KEP-Branchenstudie 2018 BIEK fordert flächendeckende Ladezonen

KEP-Studie: Dr. Klaus Esser, Dr. Florian Gerster, Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) und BIEK-Geschäftsführer Marten Bosselmann (von links). Foto: Christian Lietzmann

Die KEP-Branche wächst weiter. 2017 haben die KEP-Unternehmen erstmals 3,35 Milliarden Sendungen befördert – rund 190 Millionen mehr als im Vorjahr. Der Markt verzeichnet ein Plus von 6,1 Prozent.

Das entspricht im Schnitt mehr als 11 Millionen Sendungen pro Zustelltag und deutlich mehr als 6 Millionen Kunden täglich. Das sind die Ergebnisse der KEP-Studie 2018, die der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) einmal pro Jahr herausgibt.

Aufgrund des wachsenden Onlinehandels im Privatkundengeschäft (B2C) steigt demnach vor allem der Bereich der Paketsendungen. Er ist 2017 im nationalen Markt um rund 9,7 Prozent gewachsen und hält mittlerweile rund 55 Prozent am Gesamtmarkt. Gleichzeitig geht damit der Anteil der Express-/Kuriersendungen wie auch schon in den Vorjahren nochmals leicht zurück. Auch bei den Erlösen pro Sendung ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Lagen diese 2016 noch bei 5,85 Euro pro Sendung, sind sie 2017 auf 5,78 Euro gesunken. "Das liegt zum einen am Struktureffekt, denn es gibt mehr leichtere B2C-Sendungen, die preislich etwas günstiger sind", erläutert Dr. Klaus Esser von der KE-Consult Kurte & Esser, die regelmäßig die Zahlen für den Branchenverband erhebt. "Aber auch der hohe Wettbewerb im Markt führt zu einem gewissen Rückgang bei den Erlösen", fügt er hinzu.

Harter Preiswettbewerb

Zudem lasse die Zahlungsbereitschaft der Kunden zu wünschen übrig. "Der Preiswettbewerb ist hart", sagt Dr. Florian Gerster, Vorstandsvorsitzender des BIEK. Da aber alle Unternehmen dem gleichen Druck ausgesetzt sind, kann aus Sicht des Verbandes dieser nicht beliebig fortgesetzt werden. "Es muss ein Umdenken stattfinden", betont er. E-Commerce-Anbieter würden damit werben, dass Sendungen kostenlos zugestellt werden. Das suggeriert, dass der Transport ein Nebenthema ist. "Es müsste heißen: Wir übernehmen die Versandkosten für Sie", appelliert Gerster. Nur so könne die Wertschätzung der Bevölkerung gesteigert werden für die vielen Menschen, die die Dienstleistung erbringen. Auch der Fahrermangel sei ein ständiges Problem. Wichtig sei hier eine ordentliche Bezahlung. "Alle Unternehmen, die wir vertreten, zahlen deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn", sagt Gerster. Gleichwohl wäre es gut, hier noch eine Schippe drauf legen zu können. Doch das erfordere eine bessere Erlössituation.

Höchste Kosten auf der letzte Meile

Die höchsten Kosten fallen auf der letzte Meile an, vor allem dann, wenn die Zustellung beim ersten Versuch nicht glückt. Die KEP-Dienste seien daher dabei, andere Lösungen als die Haustürzustellung zu etablieren – wie Paketshops. Gleichzeitig müsste die Zustellung an Privatadressen mehr kosten als die Abholung in den Shops.

Die KEP-Dienste entwickeln digitale Innovationen, automatisieren Prozesse und steigern so ihre Effizienz. "Das Wachstum lässt sich nicht alleine mit mehr Mitarbeitern auffangen. Es braucht smarte Lösungen", sagt Esser. Das beginnt in den Depots, wo Sendungen automatisch gescannt und zugeteilt werden. Damit fertigen die Sortieranlagen mehr Pakete ab. "Die Branche ist bereits digital", betont er. Das begann vor Jahren mit der statischen Tourenplanung, bei der das Sendungsvolumen und die Zustellreihenfolge automatisch zusammengestellt wurden.

Inzwischen planen Programme Touren dynamisch. Software optimiert die Tourenplanung, sodass Sendungen kurzfristig storniert oder umgeleitet werden können. Empfänger können Sendungen selbst steuern, Verzögerungen werden vermieden. Das helfe, die Auslastung der Fahrzeuge zu steigern, unnötige Verkehre zu vermeiden und schon beim ersten Versuch zuzustellen. Und auch der Handel profitiert: Retouren werden schneller abgewickelt, sie gelangen rasch in den Verkauf zurück, Lagerbestände sinken.

Sendungszuwachs bis zu 5,5 Prozent

Für das laufende Jahr ist mit einem Sendungszuwachs von bis zu 5,5 Prozent zu rechnen. Die wachsende Nachfrage bedienen die KEP-Dienste immer schneller und individueller. Im Einsatz sind 140.000 Fahrzeuge. Das Wachstum im Online-Handel erhöht gleichzeitig die Zahl der innerstädtischen Lieferverkehre. Städte wie Hamburg haben erste Fahrverbote für Dieselfahrzeuge ausgesprochen. Bislang sind Lieferfahrzeuge davon nicht betroffen. "Jede Sendung wird auch mit einem Euro-5-Diesel den Zielkunden erreichen können", sagt Gerster. "Wir sind aber dennoch daran interessiert, dass die Fahrzeugflotten modernisiert werden", fügt er hinzu. Die Unternehmen investierten hier bereits eine Menge und setzen zunehmend batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge ein, um die Innenstädte von Lärm und Emissionen zu entlasten. "Das muss vom Bund gefördert werden", sagt Gerster. Hier sei der Verband im engen Austausch mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Auch der Einsatz von Lastenrädern helfe ganz erheblich die Situation auf der letzten Meile zu entschärfen.

Verkehrsbelastung durch Zustellfahrzeuge

Ein weiteres Problem ist die Verkehrsbelastung durch Zustellfahrzeuge, die häufig in zweiter Reihe anhalten und damit den Verkehr stören. Der BIEK fordert, flächendecken Ladezonen für die Paketbranche einzurichten, die es ihnen erlauben, dort 15 Minuten zu stehen und die Sendungen zuzustellen. Zwar gebe es derlei Lieferzonen bereits, diese werden aber häufig falsch genutzt. "Die Fehlbelegungsquote liegt bei 80 Prozent – das haben wir für Köln und Leverkusen untersucht", sagt Esser. Die Forderung des Verbandes lautet, Falschparker konsequent abzuschleppen. Des Weiteren müssten mehr sogenannte City-Depots eingerichtet werden, von wo aus die Zusteller zu Fuß oder per Lastenbike unterwegs sein können, ähnlich dem Projekt Komodo, das derzeit in Berlin getestet werde.

Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Der Gesamtumsatz der KEP-Branche kletterte im vergangenen Jahr auf 19,4 Milliarden Euro (+ 4,9 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr). 2017 arbeiteten in der KEP-Branche rund 229.600 Menschen, rund 10.000 mehr als im Vorjahr. Der Verband rechnet damit, das bis 2022 in Deutschland voraussichtlich mehr als 4,3 Milliarden Sendungen jährlich transportiert werden.

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