit dem eActros und Volvo mit FL und FE Electric will nun also auch MAN mit dem eTGM einen batterie-elektrischen Lkw erproben, um ihn schon bald in Serie anzubieten. Genau diese Serienfertigung, die Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands der MAN Truck & Bus AG, zunächst auf das Jahr 2019 datiert und mit einem Volumen von 50 bis 100 Fahrzeugen konkretisiert, soll der Testlauf bei neun Partnerunternehmen des österreichischen Council für nachhaltige Logistik (CNL) vorbereiten. Die Fahrzeuge sind dabei den Kundenwünschen entsprechend konfiguriert und kommen als 6x2-Fahrgestelle mit Kühlkoffer und Ladebordwand bei Hofer, Metro, Rewe und Spar, als 6x2-Fahrgestelle mit Wechselbrückenaufbau bei Gebrüder Weiss, Quehenberger Logistics und Schachinger Logistik, als 6x2-Fahrgestell für den Getränketransport bei der Stieglbrauerei und als 4x2-Sattelzugmaschine für die Werkslogistik bei Magna Steyr zum Einsatz. Allesamt werden sie im regulären Logistikbetrieb fahren und dabei Erfahrungen und Daten sammeln, die in die Großserienentwicklung, die Drees für 2022 anpeilt, einfließen.

Die Erprobungs-Lkw sind mit einem zentral im Rahmen angebrachten Elektromotor ausgestattet, der 264 kW (359 PS) und 3.100 Newtonmeter bereitstellt. Ohne ein Getriebe wird die Antriebskraft direkt an die Räder weitergeleitet. Der Strom dafür kommt aus Lithium-Ionen-Batterien, die unter dem Fahrerhaus und seitlich am Rahmen montiert sind. Das 6x2-Solo-Fahrgestell ist mit insgesamt zwölf Batteriepaketen versehen, die mit ihrer Kapazität von 185 kWh für bis zu 200 Kilometer Reichweite gut sind. Die acht Batteriepakete der 4x2-Zugmaschine ermöglichen laut MAN eine Reichweite von bis zu 130 Kilometer. Klimaanlage, Lenkung, Luftpresser und Aufbaufunktionen wie Ladebordwand oder Kühlaggregate betreibt MAN elektrisch. Die an Vorder- und Hinterachse luftgefederten Lkw können dazu Bremsenergie zurückgewinnen und als elektrische Energie in den Batterien zwischenspeichern. Innerhalb einer Stunde sollen die Batterien mittels CCS-Standard Typ 2 (Gleichstrom mit 150 kW) wieder aufgeladen werden können, wenngleich auch Ladevorgänge mit Wechselstrom mit 22 und 44 kW möglich sind.

eTGM-Fertigung in Steyr

Ebenso wie die konventionellen TGM und TGL werden die eTGM im MAN-Werk in Steyr gefertigt. „Unsere Mitarbeiter wurden für Hochvolt-Systeme geschult, erforderliches Equipment wurde beschafft und Sicherheitsbereiche eingerichtet. Auch das angepasste Wartungskonzept für eTrucks haben wir hier entwickelt und Servicepersonal aus Wien, Graz und Salzburg geschult", erklärt Dr. Ulrich Dilling, Vorstand für Produktion und Logistik bei MAN Truck & Bus. Auch wenn MAN den zunächst anvisierten Zeitplan für das Projekt laut Drees „nicht ganz halten" konnte, ist auch Max Schachinger voller Zuversicht.

„Über die Schritte jedes Einzelnen hinaus verbinden wir uns für ein noch größeres Ganzes und setzen mit den ersten e-Trucks und MAN Taten um: das Ende des fossilen Zeitalters ist eingeläutet und die Zukunft der nachhaltigen Mobilität beginnt heute", sagt der Gründer des CNL, das sich aus 18 Unternehmen aus den Bereichen Handel, Logistik und Produktion zusammensetzt. Seine Rechnung ist einfach: In einem Jahr verbrauche die Menschheit aktuell mehr fossile Treibstoffe als in einer Million Jahre entstanden sei. Der Druck, auf alternative Antriebe zu setzen, sei in der Logistik so groß wie nie. Auch zu Erdgas-Lkw hat der Initiator eine klare Meinung: „Wir wollen keine halben Sachen machen. Wir wollen gleich aufs richtige Pferd setzen und eine langfristige, tiefe Furche einschlagen", so Schachinger. Mit Erdgas sei man wieder abhängig von Lieferanten aus dem Ausland, würde außerdem Jahre an Umstellung brauchen. „Das Pferd der Verbrennungsmotoren ist nicht nur ausgeritten, es ist wahrscheinlich schon tot." Von der Politik wünscht er sich die richtige Weichenstellung, ein langfristiges und nachhaltiges Denken sowie echte Stakeholder-Dialoge. Aktuell erlebe man trotz positiver Tendenzen manchmal aber, dass „scheinbar die ganze Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Kinder" von ein „paar Flüchtlingsrouten" abhänge.

Praxiserprobung als Teil der eMobility Road Map

Immerhin: Die Praxiserprobung der neun MAN eTGM wird im Zuge des Projekts „Megawatt" durchgeführt und mit Mitteln des Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung im Rahmen des Programms „Leuchttürme der Elektromobilität" mit gut drei Millionen Euro gefördert.

MAN wiederum sieht die gemeinsamen Praxistests mit dem Council für nachhaltige Logistik als Teil der eMobility Road Map des Unternehmens. Folgen soll Ende 2018 die Präsentation des batterie-elektrischen Busses Lion's City E, der ab 2020 in den Markt eingeführt wird. Auf dem Weg hin zum flächendeckenden Einsatz von elektrifizierten Nutzfahrzeugen will MAN die Kunden dazu mit dem neuen spezialisierten Beratungsteam MAN Transport Solutions unterstützen: Fragen rund um die Ladeinfrastruktur, den Energiebedarf der Fahrzeuge, Wartungskonzepte und die Flottenauslegung stehen hier im Fokus.

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